Total Recall
Stallone, Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger? Stehen die Zuschauer jetzt mehr auf Frieden und Liebe?« An diesen Trend hatte ich mit dem Film anknüpfen wollen. Als mir die Mitarbeiter des Spielfigurenherstellers die ersten Prototypen für die Jack-Slater-Figur zeigten, legte ich gegen die Entwürfe für die Waffen mein Veto ein. »Wir sind in den Neunzigern, nicht mehr in den Achtzigern.« Statt einen Flammenwerfer zu schwingen, versetzte der Spielzeug-Slater seinem Gegner einen Boxhieb und sagte lakonisch: »Mächtig großer Fehler!« – was zugleich Slaters Slogan im Kampf gegen die bösen Buben war. Und außen auf der Packung stand: »Sei schlau, spiele nie mit echten Waffen.«
Wir legten größten Wert auf Vermarktung, Filmartikel und Werbung. Abgesehen von den Actionfiguren vergaben wir auch Lizenzen für sieben Videospiele, schlossen einen Deal mit Burger King über 20 Millionen Dollar und gaben 36 Millionen Dollar für einen sogenannten »Phantom-Ride-Film«, der in 180-Grad-Kinos in Vergnügungsparks gezeigt wurde. Mein Favorit war aber der Vertrag mit der NASA, die unseren Film für die erste kommerzielle Werbung bei einem Weltraumflug auswählte. Wir ließen »Last Action Hero« und »Arnold Schwarzenegger« auf der Außenhaut einer Rakete anbringen und veranstalteten ein nationales Preisausschreiben, dessen Gewinner auf den Startknopf drücken durfte. Etwas bodenständiger bewarben wir den Film bei den Festspielen in Cannes im Mai: Wir ließen auf einer schwimmenden Plattform direkt am Strand eine Jack-Slater-Gummipuppe aufblasen, die so hoch wie ein vierstöckiges Haus war. Und ich brach meinen persönlichen Rekord, als ich innerhalb von vierundzwanzig Stunden vierzig Fernseh- und vierundfünfzig Zeitungsinterviews gab.
Die Produktion selbst geriet inzwischen allerdings unter Zeitverzug. Bei der ersten Testvorführung am 1. Mai war der Film noch so unfertig, dass die Vorführung zwei Stunden und zwanzig Minuten dauerte, wobei man den größten Teil der Dialoge nicht verstehen konnte. Am Ende waren die Zuschauer gelangweilt. Der Zeitplan war so knapp bemessen, dass wir keine Zeit für weitere Tests hatten. Wir waren gewissermaßen zum Blindflug gezwungen, ohne das Feedback, das man normalerweise braucht, um den letzten Feinschliff vorzunehmen. Aber niemand im Studio wollte die Premiere verschieben, weil die Leute dann vielleicht geglaubt hätten, dass der Film in Schwierigkeiten steckte. Ich war einverstanden.
Wie sich herausstellte, gefiel Last Action Hero einer ganzen Menge Leute. Aber im Filmgeschäft reicht das eben nicht. Es genügt nicht, wenn die Leute einen Film mögen . Sie müssen sich für ihn begeistern. Der Erfolg eines Films hängt von der Mund-zu-Mund-Propaganda ab, denn man kann zwar zum Kinostart 25 oder 30 Millionen Dollar ausgeben, um am entscheidenden ersten Wochenende massiv für den Film zu werben, aber danach ist der Film sozusagen auf sich gestellt.
Wir sahen dem Kinostart gespannt, aber auch mit einer gewissen Unruhe entgegen. Vielleicht war es Jurassic Park zuzuschreiben, dass der Kassenumsatz am ersten Wochenende unter unseren Erwartungen blieb – 15 Millionen Dollar statt der 20 Millionen, die wir vorausgesagt hatten. Aber als deutlich wurde, dass die Leute zwar ganz zufrieden, aber nicht begeistert aus den Kinos kamen und Sachen sagten wie »Nicht schlecht gemacht«, wurde mir klar, dass wir einen Flop gelandet hatten. Und tatsächlich gingen die Kartenverkäufe am zweiten Wochenende um zweiundvierzig Prozent zurück.
Die Kritik ging weit über Last Action Hero hinaus. Die Kritiker griffen meine gesamte Filmkarriere an, als wollten sie sagen: »Was kann man von jemandem erwarten, der mit John Milius zusammenarbeitet und ständig verkündet, er werde seine Feinde plattmachen ? Das ist die Welt, wie Leute wie Schwarzenegger sie vielleicht gern hätten. Aber wir wollen eine Welt, in der es menschlich zugeht.«
Auch die Politik kam jetzt ins Spiel. Solange für mich alles gut lief, hatte man mir nie vorgeworfen, Republikaner zu sein, obwohl Hollywood und das Feuilleton generell eher liberal sind. Aber nach diesem Rückschlag stürzten sie sich auf mich. Reagan und Bush waren out, die Republikaner waren out, und out waren auch die hirnlosen Actionfilme und das ganze Macho-Gehabe. Die Zeit für Bill Clinton und Tom Hanks war gekommen und für Filme mit Tiefgang.
Ich nahm die Sache mit stoischer Gelassenheit und versuchte, sie herunterzuspielen. Auf meiner Liste
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