Total Recall
willkommen ist und dass ich ihm damit entgegenkommen und die Sache wiedergutmachen will.«
Und so wurden Sly und Bruce und ich ein Team. Zusammen flogen wir zur Eröffnung der neuesten Planet-Hollywood-Restaurants, begrüßten die lokalen Berühmtheiten, winkten in die Kameras, gaben Interviews und taten überhaupt alles, was wir tun konnten, um unsere Fans für ihre Treue zu belohnen. Im Flugzeug rauchten Sly und ich Zigarren und erzählten uns am laufenden Band Witze. Über unsere Fehde redeten wir nie. Das war typisch männlich. Wir verdrängten die Sache, als hätte es nie ein Problem gegeben, als sei nie etwas gewesen. Wir schauten lieber nach vorn.
Doch trotz all dieser glücklichen Ereignisse, spürte ich, dass ich allmählich ruhelos wurde. Es erinnerte mich an die Ruhelosigkeit, die ich nach dem dritten oder vierten Mister-Olympia-Titel empfunden hatte. Plötzlich bedeutete es mir nicht mehr viel, den muskulösesten Körper zu besitzen. Es war eine Lebensphase gewesen und ein Mittel zum Zweck. Bodybuilding hatte mich nach Amerika gebracht und mir den Einstieg in die Filmbranche ermöglicht. Ich hatte die Bodybuilding-Phase hinter mir gelassen wie ein Kind, das irgendwann nicht mehr mit seiner Holzeisenbahn spielt und sich anderen Dingen zuwendet. Natürlich würde ich immer den Bodybuilding-Sport fördern und auch für die Fitness-Idee werben. Aber der muskulöseste Mann zu sein, war jetzt nicht mehr so wichtig für mich.
Die nächste Herausforderung war gewesen, der größte Actionfilm-Star zu werden. Auch das hatte ich irgendwann erreicht. Dann war ich einen Schritt weiter gegangen: Ich wechselte ins Komödienfach. Aber auch da war mir klar gewesen, dass dies nur eine Phase sein würde.
In den sieben Jahren, die zwischen den beiden Terminator -Filmen lagen, hatte sich auch meine Einstellung gegenüber der Filmbranche gewandelt. Die ganzen achtziger Jahre hindurch hatte ich mit Begeisterung einen Film nach dem anderen gedreht. Ständig versuchte ich, mich an die Spitze zu katapultieren, meine Gage mit jedem Film zu verdoppeln, den größten Kassenhit zu landen und überhaupt der größte Star zu werden. Schlafen war mir buchstäblich verhasst. Als ich Terminator drehte, träumte ich davon, wie eine Maschine pausenlos zu funktionieren. Dann könnte ich mit Jim Cameron, der ohnehin am liebsten nachts dreht, nachts arbeiten und würde am Morgen nur kurz die Klamotten wechseln und zu einem Tageslicht-Dreh fahren, um mit einem Tageslicht-Regisseur einen Tageslicht-Film zu machen. Wäre das nicht cool?, dachte ich. Dann könnte ich vier Filme im Jahr drehen!
Aber jetzt, nach Terminator 2 – Tag der Abrechnung , sah ich die Dinge völlig anders. Ich hatte eine größer werdende Familie. Ich wollte ein angenehmes Leben führen. Ich wollte mit meiner Frau und den Kindern zusammen sein. Ich wollte erleben, wie Katherine und Christina aufwuchsen. Ich wollte mit ihnen alle wichtigen Erlebnisse teilen. Ich wollte mit ihnen in Urlaub fahren. Ich wollte zu Hause sein, wenn sie von der Schule nach Hause kamen.
Deshalb überlegte ich, wie ich meine Zeit besser einteilen könnte. Ich dachte, einen Film im Jahr zu machen, wäre genau das richtige Arbeitstempo. Die Leute hatten inzwischen akzeptiert, dass ich einer der größten Stars war, also musste ich nichts mehr beweisen. Aber sie erwarteten noch immer Filme von mir, deshalb musste ich dafür sorgen, dass ich immer wieder zurückkam und ihnen gute Filme lieferte. Wenn ich von einer Idee erfuhr oder ein Skript zu lesen bekam, das wirklich gut war und mich in irgendeiner Weise ansprach, dann wollte ich diesen Film auch machen. Aber es gab auch noch andere Dinge im Leben, und die Schauspielerei allein reichte mir nicht mehr.
Ich musste an Clint Eastwood denken, der seiner Schauspielerkarriere dadurch neuen Reiz gegeben hatte, dass er ab und zu auch Regie führte. In manchen dieser Filme hatte er selbst mitgespielt, in anderen nicht. Der Gedanke gefiel mir, neue Herausforderungen zu suchen. Clint gehörte zu den wenigen Hollywood-Größen, die in der Branche immer einen klaren Kopf behalten haben. Er war ein guter Geschäftsmann. Machte nie Verluste. Traf immer kluge Investitionsentscheidungen. Und wenn er sich für eine Sache entschied, war er mit Leib und Seele dabei, wie zum Beispiel als er sein Restaurant eröffnete und in einen Golfplatz in Nordkalifornien investierte. Schon seit ich nach Amerika kam, war er für mich ein Idol gewesen. Ich wusste nicht, ob ich
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