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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mit dem Pfad des Skorpions. Er bot kosmische Harmonie, innere Einheit und die Möglichkeit, einem Angreifer die Nieren aus den Ohren zu quetschen. Sie hatte ihn per Post bestellt.
    Es ergaben sich einige Probleme. Der Autor dieses Heftes – Großmeister Lobsang Schnapper – hatte eine Adresse in Ankh-Morpork, und jene Stadt kam wohl kaum als Quelle von kosmischer Weisheit in Frage. Zwar wurde im Text immer wieder betont, der Pfad des Skorpions diene nur friedlichen Zwecken, doch die Illustrationen zeigten immer wieder Leute, die mit dreschflegelartigen Dingen aufeinander einschlugen und dabei begeistert »Hai!« riefen. In den Kapiteln für Fortgeschrittene lernte man, Ziegelsteine mit der Handkante zu zertrümmern, über glühende Kohlen zu gehen und andere kosmische Dinge zu vollbringen.
    Magrat glaubte, daß sich der Name »Ninja« gut für ein Mädchen eignete.
    Erneut sah sie in den Spiegel.
     
    Es klopfte an der Tür. Magrat drehte sich um und öffnete. »Hai?« fragte sie. Hurker der Wilderer wich einen Schritt zurück. Er war bereits recht erschüttert – ein zorniger Wolf hatte ihn ein ganzes Stück durch den Wald verfolgt.
    »Äh«, sagte er. Dann beugte er sich vor, und seine Fassungslosigkeit schlug um in Besorgnis. »Hast du dich am Kopf verletzt?«
    Magrat blinzelte verwirrt. Dann verstand sie und nahm das Stirnband mit dem Chrysanthemenmuster ab. Ohne ein solches Band ist es praktisch unmöglich, kosmische Weisheit dadurch zu erlangen, daß man die Arme eines Gegners um dreihundertsechzig Grad dreht.
    »Nein«, erwiderte sie. »Was willst du?«
    »Ich habe ein Paket für dich.« Hurker holte es hervor.
    Es war etwa sechzig Zentimeter lang und ziemlich dünn.
    »Ein Brief gehört dazu.« Der Wilderer schob sich halb hinter Magrat, um über ihre Schulter hinweg zu lesen.
    »Es ist eine persönliche Mitteilung«, sagte Magrat.
    »Tatsächlich?« entgegnete Hurker freundlich.
    »Ja!«
    »Man hat mir einen Cent dafür versprochen, es dir zu bringen.«
    Magrat gab dem Mann eine Münze.
    »Geld schmiedet jene Ketten, mit denen man die Arbeiterklasse um ihre Freiheit bringt«, warnte sie. Hurker hatte sich nie für einen Arbeiter gehalten und war bereit, sich jeden Unsinn anzuhören, wenn er dafür einen Cent bekam.
    Er nickte unschuldig. »Ich hoffe, das mit deinem Kopf wird bald besser.«
    Magrat blieb allein in ihrer Küche-und-Dojo zurück. Sie öffnete das Paket und fand darin einen dünnen weißen Stab.
    Sie entfaltete den Brief und las: »Ich hattige nie Zeit eine Nachfolgerin auszubildigen und deshalb mußt du genügen. Ich beauftragige dich hiermitte nach Gennua zu reisen. Normalerweise würde ich mich selbigst auf den Weg machen aber das gehet leider nicht weil ich tot binne. Ella Samstag darfet NICHT den Prinz heiratigen. PS Das isset sehr wichtig.«
    Magrat betrachtete ihr Spiegelbild.
    Sie blickte auf den Brief hinab.
    »PSPS Sag den 2 alten Heksen dasse sie dich nicht begleiten sollen weil sie immer alles ruinieren.«
    Damit war der Brief noch immer nicht zu Ende.
    »PSPSPS Das Dinge neikt zu Kürbissen aber du lernst beschtimmt schnell den Umgang damitte.«
    Magrat sah einmal mehr in den Spiegel, und dann wanderte ihr Blick zum Zauberstab.
    Wie schnell sich ein bis dahin einfaches Leben in etwas sehr Kompliziertes verwandeln konnte …
    »Meine Güte!« entfuhr es ihr schließlich. »Ich bin jetzt eine gute Fee!«
     
    Oma Wetterwachs stand noch immer vor den vielen Scherben, als Nanny Ogg ins Zimmer eilte.
    »Esme Wetterwachs, was hast du da angestellt? So etwas bringt Unglück und … Esme?«
    »Sie? Sie?«
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Oma Wetterwachs verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf, als wollte sie sich auf diese Weise von einem unangenehmen Gedanken befreien.
    »Was?«
    »Du bist ganz blaß geworden. So bleich habe ich dich nie zuvor gesehen.«
    Oma nahm vorsichtig einen Glassplitter vom Hut.
    »Nun, ich bin erschrocken, als der Spiegel so plötzlich zerbrach …«, murmelte sie.
    Nanny sah auf Oma Wetterwachs’ Hand hinab: Sie blutete. Anschließend hob Nanny den Blick, musterte Oma und gelangte zu dem Schluß, daß sie nie zugeben würde, Omas blutige Hand gesehen zu haben.
    »Könnte ein Zeichen sein«, sagte sie und griff damit nach dem ersten sicheren Thema, das ihr einfiel. »So was geschieht, wenn jemand stirbt. Bilder fallen von den Wänden. Uhren ticken nicht mehr. Große Kleiderschränke rutschen die Treppe hinab und so weiter.«
    »Ich habe nie an solche

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