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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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begonnen.
    »Unter den grünen Wogen liegen sie in ihren Lacktruhen, die alten Meister. Nach menschlicher Definition sind sie tot. Und doch schlafen sie nur, schlafen Ewigkeiten lang, als wären es Stunden, warten auf den Tag des Erwachens! Die alten Meister, die weisen Männer, die den Tag vorhersahen, an dem das Meer das Land verschlingt, und sich darauf vorbereiteten, um in den barbarischen Tagen, die kommen würden, wieder aufzustehen. So wie einst ich, schlafend, liegen sie da – uralte Könige und finstere Zauberer, die gestorben sind wie Menschen sterben, ehe Atlantis versank. Die schlafend mit ihm versanken, aber die wieder aufstehen werden!
    Mir gehört der Ruhm! Ich stand als Erster wieder auf. Und ich ging dahin, wo die alten Städte lagen, an Ufer, die nicht versunken sind, sondern lediglich verschwunden waren, lange verschwunden. Die barbarische Flut fegte vor Jahrtausenden über sie hinweg, während sich die grünen Wogen über ihrer älteren Schwester in der Tiefe schlossen. An einigen dieser Orte erstrecken sich jetzt kahle Wüsten, an anderen – so wie hier – sind junge Barbarenstädte in die Höhe gewachsen.«
    Er hielt plötzlich inne. Sein Blick suchte eine der finsteren Öffnungen, die einen Korridor markierten. Ich glaube, sein geheimnisvoller Instinkt warnte ihn vor einer bevorstehenden Gefahr. Aber ich glaube, selbst er ahnte nicht, auf wie dramatische Weise unser Gespräch unterbrochen werden würde.
    Während sein Blick noch suchend umherschweifte, waren schnelle Schritte zu hören und plötzlich erschien ein Mann in der Tür – ein Mann, angeschlagen, zerlumpt und blutig. John Gordon! Kathulos sprang mit einem Schrei auf und Gordon richtete keuchend, als koste ihn die Bewegung unmenschliche Mühe, den Revolver, den er in der Hand hielt, auf den Alten und feuerte aus nächster Nähe. Kathulos taumelte, presste die Hand an die Brust, stolperte wild um sich tastend an die Wand und stürzte dagegen. Eine Tür öffnete sich und er taumelte hindurch, aber als Gordon mit einem langen Satz nachsetzte, sah er sich plötzlich einer glatten Wand gegenüber, die auch seinen wilden Schlägen nicht nachgab.
    Er wirbelte herum und taumelte wie ein Betrunkener zu dem Tisch, auf dem ein Schlüsselbund lag, den der Meister fallen gelassen hatte.
    »Das Fläschchen!«, schrie ich. »Nehmen Sie das Fläschchen!« Er packte es und steckte es sich in die Tasche.
    Im Gang, aus dem er gekommen war, konnte man schwache Geräusche vernehmen, die schnell lauter wurden, wie von einem Wolfsrudel. Ein paar wertvolle Augenblicke verstrichen, in denen Gordon nach dem richtigen Schlüssel suchte. Dann schwang die Käfigtür auf und ich sprang hinaus. Ein Anblick für die Götter waren wir, alle beide! Von Wunden und Blutergüssen übersät und in zerfetzt herunterhängender Kleidung. Meine Wunden hatten zu bluten aufgehört, aber als ich mich jetzt bewegte, brachen sie wieder auf und ließen rote Ströme zu Boden rinnen. Die Steife meiner Hände verriet mir, dass meine Knöchel zerschmettert waren. Und was Gordon anging, so sah er aus, als habe er von Kopf bis Fuß in Blut gebadet.
    Wir hetzten durch einen Gang davon, der vom drohenden Lärm weg in die entgegengesetzte Richtung führte. Ich wusste, das waren die Anhänger des Meisters, die uns verfolgten. Beide waren wir nicht in der Verfassung, um längere Strecken zu laufen, aber wir taten unser Bestes. Ich hatte keine Ahnung, wohin uns der Gang führen würde. Meine übermenschlichen Kräfte hatten mich verlassen und mich trieb einzig und allein noch die unbändige Stärke meines Willens an. Wir bogen in einen anderen Korridor ab und hatten keine zwanzig Schritte zurückgelegt, als ich mich umblickte und die ersten schwarzen Teufel um die Ecke kommen sah.
    Mit verzweifelter Anstrengung bauten wir unseren Vorsprung ein wenig aus. Aber die Verfolger hatten uns gesehen und waren selbst jetzt noch deutlich zu erkennen. Ein Wutschrei hallte zu uns herüber, dem ein noch drohenderes Schweigen folgte, als sie alle Mühe darauf verwandten, uns einzuholen.
    Unvermittelt sahen wir im Halbdunkel, nur ein kurzes Stück vor uns, eine Treppe nach oben führen. Wenn wir die erreichen würden … aber da war noch etwas anderes zu sehen.
    Zwischen uns und der Treppe hing ein riesiges Gebilde von der Decke. Eine Art eisernes Gitter mit großen Dornen am unteren Ende – ein Fallgitter. Als wir hinübersahen, ohne in unserem keuchenden Lauf innezuhalten, begann es sich zu

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