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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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hättest ein König des Neuen Imperiums werden können«, sagte er plötzlich. »Ja, des Neuen – des Neuen und zugleich unmenschlich Alten!«
    Ich schauderte, als er plötzlich ein trockenes, gackerndes Lachen ausstieß.
    Er beugte den Kopf vor, als würde er lauschen. Aus weiter Ferne waren dröhnend kehlige Stimmen zu vernehmen. Seine Lippen formten ein angestrengtes Lächeln.
    »Meine schwarzen Kinder«, murmelte er. »Sie reißen meinen Feind Gordon in den Tunneln in Stücke. Diese Kinder, Mr. Costigan, sind meine wahren Gefolgsleute. Zu ihrer Erbauung habe ich John Gordon heute Nacht auf den Opferstein gelegt. Ich hätte es vorgezogen, an ihm ein paar Experimente durchführen zu können, Experimente, die auf gewissen wissenschaftlichen Theorien basieren. Aber man muss meinen Kindern ihren Willen lassen. Später werden sie unter meiner Anleitung über ihren kindischen Aberglauben hinauswachsen und ihre unsinnigen Gewohnheiten ablegen. Bis dahin muss man sie geduldig an der Hand führen.
    Wie gefallen Ihnen diese unterirdischen Korridore, Mr. Costigan?«, wechselte er plötzlich das Thema. »Wofür haben Sie sie denn gehalten? Ohne Zweifel dachten Sie, die weißen Wilden Ihres Mittelalters hätten sie gebaut? Pah! Diese Tunnels sind älter als Ihre Welt! Mächtige Könige haben sie erschaffen, vor zu vielen Äonen, als dass Ihr Verstand das erfassen könnte. Zu einer Zeit, als eine mächtige Stadt dort aufragte, wo heute dieses primitive Dorf steht, das sich London nennt. Alle Spuren jener einstigen Metropole sind zu Staub zerfallen und verschwunden, aber diese Korridore sind von Größerem als nur menschlichem Geschick erbaut – ha, ha! Von all den Tausenden, die heute über diesen Gängen auf den Straßen herumwimmeln, weiß keiner von ihrer Existenz. Nur meine Diener – und von denen auch nicht alle. Zuleika beispielsweise hat davon keine Ahnung. In letzter Zeit habe ich angefangen, an ihrer Loyalität zu zweifeln, und werde ohne Zweifel bald ein Exempel an ihr statuieren.«
    Bei diesen Worten warf ich mich blindlings gegen die Gitterstangen meines Käfigs. Eine blutige Welle aus Hass und Wut hatte von mir Besitz ergriffen. Ich packte die Gitterstangen und spannte meine Muskeln, bis die Venen auf meiner Stirn hervortraten und die Muskeln in meinen Armen und Schultern zu bersten drohten. Und die Gitterstangen bogen sich unter meinem Angriff – ein wenig, aber nicht mehr. Dann strömte alle Kraft aus meinen Gliedern und ich sank zitternd und geschwächt zu Boden. Kathulos beobachtete mich leidenschaftslos.
    »Die Stangen halten«, verkündete er mit so etwas wie Erleichterung in der Stimme. »Offen gestanden ziehe ich es vor, auf der anderen Seite der Stangen zu sein. Du wirkst auf mich wie ein menschlicher Affe, wenn es je so etwas gegeben hat.«
    Er lachte plötzlich wild.
    »Aber weshalb versuchst du, dich gegen mich zu stellen?«, kreischte er unerwartet. »Weshalb mich herausfordern, mich, der ich Kathulos bin, der Magier, groß, selbst in den Tagen des Alten Reiches? Heute unbesiegbar! Zauberer, Wissenschaftler inmitten unwissender Wilder! Ha, ha!«
    Ich schauderte und plötzlich flammte in mir das Licht der Erkenntnis auf. Kathulos selbst war ein Süchtiger und ihn befeuerte das Gift seiner Wahl! Ich weiß nicht, welch höllisches Gebräu schrecklich genug war, um den Meister aufzuputschen und zu entflammen. Ich will es auch gar nicht wissen. Bei all dem unheimlichen Wissen, über das er verfügte, schien mir dies, soweit ich ihn kannte, das Unheimlichste zu sein.
    »Du armseliger Narr!«, schimpfte er und sein Gesicht schien dabei auf unnatürliche Art zu leuchten. »Weißt du, wer ich bin? Kathulos von Ägypten! Pah! In den alten Tagen kannten sie mich. Ich herrschte in den nebligen Meereslanden, Ewigkeiten, bevor das Meer aufstieg und das Land verschlang. Ich starb, aber nicht wie Menschen sterben. Der magische Trank ewigen Lebens gehörte uns! Ich trank viel davon und schlief. Lange schlief ich in meiner lackierten Truhe! Mein Fleisch verkümmerte und wurde hart, das Blut vertrocknete in meinen Adern. Ich wurde zu einer Art Toten. Aber immer noch brannte in mir der Geist des Lebens – schlafend und doch auf das Erwachen wartend. Die großen Städte zerfielen zu Staub. Das Meer trank das Land. Die hohen Schreine und die gewaltigen Türme versanken unter den grünen Wellen. All das war mir bewusst, während ich schlief, so wie ein Mensch in seinen Träumen weiß, was geschieht. Kathulos von

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