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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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friert zugleich, und am Ende tötet einen die Sucht leicht und ohne Qual.«
    »Verdammt, Costigan!«, stieß Gordon verzweifelt hervor, »Sie dürfen sich nicht so gehen lassen! Dieses Fläschchen, das ich vom Tisch des Ägypters genommen habe – was ist darin?«
    »Der Meister hat geschworen, dass es mich von meinem Fluch befreien und wahrscheinlich auch töten würde«, murmelte ich. »Das hatte ich ganz vergessen. Geben Sie es mir! Mehr, als mich umzubringen, kann es ja nicht. Und ich liege so oder so im Sterben.«
    »Ja, schnell, geben Sie es mir!«, rief Zuleika entschlossen und sprang an Gordons Seite, die Hände leidenschaftlich ausgestreckt. Sie kehrte mit dem Fläschchen zu mir zurück, das sie ihm aus der Tasche geholt hatte, kniete neben mir nieder, hielt es mir an die Lippen und murmelte mir dabei sanft und beschwörend etwas in ihrer eigenen Sprache zu.
    Ich trank, leerte den Inhalt in einem Zug, spürte aber wenig Interesse an der Sache. Mein ganzes Empfinden war völlig abgestumpft, mein Leben schien bereits verebbt zu sein. Ich erinnere mich nicht einmal daran, wie das Zeug schmeckte. Das Einzige, was mir im Gedächtnis blieb, war das seltsam kriechende Feuer, das sich langsam den Weg durch meine Adern bahnte. Das Letzte, was ich noch wahrnahm, war Zuleika. Sie hatte sich über mich gebeugt und ihre großen Augen waren mit brennender Intensität auf meine eigenen fixiert. Ihre kleine Hand ruhte in ihrer Bluse. Ich erinnerte mich, wie sie geschworen hatte, ihr eigenes Leben zu beenden, falls ich sterben sollte. Deshalb versuchte ich mit letzter Kraft, meine Hand zu heben und sie zu entwaffnen, Gordon aufzufordern, ihr den Dolch wegzunehmen, den sie unter der Bluse versteckte. Aber ich konnte weder sprechen noch mich bewegen und trieb in einem seltsamen Meer der Bewusstlosigkeit unaufhaltsam davon.
    An das, was danach geschah, erinnere ich mich überhaupt nicht. Kein Gefühl befeuerte mein schlafendes Gehirn in ausreichendem Maße, um den Abgrund zu überbrücken, durch den ich dahintrieb. Man sagte mir, ich habe stundenlang wie ein Toter dagelegen, fast ohne zu atmen. In dieser Zeit war Zuleika nicht von meiner Seite gewichen, keinen Augenblick lang. Sie kämpfte wie eine Tigerin, wenn jemand versuchte, sie dazu zu bewegen, mich alleine zu lassen und sich auszuruhen, erzählte man mir später. Der Einfluss des Meisters auf sie war gebrochen.
    So wie ich ihr Bild in jenes dämmernde Land des Nichts mitgenommen hatte, so waren auch ihre liebevollen Augen das Erste, was mich nach meiner Rückkehr ins Bewusstsein begrüßte. Ich fühlte mich schwächer, als ich es mir vorstellen konnte – als wäre ich monatelang im Koma gewesen. Aber das Leben, das ich in mir spürte, so schwach es auch war, fühlte sich natürlich und gesund an, nicht künstlicher Stimulation geschuldet. Ich lächelte meinem Mädchen zu und murmelte schwach.
    »Wirf deinen Dolch weg, kleine Zuleika. Ich werde leben.«
    Sie stieß einen Schrei aus und fiel neben mir auf die Knie, weinte und lachte zugleich, Frauen sind merkwürdige Wesen, Wesen mit machtvollen, ungeheuer wandelbaren Gefühlen, keine Frage.
    Gordon trat ein und griff nach meiner Hand, die ich nicht vom Bett heben konnte.
    »Jetzt sind Sie ein Fall für einen gewöhnlichen, menschlichen Arzt, Costigan«, sagte er. »Selbst ein Laie wie ich kann das beurteilen. Zum ersten Mal, seit ich Sie kenne, ist Ihr Blick wieder völlig klar und gesund. Sie sehen aus wie ein Mann, der einen Nervenzusammenbruch hatte und jetzt mindestens ein Jahr Ruhe und Erholung braucht. Gott im Himmel, Mensch, Sie haben genug durchgemacht, mal ganz abgesehen von Ihrer Abhängigkeit, genug für ein ganzes Leben.«
    »Sagen Sie mir zuerst«, fiel ich ihm ins Wort, »ist Kathulos bei der Explosion getötet worden?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Gordon düster. »Offenbar ist das ganze unterirdische Gangsystem zerstört worden. Ich weiß, meine letzte Kugel – die letzte Kugel, die in dem Revolver war, den ich einem meiner Angreifer weggerissen habe – traf den Körper des Meisters. Aber ob sie ihn tödlich verwundet hat oder eine Kugel ihm überhaupt Schaden zufügen kann, weiß ich nicht. Und wir dürften vermutlich nie erfahren, ob er in seinem Todeskampf die vielen Tonnen Sprengstoff entzündet hat, die in den Korridoren gelagert waren, oder ob seine Helfer das unabsichtlich getan haben.
    Mein Gott, Costigan, haben Sie je ein solches Gewirr von Gängen gesehen? Und wir wissen noch nicht

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