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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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erschreckendem Tempo aus. Ein roter Schleier hüllte Straßen und Gebäude ein, und Kane und N’Longa sahen Hunderte schwarzer Gestalten durch diesen brennenden, wirbelnden Nebel rennen und zucken und plötzlich in roten Aufwallungen von Feuer verschwinden. Ein unerträglicher Gestank von schwelendem verwesten Fleisch stieg auf.
    Kane betrachtete beeindruckt das Schauspiel. Dies war wahrhaft eine Hölle auf Erden. Wie in einem Albtraum blickte er in das brüllende, rote Flammenmeer, in dem schwarze Insekten gegen ihren Untergang kämpften und umkamen. Hundert Fuß hoch sprangen die Flammen in die Luft, und plötzlich übertönte ein bestialischer, unmenschlicher Schrei ihr Brüllen, wie ein Kreischen von jenseits namenloser Abgründe des kosmischen Raums, als ein Vampir im Tode die Ketten des Schweigens zerbrach, die ihn Jahrhunderte ohne Zahl gefesselt hatten. Schrill, schier schwermütig, stieg der Schrei zum Himmel, der Todesschrei einer untergehenden Rasse.
    Dann sanken die Flammen plötzlich in sich zusammen. Der Brand war ein typisches Grasfeuer gewesen, kurz und wild. Jetzt zeigte das Plateau eine versengte Fläche und die Stadt war eine einzige rußgeschwärzte und rauchende Masse zerborstenen Steins. Keine einzige Leiche war zu sehen, nicht einmal ein angekohlter Knochen. Über allem wirbelten die dunklen Schwärme der Geier, aber auch sie begannen jetzt, sich zu zerstreuen.
    Kane blickte hungrig zum klaren, blauen Himmel auf. Für ihn war der Anblick so, als würde ein kräftiger Wind vom Meer her die Schwaden des Schreckens auflösen. Von irgendwo hallte schwach das Brüllen eines Löwen herüber. Die Geier flatterten in langen, schwarzen Reihen davon.
    V.
    Palaver Ende
    Kane saß am Eingang der Höhle, wo Zunna lag, und ließ sich von dem Fetischmann verbinden.
    Die Kleider des Puritaners hingen ihm in Fetzen herunter, Brust und Glieder zeigten tiefe Wunden und die Spuren dunkler Prellungen, aber er hatte bei dem tödlichen Kampf auf der Klippe keine lebensgefährliche Verletzung davongetragen.
    »Wir mächtige Männer!«, erklärte N’Longa mit tief empfundener Befriedigung. »Vampirstadt jetzt stumm, ganz bestimmt. Keine untoten Männer mehr zwischen Bergen leben.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Kane und stützte dabei das Kinn auf die Hand. »Sag mir, N’Longa, wie hast du das getan? Wie hast du in meinen Träumen mit mir gesprochen, wie kamst du in den Körper von Kran und wie hast du die Geier herbeigerufen?«
    »Mein Blutsbruder«, antwortete N’Longa bedächtig, vergaß seinen Stolz auf sein Pidgin Englisch und verfiel in die Flusssprache, die Kane verstand. »Ich bin so alt, dass du mich einen Lügner nennen würdest, wollte ich dir mein wahres Alter sagen. Mein ganzes Leben lang habe ich Zauberwerk getrieben, zuerst zu Füßen mächtiger Juju-Männer im Süden und im Osten, dann war ich Sklave der Buckra – dem Weißen Mann – und habe mehr gelernt. Mein Bruder, soll ich all diese Jahre in einen Augenblick hineinpacken und dir mit einem Wort begreiflich machen, was zu erlernen ich so viele Jahre gebraucht habe? Ich könnte dir nicht einmal verständlich machen, wie diese Vampire ihre Körper vor dem Zerfall bewahrt haben, indem sie das Leben von Menschen getrunken haben.
    Ich schlafe, und mein Geist zieht hinaus über den Dschungel und die Flüsse und spricht mit den schlafenden Geistern meiner Freunde. In dem Voodoostab, den ich dir gab, ruht ein mächtiger Zauber – ein Zauber aus dem Alten Land, der meinen Geist zu sich zieht, so wie der Magnet des Weißen Mannes Metall anzieht.«
    Kane hörte stumm zu und entdeckte in N’Longas glitzernden Augen zum ersten Mal etwas, das stärker und tiefer war als das gierige Leuchten eines schwarzen Zauberers. Für Kane wirkte es beinahe, als blicke er in die weit blickenden, mystischen Augen eines alten Propheten.
    »Ich habe im Traum zu dir gesprochen«, fuhr N’Longa fort, »und ich habe tiefen Schlaf über die Seelen von Kran und Zunna kommen lassen und sie in ein fernes Land im Halbdunkel gebracht, aus dem sie bald zurückkehren werden, ohne sich zu erinnern. Alle Dinge beugen sich der Magie, Blutsbruder. Und Tiere und Vögel gehorchen den Worten des Meisters. Ich habe starken Voodoo bewirkt, Geierzauber, und die fliegenden Leute der Luft haben sich auf meinen Ruf versammelt.
    Diese Dinge weiß ich und bin Teil von ihnen, aber wie soll ich sie dir erklären? Blutsbruder, du bist ein mächtiger Krieger, aber in den Wegen der Magie bist du ein

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