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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Glieder zerbrochen. Aber immer noch kamen sie, und die hinter ihnen griffen über ihre Schultern, krallten nach dem Mann, der ihnen Widerstand leistete.
    Kane war über und über rot, aber das Blut war ausschließlich seines. Aus den längst verkümmerten Adern jener Ungeheuer floss kein einziger Tropfen warmen, roten Blutes. Plötzlich hallte hinter ihm ein langer, durchdringender Schrei – N’Longa! Über dem Krachen des immer wieder herniedersausenden Musketenkolbens und dem Zersplittern von Knochen schrillte der Schrei hoch und klar – die einzige Stimme, die sich in jenem schrecklichen Kampf erhob.
    Die schwarze Woge spülte um Kanes Füße, zerrte ihn herunter. Scharfe Krallen rissen an ihm, schlaffe Lippen saugten an seinen Wunden. Er schaffte es, sich wieder hochzurappeln, blutüberströmt und nur noch mit Fetzen am Leib, hieb sich mit einem mächtigen Schlag seiner schon zersplitterten Muskete einen Platz frei. Dann schloss sich die Lichtung wieder, die er geschlagen hatte und er ging zu Boden.
    »Das ist das Ende«, dachte er, doch genau in diesem Augenblick ließ der Druck nach, und plötzlich erfüllte der Schlag großer Schwingen den Himmel.
    Dann war er frei und taumelte blind und benommen in die Höhe, bereit den Kampf fortzusetzen. Er hielt wie erstarrt inne. Die schwarze Horde floh den Hügel hinab, und über ihren Köpfen, dicht bei ihren Schultern flogen riesige Geier, schlugen die Schnäbel in das tote, schwarze Fleisch, rissen und zerrten daran, verschlangen die vor ihnen fliehenden Vampire.
    Ein irres Lachen kam über Kanes Lippen.
    »Widersetzt euch Gott und den Menschen, aber die Geier dürft ihr nicht täuschen, ihr Söhne Satans! Sie wissen, ob ein Mensch lebt oder tot ist!«
    N’Longa stand wie ein Prophet auf der Felskuppe, und um ihn kreisten die großen schwarzen Vögel. Seine Arme winkten immer noch, und seine Stimme hallte klagend über die Berge. Und sie kamen von allen Seiten, Horden, endlose Horden, Geier, Geier, Geier kamen zu dem Festmahl, das ihnen so lange versagt war. Der Himmel war schwarz von ihren Schwingen, die die Sonne verdeckten; eine seltsame Finsternis fiel über das Land. In langen Reihen stießen sie herab, tauchten mit flatternden Flügeln und klappernden Schnäbeln in die Höhlen. Und ihre Krallen zerrissen die schwarzen Unholde, die diese Höhlen ausspien.
    Jetzt flohen alle Vampire in ihre Stadt. Die seit Äonen zurückgehaltene Rache war über sie gekommen, und die hohen Wälle, die ihre verzweifelten menschlichen Widersacher ferngehalten hatten, waren ihre letzte Hoffnung. Vielleicht würden sie unter jenen zerfallenden Dächern Zuflucht finden. Und N’Longa sah ihnen zu, wie sie in die Stadt strömten, und lachte, dass es von den Felsen widerhallte.
    Jetzt waren sie alle in der Stadt, und die Vögel ließen sich wie eine Wolke auf die dem Unheil geweihte Stadt hinab, hockten in dichten Reihen auf den Mauern und schärften ihre Schnäbel und Klauen an den Türmen.
    Und N’Longa schlug mit Feuerstein und Eisen Funken, die in ein Bündel trockner Blätter flogen, die er mitgebracht hatte. Die Blätter loderten sofort auf, und N‘Longa richtete sich auf und schleuderte das flammende Bündel weit hinaus über die Klippen. Es fiel wie ein Meteor funkensprühend auf das Plateau unter ihnen, und das hohe Gras des Plateaus flammte sofort auf.
    Aus der stummen Stadt unter ihnen floss die Angst in unsichtbaren Wellen, wie ein weißer Nebel. Kane lächelte grimmig.
    »Das Gras ist von der langen Trockenheit trocken und brüchig«, sagte er. »In diesem Jahr hat es sogar noch weniger geregnet als sonst; es wird schnell brennen.«
    Wie eine rote Schlange raste das Feuer durch das hohe tote Gras. Immer weiter breitete es sich aus, und obwohl Kane hoch darüber stand, spürte er die Furcht, die aus Hunderten roter Augen aus der steinernen Stadt auf das Feuer blickte.
    Jetzt hatte die scharlachrote Schlange die Mauern erreicht und bäumte sich auf, als wolle sie zustoßen. Die Geier flogen mit flatternden Schwingen auf und kreisten widerstrebend. Eine verirrte Windböe peitschte die Flammen weiter und trieb sie in einer langen, purpurnen Wand um die Mauern. Die Stadt war jetzt auf allen Seiten von einer massiven Barrikade aus Flammen umgeben, die so laut brüllten, dass es die beiden Männer auf dem hohen Felsvorsprung deutlich hörten.
    Funken flogen über die Mauer und entzündeten das hohe Gras auf den Straßen. Dutzende Flammen zuckten hoch und breiteten sich mit

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