Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)
schlafen?«
»Möglich Stein von Dach auf sie fallen und zerdrücken. Und Steinhütten vielleicht einstürzen. Vielleicht sie nicht gerne zusammenbleiben – vielleicht sie sich auch einer den anderen essen.«
»Stille!«, flüsterte Kane. »Wie sie doch über allem liegt!«
»Vampire nicht reden oder schreien; sie tot. Sie schlafen in Höhlen, wandern bei Sonnenuntergang und bei Nacht. Vielleicht schwarze Buschstämme mit Speeren kommen, und Vampire gehen zu Steinkral und kämpfen hinter Mauern.«
Kane nickte. Die zerbröckelnden Mauern, die jene tote Stadt umgaben, waren immer noch hoch und massiv genug, um dem Angriff von Speerträgern standzuhalten – besonders, wenn sie von diesen Scheusalen mit den Schnauzennasen verteidigt wurden.
»Blutsbruder«, sagte N’Longa würdevoll, »ich haben mächtig mächtigen Zaubergedanken! Sei eine kleine Weile still.«
Kane setzte sich auf einen Felsbrocken und blickte düster auf die sie umgebenden kahlen Hänge und Schrunden. Weit entfernt im Süden sah er das grüne Blättermeer des Dschungels. Die Ferne verlieh dem Anblick einen gewissen Zauber. Näher bei ihnen waren die schwarzen Flecken zu sehen, die die Eingänge der Schreckenshöhlen waren.
N’Longa kauerte auf dem Boden und ritzte mit der Spitze seines Dolchs seltsame Muster in den Lehmboden. Kane sah ihm zu und überlegte, wie leicht sie doch den Vampiren zum Opfer fallen konnten, wenn auch nur drei oder vier dieser Monstren aus ihren Kavernen hervorkamen. Und noch während er dies dachte, fiel ein schwarzer Schatten über den kauernden Fetischmann.
Kane handelte ohne einen bewussten Gedanken. Wie ein von einem Katapult geschleuderter Stein schoss er von dem Felsbrocken hoch, auf dem er saß, und der Kolben seiner Muskete zerschmetterte das Gesicht des schwarzen Scheusals, das sich herangeschlichen hatte. Mit der Wut eines gereizten Tigers schlug Kane immer wieder auf seinen unmenschlichen Widersacher ein und trieb ihn taumelnd immer weiter zurück, ließ ihm keine Zeit, stehenzubleiben oder selbst zum Angriff überzugehen.
Am äußersten Rand der Klippe schwankte der Vampir, dann kippte er nach hinten ab, fiel hundert Fuß tief und blieb zuckend in der Tiefe auf den Felsen des Plateaus liegen. N’Longa war aufgesprungen und machte Zeichen: Die Toten kamen aus den Hügeln.
Sie schwärmten aus den Höhlen, die schrecklichen schwarzen, lautlosen Gestalten; sie kamen den Abhang heraufgestürmt, kletterten über die Felsbrocken, und ihre roten Augen waren alle auf die beiden Menschen gerichtet, die hoch über der stummen Stadt dastanden. Die schwarzen Höhlen spuckten sie aus, als wäre ein unmenschlicher Jüngster Tag gekommen.
N’Longa deutete auf einen ein Stück weit entfernten Felsspalt und fing mit einem lauten Schrei an, schnell dorthin zu rennen. Kane folgte ihm. Hinter Felsbrocken krallten Hände mit schwarzen Klauen nach ihnen und zerfetzten ihre Kleider. Sie rannten an Höhlen vorbei, und aus der Dunkelheit kamen mumifizierte Ungeheuer herangetaumelt, rasselten beinahe lautlos und schlossen sich den Verfolgern an.
Die toten Hände waren dicht hinter ihnen, als sie den letzten Abhang hinaufhetzten und jetzt auf einem Felssims standen, der den oberen Teil der Felsspalte bildete. Die Unholde hielten stumm einen Augenblick inne und kamen dann hinter ihnen her geklettert. Kane packte seine Muskete am Lauf und schmetterte sie wie eine Keule in die rotäugigen Gesichter, stieß die nach ihnen schnappenden Hände beiseite. Wie eine schwarze Welle schwappten sie hoch; und Kane schwang seine Muskete in tonloser Wut, die der ihren gleichkam. Die schwarze Welle brach, wogte zurück; kam wieder.
Er – konnte – sie – nicht – töten! Wie ein Hammer auf den Amboss schlägt, krachten diese Worte auf sein Gehirn herab, während er mit gewaltigen Schlägen holzähnliches Fleisch und tote Knochen zerschmetterte. Er schlug sie nieder, schleuderte sie zurück, doch sie standen auf und kamen wieder. Er konnte nicht gegen sie bestehen – was in Gottes Namen tat N’Longa? Kane rang sich einen schnellen, gequälten Blick über die Schulter ab. Der Fetischmann stand auf dem höchsten Punkt des Felsvorsprungs, den Kopf in den Nacken geworfen, die Arme beschwörend erhoben.
Das Bild vor Kanes Augen verschwamm, er sah nichts außer widerwärtigen schwarzen Gesichtern mit rot glotzenden Augen. Die ganz vorne waren jetzt schrecklich anzusehen, ihre Schädel waren zerschmettert, ihre Gesichter zerschlagen, ihre
Weitere Kostenlose Bücher