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Tote essen kein Fast Food

Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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recht.
    ... ein verdammter Mist,
kämpfte ich mich durch die Krakel.
Hab ihn heute in List verpasst. Er jobbt ab morgen für fünf Tage in Hörnum, weil da ein Kollege krank geworden ist. Hat mir sein Strandwärterkumpel am Weststrand verraten. So eine Scheiße. Wie soll ich da jetzt wieder hinkommen, ohne aufzufallen. Na ja, muss eh noch mal zur Apotheke, if you see what I mean. Damit keine Sicherung bei mir durchknallt. Denn das wollen wir doch nicht, Mami,oder? Und meine Chessies sind auch schon wieder alle.
    â€žFuck! Wieso hab ich das heute Nachmittag übersehen?“, murmelte Lars.
    Mami? Warum schrieb Mia an ihre Mutter, wenn sie genau von dort abgehauen war? Und dann in diesem Ton. Ich blickte auf. „Ab morgen“, stand da. Morgen! Das war heute. Es musste inzwischen weit nach Mitternacht sein. Igel bückte sich, um eine kurze, dicke Papierwurst aufzuheben, die aussah, als habe ihr jemand mit Schwung den Hals umgedreht. Mias letzte Schachtel Chesterfields, oder die vorletzte. Während Herr Kramer und seine Mannen gerade anderweitig beschäftigt waren, registrierte ich, wie Igel versuchte, Mias Hieroglyphen möglichst unauffällig in der Innentasche seiner Jeansjacke verschwinden zu lassen. Als er wieder hochkam, trafen sich unsere Blicke. „Halt die Klappe“, buchstabierte ich aus der Art, wie er den meinen mit seinen hypnotischen Augen festhielt.
    â€žWarum bist du eigentlich zurückgekommen, mitten in der Nacht?“ Übergangslos wechselte ich zum Du. Jemanden, der Igel hieß, konnte man unmöglich siezen.
    â€žIch amüsier mich einfach gern mit schießwütigen Zehnjährigen in düsteren Grotten.“ Mitleidig sah Igel mich an wie ein besonders begriffsstutziges Exemplar der Gattung Teenie. „Mann, ist doch wohl klar. Nachdem ich Mia heute Nachmittag hier nicht angetroffen hatte, wollte ich’s jetzt noch mal versuchen. Ich dachte, so spät nachts ist sie auf jeden Fall da. Außerdem muss ich ja tagsüber wieder Touris schocken. In Hörnum, falls du immer noch nicht lesen gelernt hast.“ Igel kratzte sich am Ohrläppchen, wo ein Ohrring mit grünem Stein mit seinen Augen um die Wette funkelte, und grinste mich dabei provozierend an.
    Durch ein Scharren wurde ich aus unserem Geplänkel gerissen. Der Typ am Boden wand sich wie eine Schlange, während sein Kumpel an seinen Handschellen zerrte.
    â€žIch würde sagen, meine Damen und Herren“, ließ Chef-Polizist Kramer sich vernehmen, „die Einzelheiten klären wir auf dem Revier. Die Herrschaften hier werden langsam unruhig. Der da braucht einen Arzt. Und mir gefällt Sylt von oben auch besser als von unten.“ Zustimmendes Gelächter von seinen Leuten. Sie waren ebenso erleichtert, wieder an die frische Luft zu kommen, wie wir.
    In einer zwölfköpfigen Kolonne stapften wir wie vor fast siebzig Jahren die Soldaten – Ladies first – durch den Tunnel zurück in die Oberwelt. Mit unsicheren Schritten kletterten wir die glitschigen, steilen Stufen empor, überrascht, dass die Nacht sich schon davongemacht hatte. Nur ein besonders heller Stern war noch am Himmel zu sehen.
    Der Eierkopf hatte mittlerweile ein faustdickes Ei am Kopf, was seine optische Erscheinung nicht aufpeppte. Im milchigen Licht der Morgendämmerung schimmerte es bläulich-türkis, als die Polizisten ihn in einen ihrer Streifenwagen bugsierten, und erinnerte mich an das Gelege des Trauerschnäppers auf Tante Hedis Plakat des Deutschen Instituts für Vogelforschung. Mittlerweile kannte ich diese blöden Eier mitsamt ihren gefiederten Eltern über meinem Bett offensichtlich auswendig. „Warum muss ich jetzt an das Spiel ‚Doppelkopf‘ denken?“, flüsterte Jan mir zu und ich musste kichern, was mir einen strengen Blick des Oberpolizeidirektors einbrachte.
    â€žWir sehen uns auf dem Revier in Westerland“, sagte er knapp. „Sie wissen, wo das liegt?“ Martin nickte ergeben und blinzelte müde in den Morgen. „Soll ich Ihnen einen Polizeiwagen schicken? Wir sind leider komplett mit den beiden Jungs hier.“ Der Typ mit dem fettigen Rattenschwanz stöhnte auf, als Mr. Porsche ihn unsanft auf die Rückbank des Polizeiautos schob.
    â€žDanke, nein“, hörte ich meinen Vater sagen. „Ich hab zwar meinen Wagen hier, aber ich glaube, ein kleiner Fußmarsch durch die Heide tut uns jetzt ganz

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