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Tote gehen nicht

Tote gehen nicht

Titel: Tote gehen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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»Dann nehmen Sie in Gottes Namen einen Ihrer vielversprechenden Kandidaten von außerhalb!«.
    »Das werden wir auch tun«. Hagen zeigte pikiert auf den Stuhl, und Lutz setzte sich widerstrebend. Dann tauchte ein listiges Lächeln auf Hagens Lippen auf. »Es sei denn, einer von Ihnen ist bereit zu verzichten?«
    »Ich nicht«, sagten Edgar und Lutz unisono.
    »Das klingt ziemlich entschieden. Wollen Sie nicht wenigstens eine Nacht darüber schlafen?«
    Unisono: »Auf keinen Fall!«
    »Gut«, fasste Hagen zusammen. »Dann können wir also frei entscheiden, ohne Ihnen in ...«
    »Moment!«, unterbrach Lutz ihn. Edgar trat ihm unter dem Schreibtisch gegen das Schienbein. Er ignorierte es. »Sie haben recht. Wir werden darüber nachdenken. Wie viel Zeit geben Sie uns?«
    »Bis gestern, nein, Spaß beiseite. Spätestens Mitte des Jahres muss ich es wissen.«
    »Gut.«
    Hagen erhob sich und streckte Dr. Winkelmann die Hand entgegen: »Ich freue mich sehr über Ihre Bereitschaft zur Mitarbeit, Herr Dr. Winkelmann, und ich bin sicher, Sie werden zu einer guten und vor allem weisen Entscheidung kommen.«
    Für Edgar blieben ein schlaffer Händedruck und das Gefühl, wieder einmal seine Unfähigkeit zur Teamarbeit unter Beweis gestellt zu haben. Kaum hatte Hagen die Tür ins Schloss gedrückt, fuhr er Lutz an: »Du willst also verzichten, sehe ich das richtig?«
    »Ich denk nicht dran!«
    »Ich auch nicht.« Edgar überholte ihn.
    »Mensch, warte doch. Irgendetwas wird uns schon einfallen!«
    »Was soll uns schon einfallen?«, rief Edgar ohne sich umzusehen.
    Es war ein Freitagabend, zehn Tage nach der Besprechung mit Hagen, und Lutz und Edgar hockten wie so oft im Bistro ParaGraf auf der Kölner Straße, zogen wie üblich über Kollegen und Patienten her, als Lutz plötzlich unvermittelt sagte: »Wenn ich verliere, ziehe ich meine Bewerbung zurück und du hast den Job.«
    Edgar verschluckte sich fast, stellte sein Bierglas ab und wischte sich über den Mund. »Wenn du was verlierst?«
    »Die Wette.«
    »Was für eine Wette?«, stieß Edgar hervor. Er versuchte, seine Gedanken zu sammeln und ein gewisses Stadium der Nüchternheit zu erreichen.
    »Unser Fachgebiet«, verriet Lutz.
    »Sport?«
    Lutz nickte.
    Edgar war schon jetzt einverstanden. Er ging selbstredend davon aus, dass er jede Wette der Welt gegen Lutz gewinnen würde. So wie früher.
    Sie hatten sich 1997 an der Uni in Köln kennen gelernt. Sie hatten beide zur gleichen Zeit mit dem Medizinstudium angefangen und zusammen gearbeitet und gefeiert und Sport getrieben. Lutz hatte nach dem fünften Semester die Uni gewechselt. Er war wegen einer Frau nach München gegangen, und die beiden hatten sich aus den Augen verloren. Edgar war nach dem Examen an die   Klinik am Wald   in Euskirchen gegangen. Er war ein Eifeler Junge, er wollte es bleiben. Sein Elternhaus stand in Schleiden.
    Als die   Klinik am Wald   im letzten Jahr eine zweite Facharztstelle für die Innere ausgeschrieben hatte, da hatte sich Lutz bei Edgar gemeldet und gefragt, ob er sich nicht aus alter Freundschaft in Sachen Bewerbung für ihn einsetzen könne. Natürlich hatte Edgar das getan. Er legte für seinen früheren Kommilitonen die Hand ins Feuer. Die Klinik vertraute Dr. Edgar Schramms Urteil, und die Zeugnisse des Kandidaten waren exzellent. Und – wie praktisch – Dr. Lutz Winkelmann hatte in der Zwischenzeit seinen Facharzt für Innere Medizin gemacht.
    Edgar war froh, Lutz wieder in seiner Nähe zu haben. Die alte Freundschaft blühte wieder auf, sie arbeiteten zusammen, und sie feierten zusammen. Nur mit dem gemeinsamen Sport war es vorbei. Lutz war bequem geworden. Er begann schon einen Bauch anzusetzen und hatte sich mit Haut und Haar seiner Karriere verschrieben. Während Edgar noch immer gut in Form war. Er trainierte täglich. Lutz ahnte davon nichts.
    Was riskierte Edgar also mit dieser Wette? Nichts. Er würde Lutz in die Tasche stecken. Den Chefarztposten hatte er quasi schon in der anderen Tasche. Schnell streckte Edgar seine Hand aus, ehe Lutz es sich anders überlegen konnte. »Ein Mann, ein Wort?«
    »Ein Mann, ein Wort«, sagte Lutz, schlug ein und rückte peu à peu mit einer Idee heraus, die so ganz anders war, als Edgar das erwartet hatte.
    »Du kennst den Eifelsteig?«, fragte Lutz und seine Augen verengten sich zu verräterischen Schlitzen.
    »Bleibt nicht aus, wenn man hier wohnt. Alle reden davon. Von Aachen nach Trier. Mehr als 300 Kilometer.« Ein Verdacht stieg in

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