Tote Kehren Nicht Zurück
zurückzukehren, bevor das Feuer ausbrach. Sie verließ sich darauf, dass Sawyers alter Hund stocktaub war und nicht anschlagen würde, während sie sich an Harrys Hintertür zu schaffen machte und den Brandsatz installierte. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Flammen ausbreiten würden, sollten jede Flucht Harrys erfolgreich verhindern.«
»So kaltblütig wie ihr Versuch, Kate zu töten«, sinnierte Meredith.
»Aber Andrew? Sie hat ihn geliebt! Nichts wird mich dazu bringen zu glauben, dass sie ihn töten wollte. Sie muss wirklich durchgedreht sein, als es passiert ist.«
»Sie hatte das stärkste Motiv von allen«, sagte Alan.
»Kate und Sawyer brauchten Andrew Penhallow lebend, um zu bekommen, was sie wollten. Doch der lebendige Andrew stand im Begriff, Carlas und Lukes Welt zu zerstören, jedenfalls glaubte sie das. Zugegeben, sie liebte ihren Mann, doch er hatte sie betrogen, und sie liebte ihr Kind noch mehr.«
Die Vernehmung war noch frisch in seinen Gedanken, und er war sicher, dass er sie niemals vergessen würde. Sie hatten im gleichen Raum gesessen, in dem sie auch mit Kate Drago gesprochen hatten, nur dass diesmal Carla Penhallow auf dem unbequemen Stuhl Platz genommen hatte und ihr Anwalt neben ihr.
Markby kannte ihn nicht. Er kam aus London, dickleibig, in einem maßgeschneiderten Saville Row, mit Seidenkrawatte und silbernen Schläfen. Seine Hände hatten auf dem Aktenkoffer gelegen, weiß, glatt, manikürt. Er trug einen Siegelring und eine goldene Rolex am Handgelenk. Wahrscheinlich die Sorte von Anwalt, die Freddie Green eines Tages zu sein hoffte. Markby hatte erwartet, dass Carlas Geschichte eine subtile Veränderung erfahren würde, und er wurde nicht enttäuscht. Der Anwalt bestand darauf, dass seine Mandantin unter unerträglichem Stress zusammengebrochen war. Was auch immer sie getan haben mochte, es war geschehen im Zustand vorübergehender Unzurechnungsfähigkeit. Sie war weder verantwortlich für das, was sie getan hatte, noch für irgendetwas, das sie in der Nacht ihrer Verhaftung gesagt hatte.
Was Carla selbst anging, sie schien ihre Umgebung kaum wahrzunehmen. Markby gewann den Eindruck, als hätte sie einfach abgeschaltet. Er glaubte nicht, dass es gespielt war. Vielleicht hatte sie am Schluss tatsächlich den Verstand verloren. Doch das zu entscheiden oblag nicht ihm. Seine Aufgabe bestand lediglich darin, ihre Aussage zu bekommen.
Carla erzählte ihnen wie zuvor Meredith, wie sie herausgefunden hatte, dass Andrew eine Geliebte und ein Kind hatte.
»Aber ich beließ es dabei, wegen Luke. Der Junge hat seinen Vater geliebt und ihm vertraut, und ich glaube, Andrew hat uns beide geliebt, mehr als die andere und ihr Kind, mehr als Helen Drago und ihre Tochter Kate. Wenn nicht, hätte er uns längst verlassen. Doch er blieb bei uns, er hatte seine Wahl getroffen.« Carla verstummte und trank einen Schluck Wasser. Der Anwalt beobachtete sie unablässig. Er war bereit, jederzeit einzuschreiten und die Vernehmung beim leisesten Anzeichen von Stress zu stoppen. Markby hoffte, dass Carla nicht zusammenbrach. Carla sprach weiter, zuerst ganz ruhig, doch nach und nach wurde sie lebhafter.
»Vor etwa einem Jahr änderte sich die Situation dramatisch. Nichts wurde gesagt, doch ich erkannte, dass irgendetwas geschehen sein musste. Andrew war nervös, verhielt sich eigenartig, ganz anders als für gewöhnlich. Er war verdrießlich, besorgt bis hin zur Niedergeschlagenheit, doch er weigerte sich, dies einzugestehen oder mit mir darüber zu sprechen. Stattdessen suchte er Zuflucht in einer grauenvollen falschen Heiterkeit, und der arme Andrew war noch nie ein guter Schauspieler. Ich wusste instinktiv, dass es irgendetwas mit der anderen Frau in Cornwall zu tun haben musste. Ich fuhr nach Cornwall, sobald er wieder in Brüssel war, und hörte mich ein wenig um. Ich fand heraus, dass sie gestorben war, seine Geliebte. Das war also der Grund für seine Niedergeschlagenheit. Mein erster Gedanke war, zugegebenermaßen selbstsüchtig, dass es endlich vorüber wäre. Sie war tot und aus dem Weg, ein für alle Mal. Dann fiel mir das Mädchen ein, und es gelang mir, sie aufzuspüren. Das Geschäft ihrer Mutter war geschlossen, doch im Schaufenster standen immer noch Dinge zum Verkauf, und ich sah, wie jemand im Laden aufräumte und sauber machte. Ich gab mich interessiert, bis sie mich bemerkte und nach draußen kam, um mir mitzuteilen, dass das Geschäft nicht mehr geöffnet hätte. Ich
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