Tote lieben laenger
abgesehen von den Kopfschmerzen, die ich von den Anstrengungen, mich zurück in körperliche Existenz zu konzentrieren, bekam. Und mein Sakko war immer noch durchlöchert. Wenn außer dem Achselschweißgeruch irgendwelche geistigen Kosten aufliefen, ließ ich vermutlich gerade in den himmlischen Kontobüchern anschreiben.
Ich spazierte so in die Lobby, als käme ich gerade von der Toilette. "Treffen Sie mich in der Lobby?" zitierte ich die Nachricht.
Sie nickte. "Richard Steele?"
"Höchstpersönlich."
"Hi. Ich bin Bailey DeBussey."
Der Name eines Pornostars oder einer aufstrebenden Schauspielerin. Wobei da normalerweise kein großer Unterschied besteht.
Sie blickte zur Tür auf die Straße. Die Sirenen waren jetzt lauter, hörbar sogar trotz der Musikberieselung durch "O Tannenbaum", unter der die Lobby zu leiden hatte. Sogar der Portier schüttelte seine Stumpfheit lange genug ab, um sich neugierig umzublicken. "Lassen Sie uns hinten raus gehen", sagte sie und fasste mich am Ellbogen.
Mich hatte es nie gestört, wenn eine Frau die Initiative ergriff, vor allem nicht, wenn es sich um eine potentielle Klientin oder Geliebte handelt. Das Schließen der Tür hörte sich verdächtig nach dem Missbilligungsfauchen an, das sich Diana hatte patentieren lassen. Wir gingen die Gasse hinter dem Apartmenthaus entlang. Ein Penner lehnte am Müllcontainer. Ich warf ihm mein Kleingeld zu und wünschte ihm frohe Weihnachten. Kein Geld nötig zu haben war eine befreiende Erfahrung, vor allem angesichts der Tatsache, dass in der ganzen Stadt die Registrierkassen im Großeinsatz waren und das Fest einläuteten.
"Gott segne Sie", sagte er und präsentierte mir mit seinem Grinsen drei gelbe Zähne.
"Werde ich brauchen."
"Hier rüber", sagte die ungeduldige Bailey DeBussey und deutete auf die andere Straßenseite.
Sie nahm meine Hand und führte mich durch eine Lücke im Maschendrahtzaun. Wir gingen über einen Parkplatz zu etwas, was früher einmal ein Coffeeshop gewesen war. Nun nannte es sich "Casa de Café". Im Prinzip gab es keinen Unterschied, nur hingen dort Typen wie ich jetzt nicht mehr herum und der Kaffee kostete drei Dollar pro Tasse. Nun ja, in der Not frisst der Teufel Fliegen.
Wir saßen bereits, als die ersten Streifenwagen vor dem Hollywood Hype eintrafen. Es würde eine Weile dauern, bis sie meine Leiche fanden. Vielleicht sogar ein oder zwei Tage, bis Lee fünf oder sechs Mal angerufen und keinen Rückruf erhalten hatte. Für einen Augenblick bedauerte ich mein saloppes Verhalten ihr gegenüber. Aber andererseits war ich irgendwie auch froh, dass ich es hinauszögern konnte, ihr das Herz zu brechen. Denn ich war mir sicher, dass sie im Unterschied zu vielen anderen Frauen, die ich gekannt hatte, eines besaß.
"Also, was soll die Geheimniskrämerei?" fragte ich die Frau, nachdem sie sich einen Cappuccino bestellt hatte. Ich bestellte mir selbst nichts, da ich mir nicht sicher war, was Essen oder Trinken mit meinem neu geschaffenen Körper anstellen würde. Außerdem wusste ich nicht, wie lange ich die körperliche Erscheinung aufrecht erhalten konnte. Ich wartete darauf, dass etwas Unerwartetes passierte, etwa, dass sich die Wand öffnen und eine Horde debiler Dämonen ausspucken würde.
"Ich war mir nicht sicher, ob ich Ihnen trauen kann", sagte Bailey.
Trauen? Mir ? Ich hatte einen relativ guten Ruf, wenn sie sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, Nachforschungen anzustellen. Wenn ich ihr persönlich empfohlen worden war, musste ich das irgendwie aus ihr herausbekommen. Ich beschloss, den harten Kerl zu geben. Wie jeder zweitklassige Detektiv hatte ich alle Sam-Spade-Filme gesehen, und die Faustregel war, dass man hinreißende Schönheiten ebenso schnell, kalt und hart behandelte, wie man es mit Diamanten machen würde, die ja angeblich des Mädels bester Freund sind.
Ich wünschte mir fast, eine Zigarette zu haben, damit ich herumnuscheln konnte. "Nun, bei meinen Preisen sollten Sie mir lieber schnell vertrauen, denn die Uhr tickt bereits."
"Es..." Sie klimperte mit ihren langen Wimpern und konzentrierte sich auf die brüchige Polyurethanbeschichtung des Tisches. "Es geht um meinen Mann."
Mann? Eine Augenweide wie die konnte einen Mann nicht bei der Stange halten? Da beginnt man, sich ernsthaft Gedanken über die menschliche Rasse zu machen, zumindest was den männlichen Teil anbetrifft. Aber ich hatte mich mit dutzenden von Ehebrüchen für das Scheidungsgericht herumgeschlagen. Sie waren das
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