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Tote lieben laenger

Tote lieben laenger

Titel: Tote lieben laenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Fingerabdrücke auch sonst überall auf meinen Sachen waren.
    Zigaretten. Ein Feuerzeug. Ein paar Dollar. Wirklich nur ein paar.
    Und eine Nachricht. Natürlich. Nun erinnerte ich mich daran, ein Stück abgerissene Papierverpackung. Handgeschrieben, in zackiger Schreibschrift: "Treffen Sie mich in der Lobby. 16 Uhr."
    Ich blickte auf meine Armbanduhr. Sie ging rückwärts, weshalb ich die Uhr an der Wand zu Hilfe nahm. 15:58.
    Sirenen heulten, aber sie waren noch sechs Wohnblocks entfernt und wurden vom ständigen Berufsverkehr aufgehalten. Ich geriet fast in Versuchung, zu bleiben und auf die Cops zu warten. Aber was würde ich ihnen sagen? Ich kannte meine Grenzen noch nicht und wusste auch noch nicht, wie ich mit den Lebenden kommunizieren konnte. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass ich diese Sache selbst lösen musste. Was in Ordnung war. Ich hatte es immer gemocht, allein zu arbeiten.
    Abgesehen von einer bestimmten Sache. Lees Foto war auf meinem Fernseher platziert, und sie war jeder Sitcom-Diva überlegen. Ich ging durch den Raum, wobei ich meine Beine aus überflüssig gewordener Gewohnheit bewegte. Würde ich das Foto heben können?
    Zeit, meine Kräfte zu testen. Man hätte denken sollen, dass sie einem ein Handbuch mitgeben, wenn sie einen zurückschicken. Aber vermutlich war das Teil der Aufgabe. Du musst es dir verdienen, Baby. Darum ging es doch beim Glauben.
    Ich fand Folgendes heraus: Wenn ich mich fest genug konzentrierte, wenn ich daran glaubte , dann verfestigte sich mein Ether gerade genug, dass ich mit meiner früheren Wirklichkeit interagieren konnte. Ich hob das Foto und brachte es an meine Lippen. Sie schmeckte nach Staub, als ich sie küsste.
    Es rumorte unter dem Boden und ein Stoß warmer Luft wehte durch den Raum. Ich dachte, dass sich die Wärmepumpe angeschaltet hatte, aber sogar in der zweiten Dezemberhälfte kann dich Los Angeles noch ins Schwitzen bringen. Die Betrüger, die Sexualstraftäter und die Straßenbanden sorgen dafür. Aber das hier hatte keine irdische Ursache.
    "Also das ist die Schlampe, hä?" erklang Dianas Stimme aus den Luftkanälen.
    Ich hatte keine Zeit, mich mit meiner verstorbenen Frau zu streiten. Ich war gerade dabei, zu spät zu einer Verabredung zu kommen. Aber Sie können sich vorstellen, wie beruhigend es für mich war zu wissen, dass sie mir bei jeder Bewegung über die Schulter gucken würde. Genau wie während unserer Ehe.
    Mit großer Anstrengung stellte ich das Foto zurück an seinen Platz und blickte mich ein letztes Mal um. Es gab nichts, das ich noch brauchen würde. Trotzdem hatte ich ein unheimliches Gefühl dabei, vermutlich zum letzten Mal durch die Wand zu driften. Genau dann, wenn man denkt, dass man sich mit seinem Los im Leben – oder sogar im Tod – abgefunden hat, kommt die Realität und verpasst einem eine Ohrfeige.
    Ich war Punkt 16 Uhr in der Lobby. Der Portier war gelangweilt und sah aus wie eine Erdnuss in seiner engen roten Weste. Er hatte mich höhnisch angegrinst, als ich mich einmal mitten in der Nacht aus meinem Apartment ausgesperrt hatte, nur in Unterwäsche bekleidet. Ich überlegte mir, ob ich ihm einen Streich spielen und ihm unter Rückgriff auf meine Unsichtbarkeit einen gehörigen Schreck einjagen sollte, aber ich wollte meine Energien nicht vergeuden.
    16:01. Während ich wartete, versuchte ich zu erraten, wer erscheinen würde. Ich zählte zwei und zwei zusammen und kam entweder auf drei oder auf fünf. Mathematik war nie meine Stärke gewesen.
    16:02. Und die Glocke über der Eingangstür bimmelte. Der Portier hob eine Augenbraue und verfiel dann zurück in seine umfassende Lethargie. Falls er nicht schwul war, hätte er genauer hinblicken sollen, denn sie war der Hammer.
    Haare wie schwarze Seide. Eine dieser Fellmützen vom Typ Anastasia. Ein Kleid aus Leopardenfell, dessen Vertrautheit mit ihren Kurven das Tier in mir zum Leben erweckte. Beine, die ganz hinunter bis zum Boden reichten, und dann wieder zurück. Da bin ich mir ganz sicher, denn ich habe es zweimal überprüft, um sicher zu gehen.
    Ihre Augen waren fast so schön wie die von Lee und hatten nahezu die gleiche Farbe. Sie blickte zur Treppe und zum Lift, dann presste sie ihr Täschchen an ihre Brust. Sie war besorgt und verängstigt. Und in Eile.
    Ich ging um die Ecke und sammelte mich. Ich nahm Fleisch und Form an und fühlte mich ziemlich gut für einen toten Kerl. Ich bog die Finger, als ob sie in Handschuhen steckten. Ich war fast wieder normal,

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