Tote trinken keine Cola - Kommissar Kugelblitz ; 27
hab doch gesagt, dass es geknallt hat und dass ich Feuer gesehen habe!“, sagt Melissa gekränkt.
„Das Leck im Schiffsrumpf zeigt aber, dass die Hauptursache des Unterganges der Container war, auf den das Schiff im Sturm aufgelaufen ist. Ehe Geld fließt, müssen wir unbedingt noch die Haftungsfrage klären …“
„Ich hab meinen Mann verloren. Das allein zählt. Und Sie reden nur immer von Geld! Geld!“, ruft Melissa empört. Ihre Augen füllen sich mit Tränen.
Sogar der abgehärtete Tobias Klemm kommt sich jetzt etwas herzlos vor. Trotzdem wird er das seltsame Gefühl nicht los, dass bei der Sache etwas nicht stimmt. Warum wurde die Leiche nicht gefunden? Er spricht mit dem Hafenmeister. Der erinnert sich genau an die Braaks.
„Sehr erfahrene und umsichtige Segler“, versichert der Hafenmeister. „Nette Leute.“
Das bestätigen auch Elli und Alex Tomsen.
„Richard kannte die Elbe wie seine Hosentasche. Aber dass da dieser Container lag, konnte er ja nicht wissen“, sagt Elli. „Als das Frachtschiff den Container verlor, waren wir gerade auf Helgoland. Sonst hätten wir das vermutlich in der Zeitung gelesen.“
Der Jurist Alex hat die Versicherungsverträge inzwischen genau studiert. Da steht, dass bei einem Flugzeug- oder Schiffsunglück spätestens nach sechs Monaten die Versicherungssumme ausbezahlt werden muss. Auch ohne Leiche. Er droht der Pandora-Versicherung mit einer Klage, falls man der Witwe das Geld noch länger vorenthalten würde.
Endlich zahlt die Versicherung! Schiffsversicherung und Lebensversicherung ergeben zusammen eine Summe von fast einer Million Euro. Im Januar, als das Geld endlich auf dem Konto ist, fliegt Melissa erst einmal zwei Wochen nach Mallorca zur Mandelblüte.
Das soll sie von dem Schmerz über den Verlust ihres Mannes ablenken, wie sie ihren Freunden treuherzig erklärt.
Im Februar fährt sie zum Schifahren nach Meribel in Frankreich. Im März unternimmt sie eine Reise nach Casablanca.
„Findest du nicht, dass Melissa die Reiserei ein wenig übertreibt?“, fragt Elli Tomsen ihren Mann.
„Sie hat doch Recht“, sagt Alex.
„Wenn sie in ihren vier Wänden bleibt, wird Ritschi auch nicht wieder lebendig.“
Tobias Klemm lässt der Fall immer noch keine Ruhe. Bis jetzt hat ihn sein Instinkt nie getrogen. Und hier stimmt etwas nicht. Da ist er sicher. Immer wieder zieht es ihn zum Yachthafen. Wohl auch, weil er sich heimlich ein eigenes Boot wünscht und sich das von seinem Gehalt als Versicherungsvertreter nicht leisten kann.
Als Tobias Klemm eines Sonntags im Mai mit seiner Frau und drei Kindern wieder mal einen Ausflug an die Elbe macht, entdeckt er Melissa Braak, die im Yachthafen Teufelsbrück gerade ein neues Boot auftakelt.
„Na, ein neues Boot, Frau Braak?“, erkundigt er sich erstaunt. Überrascht und etwas erschrocken, dreht sich Melissa um.
„Ach, Herr Klemm!“, sagt sie und wird rot. „Segeln ist nun mal meine Leidenschaft. Ich kann es einfach nicht lassen. Trotz der traurigen Erinnerung. Außerdem hab ich das Boot in Travemünde gebraucht gekauft. Es war ein Schnäppchen.
Da konnte ich nicht widerstehen. Es ist nicht neu. Nur gut gepflegt und neu lackiert.“ Sie lacht und zieht das Hauptsegel hoch.
„Wohin geht die Reise?“
„Oh“, sagt Melissa gedehnt. „Ein paar Tage Ostsee vielleicht. Es sind ja Sommerferien. Freunde werden mich begleiten.“
Klemm ist sich sicher, dass Melissa genau weiß, wohin die Reise geht. Er hat den Verdacht, dass sie ihm etwas verheimlicht. Lebt ihr Mann am Ende noch?
Da will es der Zufall, dass Tobias Klemm einige Zeit später bei der Schiffsparade zum Hamburger Hafengeburtstag auf Kommissar Kugelblitz stößt, den er bei den Ermittlungen gegen einen osteuropäischen Schiffsentführer-Ring kennen gelernt hat.
„Wie gut, dass ich Sie treffe, Herr Kommissar“, sagt Klemm und nimmt KK beiseite. „Ich habe da einen Fall, der mich nicht in Ruhe lässt. Ich träume sogar nachts davon!“
„Wieder Schiffsdiebstähle?“
„Das leider auch. Aber im Sommer arbeitet die Schiffs-Mafia mehr vom Mittelmeer aus. Drehscheibe für den Handel mit gestohlenen Schiffen ist augenblicklich die Insel Mallorca. Da haben wir jetzt eine ehemalige FBI-Agentin hingeschickt, die den Schiffsmarkt mit Röntgenaugen beobachtet. Sie hat in vier Wochen auf den Balearen fünf gestohlene Yachten entdeckt.“
„Und weshalb haben Sie dann in Hamburg schlaflose Nächte?“
„Daran ist ein rätselhafter
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