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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Strafe. Wir müssen ihn gesund kriegen. Und uns dann so richtig Zeit für ihn nehmen.“
     
    „Na, wie geht es dir denn so mit dem alten Stinker?“
    „Ich muss sagen, ganz gut.“
    Natürlich war das gelogen. Amelie war gerade in die hintere Ecknische der Pizzeria gerutscht und hatte noch nicht mal in die Speisekarte geschaut. Sie wollte nicht schon wieder an diesen ganz bestimmten Geruch und die ständigen Nörgeleien denken oder gar davon reden. Unweigerlich drängte sich beim Gedanken an ihren Job die vielhaarige Burghexe Berkel in den Vordergrund, und die verursachte ihr Magendrücken. Tatsächlich, jetzt da sie das dachte, um vor sich selbst zu übertreiben, da spürte sie es auch.
    „So schlimm also?“, stellte Frieda in einem Ton fest, der ebenso anteilnehmend klang wie vor kaum unterdrückbarer Neugier vibrierend. Amelie wollte abwiegeln, aber dann öffnete sich ihr Herz, und was sie antwortete, überraschte sie selbst:
    „Das Schlimme ist, dass der Typ gerade mal 40 ist und vor zwei Jahren noch ausgesehen hat wie ein Filmstar.“
    „Hör auf! Jetzt nimmst du mich hoch!“
    Frieda hatte ihre Speisekarte auf der Stelle fallen gelassen und scheuchte den Kellner davon, ohne hinzuschauen.
    „Woher weißt du das überhaupt? Der kam mir nicht gerade mitteilsam vor.“
    „Ist er auch nicht. Ich habe Bilder von ihm gesehen. Auf seinem Laptop.“
    „Er gibt dir ein Laptop mit privaten Daten? Hast du herumgeschnüffelt?“
    „Natürlich nicht. Das war Zufall. Und er war auch dabei, als ich sie öffnete. Die Info, wie alt er ist, kam von ihm selbst.“
    „Und was ist das überhaupt für eine Krankheit?“
    „Will er noch nicht sagen. Was er mir bisher diktiert hat, ist absolut belangloses Zeug. Ich denke, er redet um den heißen Brei, weil das, was er eigentlich aufgeschrieben haben will, zu grässlich ist.“
    „Inwiefern?“
    „Na ja, halt scheußlich. Und belastend. Und peinlich.“
    „Vielleicht auch kriminell?“
    „Was?“
    Amelie fuhr wie elektrisiert zurück. Der Gedanke war ihr bisher nicht gekommen. Aber er lag tatsächlich nahe.
    „Überleg doch mal. Vielleicht will er ja ein Verbrechen beichten, aber er wartet damit noch ab, bis er kurz vorm Abnippeln ist, damit er nicht noch vor Gericht gezerrt werden kann.“
    „Warum sollte er das tun?“
    „Um sein Gewissen zu erleichtern. Du bist seine Beichtmutter.“
    „Wohl kaum. Jetzt erzähl mal von deinem neuen Job.“
    „Bei weitem nicht so spannend wie bei dir. Solide und langweilig.“
    „Ich pfeif auf spannend! Solide und langweilig wären mir lieber. Wollen wir tauschen?“
    „Du würdest niemals tauschen.“
    „Sogar blind. Was ist dein Job?“
    „Schon vergessen? Ich bin Sekretärin.“
    „Ja, schon klar. Aber wo?“
    „Bei einer Heilpraktikerin.“
    „Bei einer...“
    Amelie spürte ihr Blut gefrieren. Das war nicht mal ein Zufall. Das war gar nichts. Aber trotzdem, sie musste fragen:
    „Wie sieht sie aus?“
    „Wie sie... – was?!“
    „Riesige Haare?“
    Frieda antwortete mit einem befremdeten Blick.
    „Sag schon!“
    „Nein. Ganz kurz.“
    Amelie sackte auf ihrer Eckbank zurück.
    „Na dann.“
    Der allgegenwärtige warme Pizzageruch ließ ihren Magen aufknurren.
    „Bestellen wir erst mal. Dann erzähl ich dir was echt Gruseliges.“
     
    „Jetzt mach schon!“
    „Ich mach ja. Aber es geht irgendwie nicht.“
    „Lass mich mal!“
    Der Gnom stieß den Hasen von dem leblosen, tief in ein Gewurstel aus Kissen und Decken eingesunkenen Körper weg. Mit Daumen und Zeigefingern beider Hände nahm er je eine Hautfalte der Lider in den Pinzettengriff und zog.
    „Nur das linke Auge!“
    „Weiß ich. Aber die gehen beide nicht auf. Die sind wie zugeklebt. Verdammt!“
    „Was?“
    „Atmet er überhaupt noch?“
    „Keine Ahnung. Mit der Hand ist nichts zu spüren. Wir bräuchten einen Taschenspiegel.“
    „Versuch’s mal mit dem Puls.“
    „Ich will ihn nicht anfassen.“
    „Du hast doch auch seine Augen angefasst!“
    „Ja, aber...“
    „Geh schon weg! Okay, da ist... und drüben und am Hals... auch nichts. Außerdem eiskalt. Der ist hinüber.“
    Die beiden schauten sich ausdruckslos an. Der Hase begann den Kopf zu schütteln, wandte sich abrupt ab, drehte sich um, öffnete eine Schublade, nahm ein Messer heraus, holte weit aus und wollte auf die Leiche einstechen. Der Gnom fiel ihm in den Messerarm.
    „Was soll das? Hör auf mit dem Mist!“
    „Der darf sich nicht einfach so davonstehlen!“
    „Vielleicht

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