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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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gefahrlos tun, so lange Sie nicht auf meiner Nase landen oder Ihre Maden in meinem Essen ausbrüten.“
    „Okay.“
    Amelie wandte sich ab, um ihren Weg fortzusetzen, hielt noch inne und fragte:
    „Welcher Raum auf dieser Burg entspricht Ihrer Nase, und wo würde ich es riskieren, Ihr Essen zu verunreinigen?“
    „Wenn Sie meine Praxis betreten, hole ich die Fliegenklatsche. Und im Keller lagert, sinnbildlich gesprochen, mein Essen. Sollte ich Sie irgendwo unterhalb der Grasnarbe erwischen, sei es innerhalb oder außerhalb dieser Mauern...“
    „Schon klar. Wer waren übrigens die beiden Jungs?“
    „Patienten.“
    Jetzt war Amelie verblüfft:
    „Sie betreiben eine öffentliche Praxis?“
    „Aber sicher doch. Haben Sie das Schild an der Zugbrücke nicht gesehen?“
    „Nicht bewusst. Aber... dann könnte ich Ihre Praxis ja doch betreten – als Patientin.“
    „Ihr Handy.“
    In dieser Sekunde spürte Amelie den Vibrationsalarm in ihrer Jeanstasche. Den Klingelton hatte sie vor der letzten Sitzung mit Bergenstroh abgeschaltet.
    „Ja bitte?“
    „Ich bin’s, Frieda.“
    „Hallo Frieda. Tut mit leid, dein Name sagt mir zwar was, aber ich weiß im Moment nicht...“
    „Deine Konkurrentin bei der Veranstaltung: Alter Lustmolch castet junge dralle Sekretärinnen. Ich bin die Glückliche, die mit 400 Euro Trostpflaster abschwirren durfte.“
    „Ja, klar, ich hab doch dein Kärtchen. Aber ich wusste gar nicht...“
    „Ich hab deine Nummer von deinem Chef.“
    „Der hat sie aber doch auch nicht!“
    „Offenbar doch. Hör zu, ich hab mich in der Nähe umgetan und einen Job gefunden. Im Moment bin ich in einem Hotel, aber schon auf der Suche nach billigem Wohnraum. Wie wäre es mit einer Zweier-WG?“
    „Klingt gut“, antwortete Amelie spontan und zweifelte sofort, ob es wirklich gut war. Frieda war nett, aber eine Fremde.
    „Wollen wir uns treffen? Hast du gleich Zeit?“
    „Ja. Aber ich hab kein Auto.“
    Noch während sie das sagte, sah Amelie in ihrem rechten Gesichtsfeld etwas baumeln: einen Autoschlüssel. Die Berkel stand unerwartet nah neben ihr und lächelte sie liebenswürdig an. Amelie schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zur Seite.
    „Ich kann zu dir kommen“, schlug Frieda vor. „In zehn Minuten?“
    „Das wäre am besten. Ich warte an der Zugbrücke. Ciao.“
    „Nehmen Sie den Schlüssel trotzdem, Schätzchen. Sie brauchen doch ein Auto.“
    „Woher wussten Sie, dass mein Handy klingeln würde?“, überging sie das Angebot und bekam durch ihre eigene Frage eine Gänsehaut.
    „Ich habe gute Ohren. Der Vibrationston war nicht zu überhören.“
    „Wie kann es sein, dass Sie einen Ton hören, noch bevor ich die ursächliche Vibration spüre?“
    „Das bilden Sie sich ein. Keine Bange, das ist nicht mein Fahrzeug, es gehört der Burg-Verwaltung und kann von Bewohnern und vom Personal genutzt werden. Fragen Sie Schrumpelchen, wenn Sie mir nicht glauben.“
    Amelie ließ sich den Autoschlüssel in die Hand drücken und spürte etwas, das sich nach Einlenken anfühlte. Sie hatte sich gegen diese Frau gewehrt, aber indem sie den Autoschlüssel annahm, wurde sie zu ihrer Verbündeten. Und das war richtig so. Auf ihrer Seite stehend, würde sie eine andere, eine stärkere werden. Und sie würde nicht mal merken, wie sie das wurde, und völlig damit einverstanden sein.
     
    „Es funktioniert nicht.“
    „Wart’s ab. Es ist noch nicht mal eine Stunde her.“
    „Aber das ist doch keine normale Medizin. Das muss schneller wirken.“
    „Vielleicht haben wir ins falsche Auge geträufelt.“
    „Nein, links hat sie gesagt.“
    „Aber morgens. Jetzt haben wir Nachmittag.“
    „Wenn wir bis morgen Früh gewartet hätten, wäre es vielleicht zu spät gewesen.“
    „Wir gehen noch mal hin. Zu dieser Hexe.“
    „Und wozu soll das gut sein?“
    „Sie soll mit hierher kommen. Ihn sich anschauen.“
    „Bist du irre? Hierher, wo das alles passiert ist?!“
    „Ein Arzt muss einen Patienten doch untersuchen, bevor er ihm Medizin verschreibt.“
    „Wir geben ihm morgen noch mal fünf Tropfen. Eine Stunde vor Sonnenaufgang, so wie sie es verschrieben hat. Und wenn es dann nicht wirkt, gehen wir wieder zu ihr.“
    „Oder zu einem richtigen Arzt.“
    „Nein. Das hatten wir doch schon. Für einen normalen Arzt ist es längst zu spät.“
    „Oder wir rächen uns jetzt gleich. Wir wecken ihn und tun ihm was an. Ein bisschen was kriegt er bestimmt noch mit.“
    „Ein bisschen ist nicht genug

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