Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenflut

Titel: Totenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
Vom Netzwerk:
mehr durch.«, sagte Petri.
    Schröder kämpfte sich auf die Beine.
    Â»Lasst mich zufrieden!«
    Humpelnd durchquerte er die Wohnung, nahm umständlich die Jacke vom Haken an der Garderobe und war ohne ein weiteres Wort verschwunden.
    Vier Kriminaltechniker in weißen Schutzanzügen untersuchten den Wagen, als Schröder die Halle betrat. Die gelangweilten Gesichter seiner beiden Kollegen Keller und Trostmann konnten seine ohnehin schon schlechte Laune nicht bessern. Im Gegenteil. Schröder hasste die beiden. Und er war sich nie sicher, ob es gut oder schlecht war, dass sie als Partner immer im Doppelpack auftraten.
    Trostmann war ein stumpfsinniger, alter Kauz, dessen Intellekt gerade mal von seiner Haustür bis zur Gartenpforte reichte. Er meinte, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, und hielt nicht damit zurück, diese Erkenntnis jedem mitzuteilen. Doch er war ein enttäuschter Mann. Enttäuscht vom Leben, das ihn in einen Beruf gedrängt hatte, in dem er zwar abgesichert war, der jedoch auch ihm eine gescheiterte Ehe und eine angehende Alkoholsucht beschert hatte. Er war ein unbelehrbarer Zyniker, und Keller, zwanzig Jahre jünger, war sein Papagei, der ständig auf seiner Schulter saß und ihm jeden gequirlten Mist nachquatschte. Keller hatte mit Trostmann seine Zukunft direkt an seiner Seite. Wenn er wissen wollte, wie er kurz vor seiner Pensionierung aussehen würde, musste er nur neben sich schauen. Vielleicht hatte er eine nicht ganz so ausgeprägte zynische Ader wie Trostmann, aber er arbeitete daran.
    Schröder humpelte auf die beiden zu und beobachtete dabei die Kriminaltechniker.
    Â»Du siehst echt scheiße aus!«, freute sich Trostmann.
    Â»Quatsch mich nicht voll, Trostmann.«
    Â»Oh, etwas gereizt heute. Kennt man gar nicht von dir.«, sagte Keller.
    Â»Du lernst mich gleich kennen! Also, wessen Wagen ist das?«
    Schröder stemmte seine Fäuste in die Hüften und versuchte, sich gerade zu halten. Allein das kostete ihn so viel Kraft, dass ihm der Schweiß in Strömen am Körper hinablief.
    Â»Er gehört einer gewissen Annette Krüger«, begann Trostmann, »achtzehn Jahre alt. Sie ist am Montag als vermisst gemeldet worden. Ihr Wagen stand seit Sonntagnacht an der L 87 zwischen Belm und Wulfen.«
    Schröder ging um das Auto herum. Einer der Techniker nahm seine Maske ab und kam auf Schröder zu. Franke, der Chef der Kriminaltechnik, reichte ihm die Hand, nachdem er sich des Gummihandschuhs entledigt hatte. Franke war einer der wenigen, mit denen Schröder auskam. Er sah ein bisschen aus wie Monk, die Detektivfigur aus dem Fernsehen, hatte aber sonst wenig mit dem Serienhelden gemein. Das, was Schröder an ihm am meisten schätzte, war seine Kompetenz. Franke war jemand, der ohne Weiteres Karriere in einer wesentlich größeren Stadt hätte machen können, doch er war ein Mann, der auf unaufdringliche Art zufrieden wirkte mit dem, was er hatte. Schröder war sich sicher, dass er sich bewusst gegen die große Karriere entschieden hatte. Die Gründe kannte er nicht und brauchte sie auch nicht zu kennen. Franke machte hervorragende Arbeit und war dabei eine der ausgeglichensten Personen, die Schröder jemals begegnet waren.
    Â»Habt ihr schon was?«, fragte Schröder.
    Â»War nicht so schwierig. Es lagen zwei Taschentücher im Fußraum des Fahrers. Wir fanden Sperma darin. Fingerabdrücke massenweise, wie es sich gehört, aber kein Blut. Auch keine Kampfspuren«, antwortete Franke.
    Â»Dann kann man eine Vergewaltigung wohl ausschließen.«
    Â»Ich sammle nur die Fakten. Das Deuten ist deine Aufgabe.«
    Keller und Trostmann näherten sich von hinten, wahrscheinlich weil sie es nicht länger aushielten, an dem Gespräch nicht beteiligt zu werden.
    Â»Sie schläft mit ihrem Freund. Der macht Schluss mit ihr, sie ist völlig fertig und läuft heulend davon«, mutmaßte Trostmann.
    Schröder drehte sich zu ihm um.
    Â»Sie läuft einfach weg. Und der nächste Ort ist wie weit entfernt?«
    Â»Vier Kilometer. Vielleicht ist sie ja per Anhalter gefahren.«
    Â»Nicht zu fassen, dass sie Typen wie dich bei der Polizei arbeiten lassen«, sagte Schröder. Franke konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    Â»Mann, in dem Alter ist das doch ganz normal! Die Hormone spielen verrückt, Liebeskummer, Streit mit den Eltern. Man läuft mal weg,

Weitere Kostenlose Bücher