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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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ich spinne«, sagte ich, noch ehe ich von der Vespa gestiegen war. »Frankie. Wo kommst du denn her?«
    Frank schlang einen Arm um mich und hob mich in die Luft. Vier Jahre hatten es nicht geschafft, ihn auch nur ein kleines bisschen zu verändern. Ich war mir ziemlich sicher, dass er sogar noch dieselbe abgewetzte Lederjacke trug. »Cassie Maddox«, sagte er. »Die beste falsche Studentin der Welt. Wie geht’s dir? Du beim Dezernat für häusliche Gewalt, wieso denn das?«
    »Ich rette die Welt. Die haben mir ein Lichtschwert gegeben und alles, was dazugehört.« Ich bemerkte Sams verwundertes Stirnrunzeln aus dem Augenwinkel – ich rede nicht viel über meine Undercoverzeit, ich bin nicht mal sicher, ob er von mir je Franks Namen gehört hatte –, aber erst als ich mich ihm zuwandte, erkannte ich, dass er entsetzlich aussah, weiß um den Mund und die Augen zu weit aufgerissen. Etwas in mir verkrampfte sich: ein Horrorfall.
    »Wie geht’s dir?«, fragte ich ihn und nahm den Helm ab.
    »Super«, sagte Sam. Er versuchte ein Lächeln, aber es verrutschte ihm.
    »Oho«, sagte Frank gespielt tuntig, während er mich auf Armeslänge von sich weghielt und musterte. »Lass dich mal anschauen. So was tragen also gutgekleidete Detectives heutzutage?« Als er mich das letzte Mal gesehen hatte, trug ich eine Cargohose und ein T-Shirt mit der Aufschrift »Miss Kitty’s House of Fun Wants you«.
    »Leck mich, Frank«, erwiderte ich. »Wenigstens hab ich mein Outfit in den letzten paar Jahren ein- oder zweimal gewechselt.«
    »Nein, nein, nein, ich bin beeindruckt. Sehr businesslike.« Er wollte mich herumdrehen. Ich schlug seine Hand weg. Nur damit das klar ist, ich war nicht angezogen wie Hillary Clinton. Ich trug meine Arbeitskleidung – schwarzer Hosenanzug, weiße Bluse – und fand diese Garderobe auch nicht berauschend, aber als ich ins Dezernat für häusliche Gewalt wechselte, lag mir mein neuer Vorgesetzter andauernd damit in den Ohren, wie wichtig es sei, nach außen hin ein präsentables einheitliches Bild zu vermitteln und in der Öffentlichkeit Vertrauen aufzubauen, was anscheinend in Jeans und T-Shirt unmöglich ist, und ich hatte nicht die Energie zur Gegenwehr. »Hast du eine Sonnenbrille und eine Mütze oder so dabei?«, fragte Frank. »Würde stilistisch prima passen.«
    »Habt ihr mich herkommen lassen, um mit mir über meinen Klamottenstil zu diskutieren?«, fragte ich. Ich kramte eine uralte rote Baskenmütze aus meinem Rucksack heraus und wedelte damit vor seiner Nase.
    »Nein, darauf kommen wir ein andermal zurück. Hier, setz die auf.« Frank holte eine Sonnenbrille aus seiner Tasche, so eine abscheuliche verspiegelte à la Don Johnson 1985, und gab sie mir.
    »Wenn ich wie ein Vollidiot mit dem Ding auf der Nase herumlaufen soll«, sagte ich und nahm sie beide ins Visier, »dann habt ihr hoffentlich eine gute Erklärung.«
    »Dazu kommen wir gleich. Wenn sie dir nicht gefällt, kannst du auch den Helm wieder aufsetzen.« Frank wartete, bis ich die Achseln zuckte und die idiotische Verkleidung anzog. Die Aufregung, ihn zu sehen, war verflogen, und mein Rücken verkrampfte sich wieder. Sam, der krank aussah, Frank, der hier war und nicht wollte, dass ich am Tatort gesehen wurde: Das alles sah ganz danach aus, als ob ein Undercovercop das Opfer war.
    »Hinreißend wie immer«, sagte Frank. Er hob das Absperrband an, damit ich mich darunter herduckte, und das war so vertraut, ich hatte diese rasche, mühelose Bewegung so oft gemacht, dass ich für den Bruchteil einer Sekunde das Gefühl hatte, nach Hause zu kommen. Ich rückte automatisch meine Pistole am Gürtel zurecht und sah mich nach meinem Partner um, als wäre das hier mein Fall, ehe ich mich wieder erinnerte.
    »Bislang wissen wir Folgendes«, sagte Sam. »Gegen Viertel nach sechs heute Morgen ging ein Bursche namens Richard Doyle auf diesem Weg hier mit seinem Hund spazieren. Er ließ ihn von der Leine, damit er ein bisschen herumlaufen konnte. Nicht weit vom Weg steht ein verfallenes Haus. Der Hund ist da rein und kam einfach nicht wieder raus. Schließlich musste Doyle hinterher. Als er reinkam, schnüffelte der Hund an der Leiche einer Frau herum. Doyle packte den Hund, nahm die Beine in die Hand und rief die Polizei.«
    Ich entspannte mich ein wenig: Ich kannte keine anderen Frauen aus meiner Undercoverzeit. »Und wieso bin ich hier?«, fragte ich. »Ganz zu schweigen von dir, mein Alter. Bis du ins Morddezernat gewechselt, und keiner

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