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Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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bedeuten.«

31
    Hunter schlüpfte in alte Jeans und ein weißes T-Shirt. Der Baumwollstoff spannte sich über seinen breiten Schultern und schmiegte sich wie eine zweite Haut um seinen Körper. In seinem Wohnzimmer lagen jede Menge Unterlagen, Zeitschriften und Bücher herum. Er überlegte, ob er noch rasch aufräumen sollte, doch bevor er damit anfangen konnte, klopfte es bereits. Er griff nach seiner Heckler & Koch USP .45 Tactical, prüfte den Sicherungsmechanismus und steckte sie sich hinten in den Hosenbund. Erst dann ging er zur Tür.
    Erneut drei Klopfzeichen.
    »Robert? Ich bin’s, Alice«, kam eine Stimme von draußen.
    Hunter entriegelte Schloss und Kette und zog die Tür zur Hälfte auf.
    Auf der Schwelle stand Alice Beaumont mit ihrem schwarzen Aktenkoffer. Sie hatte den Pferdeschwanz, den sie früher am Tag getragen hatte, gelöst, und ihr blondes Haar glänzte selbst im trüben Licht des Hausflurs. Jetzt sah sie kein bisschen mehr wie eine Anwältin aus. Sie hatte ihr konservatives Kostüm gegen hautenge Jeans, eine schwarze, tief ausgeschnittene Baumwollbluse und schwarze kniehohe Stiefel mit klobigen Absätzen eingetauscht. Ihr Make-up war nach wie vor dezent, allerdings ein klein wenig verruchter als zuvor. Ihr Parfüm roch blumig und aufreizend.
    Hunter musterte sie schweigend.
    »Darf ich reinkommen, oder sollen wir uns hier im Treppenhaus unterhalten?«
    »Klar. Sorry.« Hunter machte einen Schritt nach rechts und ließ sie eintreten. Die Wohnung lag im Halbdunkel. Nur die Lampe auf Hunters Esstisch brannte.
    Alice sah sich in dem kleinen Zimmer um. Lange brauchte sie nicht dafür.
    »Nett hier … gemütlich«, sagte sie. Es lag kein Sarkasmus in ihrer Stimme. »Aber aufräumen könnte man mal.«
    Hunter schloss die Tür hinter sich und ging an ihr vorbei. »Sollten Sie um diese Zeit nicht im Bett liegen und schlafen?«
    Alice lachte leise. »Nach allem, was heute los war? Die Sache mit den Schattenfiguren? Dann Sie beide, wie Sie wie zwei Verrückte aus dem Büro stürzen, weil derselbe Täter vielleicht noch mal zugeschlagen hat?« Sie schüttelte den Kopf. »Wie soll ich denn da abschalten? Keine Chance.«
    Hunter konnte sie verstehen. Er löste seinen Blick von ihrem Gesicht.
    Alice wartete, aber Hunter sagte nichts weiter.
    »Captain Blake hatte recht, oder? Er hat zum zweiten Mal zugeschlagen.«
    Hunter nickte.
    »Eine neue Skulptur?«
    Hunter nickte.
    Alice stieß durch zusammengebissene Zähne den Atem aus. »Also, ich könnte wirklich einen Drink vertragen.« Sie stellte ihren Aktenkoffer auf dem Boden ab.
    »Ich fürchte, meine Auswahl ist begrenzt. Scotch oder Bier. Was anderes gibt es nicht.«
    »Bier ist in Ordnung.«
    Hunter nahm eine Flasche aus dem Kühlschrank, drehte den Kronkorken ab und reichte sie ihr.
    Alice starrte erst die Flasche und dann Hunter einen Moment lang an. »Könnte ich ein Glas dazu haben?«
    Hunter deutete auf den Hochschrank über der Spüle. »Bedienen Sie sich.«
    Alice öffnete den Schrank und fand darin zwei Becher, ein hohes Coca-Cola-Glas, vier Schnapsgläser und ein halbes Dutzend Whisky-Tumbler. Sie entschied sich für das hohe Glas.
    Dann kehrten sie ins Wohnzimmer zurück, und Hunter goss sich einen zweiten Scotch ein.
    »Sie haben gesagt, Sie wüssten vielleicht, was die Schattenbilder zu bedeuten haben. Ich höre.«
    Alice trank einen Schluck von ihrem Bier. »Okay, nachdem Sie und Carlos weg waren, konnte ich nicht aufhören, über die Skulptur und diese Schattenfiguren nachzugrübeln. Was Sie davor gesagt hatten, klang für mich plausibel – dass man die Bedeutung der Bilder nur dann korrekt interpretieren kann, wenn man weiß, um was für einen Vogel und was für einen Hund es sich handelt.«
    Hunter nickte und bot ihr mit einer Geste einen Platz auf dem Sofa an. Sie setzte sich und griff nach ihrem Koffer.
    Hunter zog einen der Kiefernstühle vom Esstisch heran, drehte ihn mit der Lehne nach vorn und setzte sich rittlings darauf.
    »Also habe ich recherchiert, während Sie beide unterwegs waren«, fuhr Alice fort. »Ich habe im Netz nach hundeähnlichen Tieren und mittelgroßen, ›dicken‹ Vögeln gesucht. Wie Sie gesagt haben – Krähe, Rabe, Dohle und so weiter. Dann habe ich die Bilder …«, sie hielt inne und berichtigte sich, »oder besser: ihre Silhouetten mit unseren Schattenbildern verglichen.«
    »Und was ist dabei rausgekommen?«
    »Eine ganze Menge.« Sie ließ den Aktenkoffer aufschnappen und zog mehrere Blätter heraus.

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