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Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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eigentlich, wie viele Vergewaltigungsopfer nach einer Drogenverabreichung medizinische Hilfe in Anspruch nehmen?«, fragte ich. »Weniger als zehn Prozent. Es ist fast unmöglich, diese Verbrechen zu beweisen, weil die Wirkstoffe oft in kürzester Zeit aus der Blutbahn verschwunden sind, sodass sich später, wenn das Opfer wieder in der Lage ist, einen Arzt aufzusuchen, durch toxikologische Analysen keine Spuren mehr davon feststellen lassen.«
    »Sie wollen mir also sagen, Fräulein, dass dieser gesunde junge Mann dort« - Moffett stützte einen Ellbogen auf den Richtertisch und zeigte mit dem Zeigefinger auf Selim Sengor - »es vorzieht, mit einer Frau zu schlafen, die gar nicht mitkriegt, was geschieht. Warum sollte er das tun wollen?«
    »Es handelt sich offensichtlich um abweichendes Sexualverhalten, Euer Ehren.« Nehmen Sie nicht Ihr eigenes Sexualverhalten als Maßstab, hätte ich am liebsten ergänzt. Geben Sie ja nicht Ihr Schubladendenken auf. Moffett schien vollends verwirrt zu sein, während er an seinen Fingerkuppen leckte und seine Haarkringel hinter den Ohren glatt strich. »Im Hauptverfahren werden diese Zusammenhänge von psychologischen Gutachtern erläutert werden. Ich versuche nur darzulegen, dass wir stichhaltige Beweise haben, um die Anklageschrift einzureichen.«
    Bei der Entscheidung, Sengor in U-Haft zu behalten oder nicht, würde sich Moffett an zwei Hauptpunkten orientieren: zum einen die Wahrscheinlichkeit, dass Sengor vor Gericht erscheinen würde, anstatt den Zuständigkeitsbezirk zu verlassen, und zum anderen die Wahrscheinlichkeit eines Schuldspruchs, wenn in einigen Monaten ein Geschworenengericht über den Fall verhandeln würde.
    »Also, damit wir uns verstehen, Liebes. Zwei Frauen haben bei Doktor Selim übernachtet, mit ihm Alkohol getrunken, sind dann mit einem Kater aufgewacht und haben ihren Bus nach Hause verpasst. Sie haben Sperma -«
    »Beide Frauen haben ausgesagt, dass sie seit über einem Monat keinen Geschlechtsverkehr mehr hatten.«
    »Das Einzige, was Sie nicht haben, ist der Beweis, dass man dem Cocktail etwas beigemischt hat, geschweige denn, dass es der Doktor getan hat«, sagte Moffett.
    Eric Ingels hatte leichtes Spiel, da Moffett so eindeutig für ihn Partei ergriffen hatte. Ein Arzt passte nicht in das stereotype Profil eines Vergewaltigers, und dass es einen Mann erregte, sedierte Frauen zu vergewaltigen, konnte sich dieser engstirnige Richter noch schwerer vorstellen.
    »Euer Ehren«, sagte Ingels, »meiner Meinung nach haben Sie absolut keinen Grund, meinen Mandanten festzuhalten, bis Miss Cooper ihre Laborergebnisse bekommt. Er ist hier in New York stark verwurzelt. Er lebt hier, er arbeitet hier. Er hat keine Vorstrafen - er ist ein völlig unbescholtener Bürger.«
    »Welche Kautionssumme könnte er denn zahlen?«, fragte Moffett.
    »Euer Ehren, mit Verlaub«, sagte ich. »Ich glaube nicht, dass sich die Kaution nach der Brieftasche des Menschen richten sollte, dem wir diese Verbrechen zur Last legen. Wir reden hier über zwei Vergewaltigungen. Ich beantrage eine Kaution in Höhe von zweihundertfünfzigtausend Dollar.«
    » Was? « Ingels schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wissen Sie überhaupt, was ein Assistenzarzt verdient?«
    »Beruhigen Sie sich, alle beide. Ich sage Ihnen, was ich tun werde. Ms Cooper wird mich so oder so anschreien, Mr Ingels. Ich werde Dr. Sengor ohne Kaution auf freien Fuß setzen. Alexandra, hören Sie auf, Ihr Gesicht zu verziehen und den Rauch aus den Ohren zu blasen. Ich vertage die Angelegenheit auf nächsten Freitag, in meinem Verhandlungssaal. Bis dahin haben Sie die Laborbefunde. Dann höre ich mir alles noch einmal an. Falls Sie in der Zwischenzeit mehr Beweise in der Hand haben, werde ich Ihnen die Gelegenheit geben, den Antrag neu zu stellen.«
    Jetzt hatte ich gleich in doppelter Hinsicht das Nachsehen. Nicht nur würde Sengor das Gerichtsgebäude verlassen haben, noch ehe ich wieder in meinem Büro war, sondern Moffett nahm den Fall auch noch unter seine Fittiche.
    »Ich schlage vor, er gibt seinen Reisepass bei Ihnen ab, Euer Ehren. Wie wär’s damit?«
    Ingels und sein Mandant unterhielten sich im Flüsterton. »Den hat Dr. Sengor natürlich nicht dabei. Die Detectives haben ihn ohne Vorwarnung mitten in der Nacht aus seiner Wohnung geholt.«
    »Dann bringen Sie ihn mir eben Anfang nächster Woche. Sie haben doch nicht vor, Urlaub zu machen, mein Sohn?«
    Selim Sengor lächelte den Richter an und schüttelte den

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