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Totenmahl - Totenmahl - Death Dance

Titel: Totenmahl - Totenmahl - Death Dance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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entspräche.
    Die helle Aprilsonne warf ihre Strahlen auf den riesigen Brunnen, der in der Mitte des Platzes stand und in sporadischen Abständen eine Fontäne in die Luft spie, unter den Augen der erfreuten, mit Reiseführern bewaffneten Touristen, die sich dort angesammelt hatten. Wir ließen die Avery Fisher Hall, die Philharmonie und das New York State Theater, wo das City Ballet and Opera untergebracht waren, hinter uns liegen. An der Westseite beherrschte die Metropolitan Opera einen gesamten Straßenzug, ich versuchte mit Mercer Schritt zu halten, als wir darauf zusteuerten, um uns mit Mike Chapman zu treffen.
    »Ich hoffe, du hast ihn richtig verstanden.«
    »Er will dich dabeihaben, Alex. Deshalb hat er angerufen.«
    »Ich kenne mich in der Ballettwelt aus. Deshalb hat er angerufen. Ansonsten bin ich mir nicht sicher, ob Mike mich wieder in sein Leben lassen möchte.«
    Auf dieser großartigen urbanen Akropolis wimmelte es vor Leuten, die sich gegenseitig vor den beeindruckenden Fassaden fotografierten. An den Fahnenstangen bauschten sich anlässlich des Gastspiels des Royal Ballet große Seidenbanner mit dem Emblem der Truppe im Wind.
    Wir drei zusammen hatten schon mehr Mordfälle bearbeitet, als es die meisten Staatsanwälte in ihrer gesamten Laufbahn jemals tun würden. Mercer war vom Morddezernat zum Sonderdezernat für Sexualverbrechen übergewechselt. Genau wie ich fand er große Befriedigung darin, Frauen zu ihrem Recht zu verhelfen, das man ihnen auf Grund archaischer Gesetze und hartnäckiger Vorurteile so lange verwehrt hatte. Gesetzesreformen und die erstaunlichen Fortschritte in der Wissenschaft hatten uns Erfolge beschert, von denen man noch vor zwanzig Jahren nicht zu träumen gewagt hätte.
    Mike zog die elitäre Welt der Mordermittler vor - keine lebenden Opfer, die man an die Hand nehmen musste oder die vor Gericht die größte Mühe hatten, ihre Fassung zu bewahren. Stattdessen musste er seinen leblosen Opfern das Geheimnis ihres Todes entlocken und dann die Täter aufspüren. All zu oft überlappten sich unsere beruflichen Welten, und wir packten die Fälle gemeinsam an, um in einer Welt, in der Menschenleben so gewaltsam und abrupt beendet wurden, die moralische Ordnung wiederherzustellen.
    »Was meinst du? Ist er bereit, wieder an die Arbeit zu gehen?«
    »Er muss bereit sein. Er ist seit Vals Tod nicht mehr der Alte, das weiß er selbst am allerbesten. Es wird Zeit, dass er sich wieder ins Getümmel stürzt. Lieutenant Peterson hat ihm Zeit gegeben - viel Zeit. Was immer er jetzt braucht - ich helfe ihm. Bleib du auch an seiner Seite, Alex. Er will es.«
    Ich musste förmlich rennen, um mit Mercer Schritt zu halten. »Das denkst vielleicht du, aber Mike -«
    »Du bist seine beste Freundin. Wir müssen jetzt für ihn da sein, für den Fall, dass er noch nicht ganz auf dem Posten ist.«
    Schon von draußen konnte ich im Foyer der Met die wunderschönen, über drei Stockwerke ragenden Wandgemälde von Chagall in Gelb und Rot sehen, die den Triumph der Musik mit Tänzern, Musikern, Instrumenten und bizarren Tieren zelebrierten.
    Mercer folgte mir durch die Drehtür. Einige uniformierte Cops standen wie beiläufig im Foyer herum, sodass die Theaterbesucher, die am Ticketschalter Schlange standen, nichts Auffälliges bemerkten.
    Mit seiner Körpergröße von zwei Metern zog Mercer, einer der wenigen ranghohen afroamerikanischen Detectives der New Yorker Polizei, überall die Aufmerksamkeit auf sich. Er zeigte einem jungen Beamten seine Dienstmarke, woraufhin dieser die rote Samtkordel, die an einem Messingpfosten befestigt war, aushakte und uns über die teppichverkleideten Stufen in das Foyer im Untergeschoss schickte, ohne mich zu fragen, warum ich Mercer begleitete.
    Der lange glänzende Holztresen, auf den wir zusteuerten, wäre später, in der Pause, mit Cocktails voll gestellt. Jetzt war er über und über mit Papieren bedeckt. Mike Chapman stand mit dem Rücken zu uns, die linke Hand in der Hosentasche, und strich sich mit der rechten durch sein dichtes schwarzes Haar.
    Mercer tippte ihm auf die Schulter und unterbrach das Gespräch, das Mike mit den beiden Männern hinter der Bar führte. Sie hatten sich gemeinsam die Grundrisspläne der unter- und oberirdischen Korridore dieser riesigen Theaterstätte angesehen.
    Mike machte uns miteinander bekannt. »Das ist Mr Dobbis. Chet Dobbis ist der Intendant der Metropolitan Opera. Er beaufsichtigt das Gastspiel der Balletttruppe, da es Teil

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