Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
eines Fundraisings für die Oper ist. Mr Dobbis, darf ich Ihnen Mercer Wallace vorstellen - vom Sonderdezernat für Sexualverbrechen. Und das hier ist Ms Cooper. Alex leitet die Abteilung für Sexualdelikte bei der Bezirksstaatsanwaltschaft. Sie ist außerdem selbst eine Baletttänzerin.«
Ich schüttelte Dobbis die Hand. Er war größer und schlanker als auf den Bildern von ihm, die ich vor zwei Jahren, als ihn die großartige Beverly Sills kurz vor ihrer Pensionierung anheuerte, in der New York Times gesehen hatte. Ich schätzte ihn auf Mitte, Ende vierzig, er trug ein schwarzes Hemd und eine schwarze Hose und hatte sich lässig einen Pullover um den Hals gebunden.
»Und das hier ist Rinaldo Vicci, Ms Galinowas Agent.« Vicci, der viel kleiner als ich war, verbeugte sich in meine Richtung. Er war ungefähr fünfzig, zu dick für seine Größe, mit einer teigigen Haut, die fleckig und gereizt zu sein schien. Die Jacke seines Glencheckanzugs spannte über dem Bauch, als er uns die Hand reichte.
»Gibt’s was Neues?«, erkundigte sich Mercer bei Mike.
»Der Polizeipräsident hat uns grünes Licht gegeben, den Schuppen hier zu durchsuchen.«
»Das ist ein großes Zugeständnis.«
»Der Vermisstenstatus würde - vierundzwanzig Stunden nach Taljas Verschwinden - heute während der Abendvorstellung in Kraft treten, was eventuell für Aufregung sorgen könnte. Alle hier Anwesenden sind der Meinung, dass wir einen Zahn zulegen sollten.«
»Wo übernachtet Talja?«, fragte ich.
»Im Mark. Aber sie war seit gestern nicht in ihrem Hotel«, sagte Mike. »Und sie hat ihren Mann nicht angerufen, obwohl sie normalerweise drei, vier Mal am Tag miteinander sprechen.«
»Was ist mit ihren Sachen?«, fragte ich.
»Sie sind noch immer in ihrer Garderobe«, sagte Vicci mit einem leichten italienischen Akzent. »Pullover und Hose, ihre Stiefel. Sogar ihre Handtasche. Es ist alles noch da. Ich … ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie besorgt ich bin. Ich werde verrückt, wenn ich nur daran denke, dass ihr etwas passiert sein könnte.«
»Darauf wette ich«, sagte Mike. »Was bekommt ein Agent heutzutage? Fünfzehn Prozent von nichts ist nichts. Deshalb brauchen wir Ihre Hilfe, Mr Vicci. Es gibt wohl niemanden, dem mehr daran liegt, dass Ms Galinowa heil und gesund wieder auftaucht.«
»Hat jemand von Ihnen heute schon mit Joe Berk gesprochen?«, fragte ich.
»Er ist nicht aufzutreiben«, sagte Chet Dobbis. »Sein Büro ist übers Wochenende geschlossen, und er geht nicht ans Telefon. Wie man mir sagt, ist das nicht weiter ungewöhnlich, Ms Cooper. An einem Samstagnachmittag kann es gut sein, dass er eine seiner Vorstellungen besucht.«
»Würden Sie mich ein paar Minuten entschuldigen, damit ich mit Detective Wallace reden kann?«, fragte Mike.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, gehe ich hinein, um bei den Proben zuzusehen. Rinaldo, kommst du mit?« Dobbis ging mit Vicci in Richtung Bühneneingang. Er hatte eine ruhige, elegante Ausstrahlung und grazile Bewegungen, die perfekt zu seiner Rolle im Theater passten.
Mike wartete, bis sie außer Hörweite waren. Dann stützte er die Ellbogen auf die Bar und legte den Kopf in die Hände. »Entschuldigt. Es war die ganze Nacht ein zähes Ringen, bis uns diese Typen endlich reingelassen haben. Sie werden ausflippen, wenn die ESU mit ihrer Ausrüstung anrückt.«
»Du hast die Emergency Services Unit gerufen?«, fragte ich. Die Notfall- und Rettungseinheit bestand aus furchtlosen Cops, die sich überall dahin vorwagten, wo niemand sonst zurechtkam. Sie holten Selbstmörder von Hausdächern und Brücken, bargen Leichen aus Tunneln und von Eisenbahnschienen und brachen Türen und Absperrungen auf, um ihren Kollegen den Weg zu bahnen. »Rammböcke und die Klauen des Todes? War das nicht ein bisschen voreilig?«
»Klauen des Lebens. Damit holen sie dich aus den Klauen des Todes. Du warst hier noch nie hinter der Bühne, oder, Kid? Da wirst du Augen machen!« Mike drehte sich um und sah mich an. »Weißt du noch, wie alt du warst, als du das erste Mal ins Lincoln Center gekommen bist?«
»Vielleicht acht oder neun.«
»Was war der Anlass?«
»Um den Nussknacker zu sehen, nebenan im State Theater. Meine Mutter ist jedes Jahr zu Weihnachten mit mir hergekommen.« Für kleine Mädchen, die Ballett lieben und die in der Stadt oder, wie ich, in den Vororten aufgewachsen waren, war das beinahe ein Ritual.
»Und in die Met?«, fragte Mike.
»Ein, zwei Jahre später.«
»Und wie oft
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