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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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lächelte nicht.
    Ryan betrachtete mein Gesicht.
    »Ist schon komisch mit den Augenbrauen. Man beachtet sie erst, wenn sie sich verflüchtigt haben.«
    Ryan streckte die Hand aus, um mir über die Stirn zu streichen. Ich wich zurück.
    »Oder flüchten.«
    »Bist du hier, um meine Brauen zu kritisieren?«
    »Was für Brauen?«
    Nicht einmal die Andeutung eines Lächelns.
    Ryan verschränkte die Arme. »Ich möchte gern reden.«
    »Kein guter Zeitpunkt.«
    »Du bist wunderschön.«
    Ich verkniff mir eine Erwiderung, die das Wort »Schlampe« beinhaltete.
    »Feurig.«
    Meine nicht vorhandenen Brauen zogen sich zusammen.
    »Voll glühender Leidenschaft.«
    Jetzt legte sich meine ganze Stirn in Falten.
    »Wenn ich verspreche, keine Feuerwitze mehr zu machen, darf ich dann in zehn Minuten wiederkommen? Dann hast du mehr als genug Zeit, um dich schön zu machen.«
    Ich wollte schon ablehnen.
    »Bitte?« Voller Ernsthaftigkeit.
    Meine Libido setzte sich auf. Ich verscheuchte sie.
    »Sicher, Ryan. Warum nicht?«
    Kaffee. Jeans und Pullover. Frische Verbände.
    Haare? Make-up?
    Vergiss es.
    Fünfzehn Minuten später klingelte es erneut.
    Als ich die Tür öffnete, war sie bei ihm.
    Ich erstarrte.
    Ryan sah mir tief in die Augen. »Ich möchte dir Lily vorstellen.«
    »Ryan«, sagte ich. »Tu’s nicht.«
    »Meine Tochter.«
    Der Mund klappte mir auf, als mir die Bedeutung dieser Worte klar wurde.
    »Lily, das ist Tempe.«
    Lily scharrte mit den Füßen.
    »Hi.« Genuschelt.
    »Es freut mich sehr, dich kennen zu lernen, Lily.«
    Tochter? O mein Gott.
    Ich schaute Ryan fragend an.
    »Lily lebt in Halifax.«
    Ich wandte mich wieder an Lily.
    »Nova Scotia?« Du Trottel. Natürlich Nova Scotia.
    »Ja.« Lily musterte meine krausen Haare und die Blasen, sagte aber nichts.
    »Lily ist seit dem Dritten in Montreal«, sagte Ryan.
    Der Tag meiner Aussage im Pétit-Prozess.
    »Lily und ich, wir haben uns erst in den letzten Monaten näher kennen gelernt.«
    Lily zog eine Schulter hoch, schob sich den Riemen ihrer Handtasche zurecht.
    »Ich habe das Gefühl, die Frauen in meinem Leben sollten sich ebenfalls kennen lernen.«
    Die Frauen in seinem Leben?
    »Ich bin hoch erfreut, Lily.« Mein Gott, ich klang wie ein wandelndes Klischeelexikon.
    Lily warf Ryan einen kurzen Blick zu. Er nickte fast unmerklich.
    »’tschuldigung wegen diesem Anruf. Ich … ich hätte nicht sagen sollen, dass Sie blöd sind.«
    Die Frau in Ryans Wohnung am letzten Donnerstag war Lily gewesen.
    »Ich kann dich gut verstehen.« Ich lächelte. »Es muss ziemlich schwer für dich sein, deinen Vater mit einer anderen zu teilen.«
    Noch ein Achselzucken, dann wandte Lily sich an Ryan. »Kann ich jetzt gehen?«
    Ryan nickte. »Hast du deine Schlüssel?«
    Lily klopfte auf ihre Handtasche und ging dann den Korridor hinunter.
    »Komm rein.« Ich trat zurück und machte dir Tür ganz auf.
    »Dad.«
    Ryan folgte mir ins Wohnzimmer, zog seine Jacke aus und ließ sich auf die Couch fallen.
    »Das ist peinlich«, sagte ich und setzte mich in einen Sessel.
    »Ja, ist es«, sagte Ryan.
    »Ich wusste gar nicht, dass du eine Tochter hast.«
    »Ich auch nicht. Bis letzten August.«
    Der außerplanmäßige Flug von Charlotte nach Halifax.
    »Das Problem war nicht deine Nichte.«
    »Angefangen hat es mit meiner Nichte. Nach der Überdosis bin ich nach Nova Scotia geflogen, um meiner Schwester zu helfen, Danielle in einer Drogentherapie unterzubringen. Eine der Hilfsschwestern erwies sich als eine Frau, die ich als Student kannte.«
    »Student am St. Francis Xavier?«
    Ryan schüttelte den Kopf. »Ich war da. Sie nicht. In den ersten beiden Jahren am St. F.-X. habe ich es ziemlich krachen lassen. Lutetia war Stammgast in einer der Kneipen, die ich damals frequentierte, sie hing dort mit einer ziemlich wilden Truppe junger Damen rum. Sie nannten sich die Heiligen Schwestern der käuflichen Liebe.«
    Ich zog mir die Füße unter den Hintern.
    »Du kennst die Geschichte. Meine wilde Zeit endete mit einer durchtrennten Arterie, einer Weile im Krankenhaus und einem neuen Blickwinkel auf mein Studium. Lutetias und meine Wege trennten sich. Ich sah sie noch einmal, vielleicht fünf Jahre nach meinem College-Abschluss, als ich nach Nova Scotia zurückkehrte, um meine Familie zu besuchen. Es endete damit« – Ryan zögerte – »dass Lutetia und ich noch eine letzte gemeinsame religiöse Erfahrung teilten. Ich ging nach Montreal zurück, Lutetia kehrte in ihre Heimat auf den Bahamas

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