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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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lehren, mich zu respektieren und zu achten.«
    Sie zerschnitt wütend Linas Kleider und riss sie ihr vom Leib. Lina
lag entblößt auf dem Tisch und weinte bitterlich.
    Â»Es wird das letzte Mal sein, dass du irgendwelche Huren fickst, ist
das klar?« Kalt und unbarmherzig war die Stimme der Frau, die Lina mit
verächtlichem Blick ansah.
    Gemächlich zog sie sich Gummihandschuhe über und begann zu summen.
Daniel hatte sich abgewandt. Nur seine zuckenden Schultern verrieten, dass er
ebenfalls weinte. Aber warum griff er nicht ein?
    Plötzlich fiel ihr ein, woher sie diesen Raum kannte. Sie hatte ihn
selbst gezeichnet. Der Raum mit den runden arabischen Fenstern und dem Bett in
der Mitte. Ihre Engel hatten sie warnen wollen, und sie war nicht darauf
eingegangen.
    Â»Dreh dich um, und sieh dir genau an, was ich auch mit deinen
anderen Nutten gemacht habe.« Sie gab ihren beiden Handlangern ein Zeichen. Sie
packten Daniel und hielten seinen Kopf gerade, damit er genau zusehen konnte.
    Gepresst sagte er: »Dafür werde ich dich töten.«
    Die Frau lachte schrill. »Ja, ich weiß, bis dass der Tod uns
scheidet. Waren das nicht deine Worte? Fragt sich nur, wer zuerst von uns
beiden geht. Und nun pass gut auf, mein Lieber.«
    Sie griff zum Skalpell und schnitt tief in Linas Bauch.
    Der Schmerz war so lähmend, dass Lina nicht einmal schreien konnte,
dafür hörte sie einen fast unmenschlichen Schrei, der aus Daniels Kehle kam.

78. KAPITEL
    Der Luftstrom des Ventilators strich über Ronald Walters
überhitzten Körper, von oben nach unten und wieder zurück. Er lag nackt auf der
durchgelegenen Matratze und starrte an die holzgetäfelte Decke über sich. Er
zitterte am ganzen Körper, nicht vor Kälte, sondern vor Angst.
    Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie etwas Illegales oder
Unrechtes getan. Er hatte nie heimlich Zigaretten oder Joints geraucht, wie
seine Klassenkameraden, oder andere Drogen zu sich genommen. Er hatte nie
seiner Mutter heimlich Geld aus dem Portemonnaie geklaut oder während eines
Tests in der Schule oder auf der Uni abgeschrieben. Nie sein Bankkonto
überzogen, den Brief eines anderen geöffnet oder die Geschwindigkeit
überschritten. Er war durch und durch ein korrekter Bürger gewesen bis zu dem
Tag, als Direktor Hansen ihn zu diesem furchtbaren Betrug verleitet hatte.
    Und jetzt suchte ihn die deutsche Polizei. Dieser O ’Connor, der
gerne seinen Kaffee schwarz trank, würde ihn sein Leben lang verfolgen. Sollte
er sich freiwillig stellen? Was dachte jetzt die Direktorin, seine neue Arbeitgeberin,
von ihm? Dass er ein Betrüger war? Konnte er überhaupt noch zurück ins Museum?
    Ronald Walter erhob sich aus dem Bett, ging in sein Badezimmer und
hielt seinen erhitzten Kopf unter kaltes Wasser. Dann zog er sich Shorts über
und trat auf den schmalen Balkon des zweistöckigen Hausbootes heraus. Auf dem
Hausboot gab es vier kleine Wohneinheiten zu mieten. Doch bis auf einen älteren
Mann im ersten Stock, dem man seine Anwesenheit nur anmerkte, weil jeden Abend
der Rauch seiner Wasserpfeife nach oben zog, hatte er noch nie andere Mieter
hier gesehen. Er stützte sich auf das wackelige Holzgeländer, von dem die
hellgrüne Farbe in großen Placken abblätterte, und sah auf den Nil, der schwarz
unter ihm lag.
    Es gab noch eine andere Möglichkeit, von sich abzulenken. Er könnte
dem Polizisten erzählen, dass er etwas über die gestohlene Büste wusste.
Außerdem hatte er in dem Buch nachgesehen, in dem alle bereits archivierten
Stücke aufgeführt waren. Jemand hatte ein paar Einträge einfach wie eine
Korrektur überschrieben. Was bedeutete, dass jemand Sachen aus dem Keller stahl.
Sollte er das nicht lieber der Direktorin melden? Am Ende würde er vielleicht
nicht nur als Betrüger, sondern auch noch als Dieb dastehen. Allerdings hatte
er auch schon einmal jemanden aus seiner Klasse verpetzt, weil er ihn beim
Klauen beobachtet hatte. Er hatte daraufhin die Prügel seines Lebens bezogen,
und seine Mutter hatte ihn als Memme und Verräter beschimpft.
    Wieder hörte er ihre Worte: Halt dich da raus, es wird nur
Scherereien geben! Andere werden sich darum schon kümmern. Halt deinen Namen sauber
…
    Ronalds Blick folgte einem gemächlich vorbeifahrenden Dampfer, der
mit vielen bunten Lichtern geschmückt war und auf dem offenbar eine Party
stattfand. Die

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