Totenplatz
Augen, der kräftige Händedruck und auch die Country-Kleidung, die er trug, lag voll im Trend. Das Haus im Blockhüttenstil paßte ebenfalls zu ihm, der Wald war nicht weit, die Wiesen und Weiden ebenfalls nicht, und im Wasser eines kleinen Teichs schwammen Goldfische.
Suko und ich waren nur zu zweit gekommen. Wir hatten Shao das Angebot zwar unterbreitet, sie aber hatte abgelehnt, denn sie hätte sich in dieser Gesellschaft nicht wohl gefühlt, was durchaus verständlich war.
Auch ich hatte meine Schwierigkeiten mit den oft blasierten Typen, bei denen einer den anderen immer wieder übertreffen wollte.
Der Tag hatte sich wunderbar entwickelt. Von einem blauen Himmel lachte die Sonne, aber auch sie konnte den ängstlichen Eindruck des Försters nicht vertreiben.
Wir nahmen auf der Terrasse Platz, und McBain hatte uns etwas zu trinken angeboten. Seine Frau war nicht da, sie war unterwegs, um einzukaufen, was ihm auch ganz lieb war, denn so konnten wir ungestört reden.
»Was wissen Sie?« fragte er uns.
»Wir kennen das Protokoll.«
»Das ist nicht viel.«
»Stimmt.«
»Glauben Sie mir denn?«
Suko übernahm die Antwort. »Sonst wären wir nicht hier bei Ihnen.«
»Ja, das stimmt«, murmelte er. »Und ich hatte ja etwas Zeit, um über gewisse Dinge nachzudenken.« Er strich über sein Gesicht. »Ich weiß nicht, ob ich mich richtig verhalten habe. Ich wandte mich einfach an Scotland Yard, denn ich habe Ihren Chef kennengelernt und schätze ihn auch sehr. Jemand hat mir bei einer Jagd erzählt, mit welchen Fällen sich Sir James beschäftigt, und das alles fiel mir wieder ein. Deshalb hoffe ich, das Richtige getan zu haben.«
»Da brauchen Sie sich wohl keine Sorgen zu machen«, sagte ich und fuhr fort. »Sie sind sicher, daß Sie diesen Henker gesehen haben, ebenso wie die Puppe und Ihren toten Hund?«
»Natürlich.« Er nickte. »Ich kann Ihnen den Beweis zeigen. Meinen Hund leider nicht, dafür die Puppe. Willy habe ich begraben, aber die Puppe befindet sich hier.« Er stand auf und ging bis zu einer Fensterbank. Dort saß die Puppe in einem Winkel. Wir hatten sie bisher noch nicht entdeckt. Er nahm sie an sich und trug sie sehr vorsichtig zu uns. Dann legte er sie auf den Tisch.
In diesem Augenblick löste sich der Kopf, der nur locker am Rumpf befestigt war. Er rutschte noch ein Stück über die Tischplatte und blieb mit dem Gesicht nach oben liegen.
»Das ist sie!«
Zuerst schaute sich Suko die beiden Teile an. Den Kopf, auch den Körper, er nickte und reichte mir beides. »Du wirst es sehen, John, das ist glatt durchtrennt worden. Als hätte jemand zugehackt.«
»Ja, der Henker!« flüsterte McBain.
Ich nahm die Puppe in die Hand. Leicht war sie nicht. Sie bestand aus massivem Holz, und ich konnte mir vorstellen, daß sie auch einige Jahre auf dem Buckel hatte, vielleicht sogar Jahrhunderte. »Und sie haben die Puppe nie zuvor gesehen?« erkundigte ich mich bei dem Förster.
»Nein, nie. Sie ist neu für mich.«
»Kennen Sie denn ein Kind, das sie verloren haben könnte?« erkundigte sich Suko.
McBain schüttelte den Kopf. »Auch nicht. Welches Kind spielt heute noch mit einer derartigen Puppe? Schauen Sie sich dieses kleine Kunstwerk doch an. Ich würde sagen, daß sie ein Relikt aus der Vergangenheit ist. Nicht aus der heutigen Zeit und auch nicht nachgemacht. Ich habe mich mit Holz beschäftigt und kann das in etwa beurteilen.« Er legte die Puppe wieder auf den Tisch.
Suko tippte sie an. »Es ist also die einzige Spur, die wir haben.«
»Ja.«
»Ihr Hund ist ebenfalls gestorben. Man hat ihm also den Kopf abgehackt«, sagte ich.
Der Förster schluckte. »Mit einem glatten Schnitt.« Er schüttelte sich.
»Wie bei der Puppe.«
Wir standen vor einem Rätsel. Ob es aber in unser Gebiet hineinreichte, das wußten wir nicht. Eine kopflose Puppe ist nicht unbedingt eine Spur, die auf schwarzmagische Kräfte hindeutet. Dazu zählte natürlich auch der geköpfte Hund.
»Bleibt der Henker«, sagte ich.
»Genau.«
»Und sie haben ihn an der Grillhütte gesehen?«
»Erst auf der Lichtung, dann an der Hütte. Er hat mich ja verfolgt.« Garry McBain schwitzte wieder. »Himmel, ich habe zweimal auf ihn geschossen, und er lief trotzdem weiter.«
»Auch getroffen?« fragte ich.
»Natürlich, auch das. Ich habe sogar gesehen, wie die Kugeln einschlugen.«
»Kann er nicht verletzt gewesen sein und sich verkrochen haben? Ich meine, ein Jagdgewehr ist nicht unbedingt eine Waffe für den Krieg,
Weitere Kostenlose Bücher