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Totenreise

Totenreise

Titel: Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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Stein in seiner Hosentasche konnte ihnen helfen, die Richtung zu finden, aber er zeigte nicht, wie sie sich in den unterschiedlichen Epochen zu verhalten hatten. Es war nur logisch, dass die Menschen in den verschiedenen Zeiten negativ auf einen Fremden reagierten.
    Plötzlich fiel ihm etwas ein, das ihnen helfen konnte.
    »Beatrice.«
    »Ja.«
    »Ich habe eine Idee. Kann ich vielleicht mit Daphne in Kontakt treten?«
    Beatrice blickte sich noch einmal zur Brücke um, so als kalkulierte sie die Zeit.
    »Ich denke schon«, sagte sie schließlich. »Wir sind allerdings ziemlich weit weg vom Zwischenreich, die Konzentrationsphase wird also ein bisschen anstrengender für dich. Trotzdem solltest du dich beeilen. Was willst du denn?«
    »Etwas, das uns helfen kann, unsere fehlenden historischen Kenntnisse wettzumachen«, antwortete Pascal geheimnisvoll. »Damit wir vielleicht besser klarkommen mit den Bewohnern der Epochen, in die wir geraten.« Sofort versuchte er, eine Verbindung herzustellen.
    ***
    »Lass sie in Ruhe«, befahl ihm der Unbekannte mit rauer Stimme.
    Der überraschend herrische Tonfall ließ den Vampir innehalten. Nur ein paar Meter trennten sie noch voneinander.
    »Triff die Kommissarin nicht«, fügte der Mann hinzu. »Sie hat nichts damit zu tun.«
    Varney war irritiert; ein ganz normaler Lebender hatte ihn erkannt und wagte es sogar, ihm Anweisungen zu geben. Unbegreiflich.
    Er leckte sich die Lippen. In wenigen Sekunden konnte er diese leichtsinnige Beute vernichten.
    »Lass sie am Leben«, befahl der andere noch einmal, trotz der bedrohlichen Angriffshaltung, die der Vampir ihm gegenüber einnahm.
    Der Unbekannte musste begriffen haben, dass der Vampir nicht bereit war, seiner Aufforderung Folge zu leisten – doch noch bevor Varney zum Sprung ansetzte, öffnete der Mann die oberen Knöpfe seines Mantels und brachte ein großes Goldmedaillon zum Vorschein. Trotz der Dunkelheit schimmerte es hell und löste eine heftige Reaktion in Varney aus: Als hätte ihn ein gleißendes Licht getroffen, riss er die Hände hoch, bedeckte schützend seine Augen und trat den Rückzug an. Er kannte das Medaillon, das der Mann trug. Es war das Siegel der Bruderschaft!
    In diesem Augenblick wusste Varney, wen er vor sich hatte. Der Unbekannte war der Wächter der Pforte, und indirekt damit auch der Wächter des Wanderers. Beide waren sich gerade zum ersten Mal begegnet, etwas, das früher oder später geschehen musste, wie der Vampir wusste. Aber warum ausgerechnet hier und in diesem Moment? Warum mischte sich der Wächter ein, um sein, Varneys, nächstes Opfer zu retten, eine unbedeutende Lebende, eine Kommissarin, die nichts von den wirklichen Dingen wusste? Wieso bewachte er nicht lieber die Dunkle Pforte?
    »Du entscheidest«, sagte der Mann mit dem Medaillon und schlug seinen Mantel auf, unter dem ein langes, silbernes Schwert zum Vorschein kam. »Aber der Moment ist noch nicht gekommen.«
    Varney wägte seine Chancen ab. Obwohl er gute Lust hatte, diesen unerwarteten Gegner in Stücke zu reißen, wusste er, dass es kein leichter Kampf sein würde. Er durfte nichts überstürzen. Später war noch genug Zeit, um dieses Hindernis zu beseitigen.
    Er beschloss, sich zurückzuziehen. Der Unbekannte hielt seinem hasserfüllten Blick die ganze Zeit stand, während die eine Hand auf dem Griff des Schwerts lag …
    »Wir sehen uns wieder«, zischte Varney wie eine Schlange. »Bald sogar.«
    »Denk daran«, warnte ihn der Wächter noch einmal. »Halte dich fern von Marguerite Betancourt.«
    Der Vampir lächelte und zeigte dabei seine Fangzähne.
    »Sie ist mir egal. Aber andere wirst du nicht retten können. Alle, die das Geheimnis der Dunklen Pforte kennen, sind zu einem Dasein als Untote verdammt. Bald fängt die Zeit der Vampire auf dieser Erde an.«
    Der Unbekannte straffte sich. Er zeigte sich völlig ungerührt von den Äußerungen. Er wusste, dass der Vampir beim kleinsten Anzeichen von Schwäche seine Zurückhaltung aufgeben würde, und er musste einen Angriff um jeden Preis vermeiden. Auch für ihn war dies eine Begegnung zur Unzeit.
    ***
    Die Wachen waren eingeteilt und durch das große Dachfenster fiel ein Streifen Dunkelheit herein. Die angebrachte Decke hatte sich zum Teil gelöst und die Umrisse einiger Nachbardächer waren zu erkennen. Es war mitten in der Nacht und deshalb ratsam, die Decke wieder festzuklemmen, damit von draußen niemand hereinschauen konnte …
    Drinnen fiel ein gelbliches Licht auf Möbel

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