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Totenreise

Totenreise

Titel: Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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paar Dinge erklären müssen. Doch jetzt war es erst einmal wichtig, den Serienmörder zu schnappen.
    »Du gehst also jetzt?«, wollte sie wissen.
    Er nickte.
    »Willst du wirklich nicht, dass ich dich begleite? Es sind schon genug Leute gestorben, und dieser Kerl muss wirklich eine Bestie sein.«
    »Danke, aber es ist mir lieber so.«
    »Sei vorsichtig, ich will keinen Freund verlieren, auch wenn er ein bisschen verrückt ist.«
    Marcel lächelte.
    »Ich muss los, ich werde ganz in der Nähe sein. Warte auf meinen Anruf.«
    »Ich bin für dich da. Überrasch mich, Marcel.«
    Er ging, und Marguerite blickte ihm nach, bis er auf der Treppe verschwunden war. Nachdenklich biss sie sich auf die Lippen.

44
    MICHELLE VERSUCHTE NOCH immer, sich zu befreien, und merkte, wie das Seil, mit dem man ihre Hände gefesselt hatte, dank der permanenten Reibung am Rad langsam zerfranste. Ab und zu drehte sich eine der neben dem Karren laufenden Gestalten zu ihr um, doch sie bemerkten nichts von ihren Absichten.
    Der Junge, der sie aus nächster Nähe beobachtete, machte einen völlig geschwächten Eindruck. Es tat ihr weh, dass für ihn in ihrem Fluchtplan kein Platz war; sie konnte ihm nicht helfen. Es schmerzte sie umso mehr, da sie intuitiv wusste, dass er sie nicht verraten würde … Doch die Tatsache, dass sie jetzt ein konkretes Ziel hatte, gab Michelle ihren Kampfgeist zurück. Angst und Resignation waren verschwunden und hatten energischer Entschlossenheit Platz gemacht.
    Es war noch nicht alles verloren, oder zumindest blieb die Möglichkeit, bis zum Schluss zu kämpfen. Auch wenn sie nicht wirklich wusste, was man mit ihr vorhatte, waren diese dunkle Welt und die Art und Weise ihrer Entführung Hinweis genug, dass ihr Leben ernsthaft in Gefahr war.
    Sie fühlte sich wie ein Tier, das zur Schlachtbank geführt wurde, was sie indes nur noch wütender machte. Und sie bedauerte, keinerlei Waffen zu haben.
    ***
    »Ich bin Pater Martinus, und ich bin hier, um die Ketzerei auf Erden zu bekämpfen. Ihr seht aus, als wärt Ihr der Anführer dieser Truppe«, behauptete er und zeigte mit seiner beringten Hand auf ihn. »Deshalb hat man Euch hierhergebracht. Am besten gesteht Ihr Eure Vergehen; Ihr erspart Euch damit Tränen und Schmerzen – Euch und den anderen.«
    Pascal war von den Wärtern zu einem hochgewachsenen Mann geführt worden, der in ein kostbares Habit gekleidet war und mit erhabenen Bewegungen einen prachtvoll ausgestatteten Saal durchschritt. Er trug eine dicke Goldkette um den Hals, von der ein Kruzifix hing. Sein Ton verriet Kälte, Unnachgiebigkeit und Härte.
    »Welche Vergehen?«, wagte Pascal zu fragen.
    Pater Martinus setzte ein sarkastisches Lächeln auf.
    »Ich hätte Euch für intelligenter gehalten«, erwiderte er. »Auch mit dem Strafmaß verringert sich die Leidenszeit. Ihr tragt nicht gerade dazu bei, es zu verringern …«
    Es war deutlich, dass der Kirchenmann Pascals Frage als Widersetzlichkeit aufgefasst hatte.
    »Wollt Ihr nicht reden?«, fragte er, das Gesicht zu einem der großen Fenster gewandt, so als würde er Pascals nichtswürdige Anwesenheit kaum bemerken. »Wir Dominikaner sind sehr geduldig, doch alles hat seine Grenzen.«
    Er sprach, ohne seine Stimme zu heben, und modulierte seine Worte wie jemand, der die Macht über Leben und Tod in Händen hielt. Beatrice trat unruhig zu Pascal.
    »Was sollen wir tun?«, flüsterte sie, obwohl niemand außer ihm sie hören konnte.
    Pascal schaute sie verstohlen an, antwortete jedoch nicht; er wollte nicht den Eindruck vermitteln, nicht ganz richtig im Kopf zu sein, weil er mit sich selber sprach. Mehrere Wachen hinter ihm warteten auf Befehle.
    Der Dominikaner machte eine Handbewegung, und ein Soldat, der den durchsichtigen Stein in der Hand hielt, trat zu ihm. Der Kirchenmann nahm ihn in die Hand und betrachtete ihn.
    »Was ist das? Benutzt Ihr das für einen heidnischen Ritus? Ich kann Euch nur raten, verständig zu sein, denn früher oder später kommen wir wieder an denselben Punkt. Alle, die sich zunächst weigern, sprechen am Ende doch. Die Schmerzen an ihren sündigen Körpern hätten sie sich wahrhaft ersparen können.«
    Einen Moment lang sah es so aus, als wollte Pater Martinus den Stein zu Boden schleudern. Pascal hielt den Atem an. Doch sein Gegenüber schien es sich anders zu überlegen. Bevor er nicht herausgefunden hatte, wozu der seltsame Stein diente, würde er ihn nicht zerstören.
    »Schafft den Jungen weg«, befahl er schließlich

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