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Totenreise

Totenreise

Titel: Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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Nase.
    Wo war sie?
    Langsam kam die Erinnerung zurück. Die eiskalten Augen, die sie fixiert hatten, fielen ihr wieder ein und lösten Panik in ihr aus. War sie von diesem seltsamen Wesen etwa entführt worden? Das alles erinnerte an einen schlechten Traum, einen Albtraum. Doch es war kein Traum. Es war tatsächlich geschehen, denn sie hatte Schmerzen und fror hier auf dem Boden, auf dem sie lag.
    Je wacher sie wurde, desto klarer arbeitete ihr Verstand. Als Nächstes bemerkte sie den Knebel, der so fest saß, dass ihre Mundwinkel wehtaten. Ihre Arme waren auf dem Rücken zusammengebunden und fühlten sich taub an. Es gab keinen Zweifel: Sie war irgendwo gefangen.
    Und nackt. Michelle stellte fest, dass ihr jemand sämtliche Kleider weggenommen hatte, weshalb sie die beißende Kälte direkt auf ihrer Haut spürte.
    Sie versuchte aufzustehen, gefesselt, wie sie war, doch ohne Erfolg. Durch eine verglaste Öffnung an der Decke fiel ein Lichtschein. Im Halbdunkel erkannte sie mehrere Marmorplatten neben sich.
    Es waren Grabsteine. Erschrocken stellte Michelle fest, dass man sie in eine Familiengruft gebracht hatte. Sie war umgeben von Grabstellen. Nun erkannte sie auch den Gestank, der sie umgab: Es war Verwesungsgeruch. Der Geruch des Todes.
    Ihr ersticktes Schluchzen wurde immer lauter und sie begann sich wie verrückt zu winden. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte. Sie durfte ihre Energien nicht verschwenden, die würde sie womöglich noch brauchen. Also keine Panikattacken mehr. Erst dann gelang es ihr, den gruseligen Ort, an dem sie sich befand, näher in Augenschein zu nehmen.
    Marmor, Gräber, auch in die Wände eingelassen, und eine schmale Treppe, die zu einer geschlossenen Falltür hinaufführte. Sonst nichts. Es gelang ihr, den Nachnamen zu entziffern, der sich auf sämtlichen Grabplatten befand: Gautier. Ihr Blick fiel auf den Boden neben sich. Dort war ein Zeichen aufgemalt, das sie als Goth augenblicklich erkannte. Es handelte sich um ein umgekehrtes Pentagramm, einen sogenannten Drudenfuß: ein Stern in einem Kreis mit fünf spitzen Winkeln, von denen einer nach unten zeigte. Daneben waren diverse Behältnisse platziert worden, darunter eine kleine Schale mit einer dunkelroten Flüssigkeit, die verdächtig nach Blut aussah. Michelle kam zu der beunruhigenden Überzeugung, dass es sich um ihr Blut handelte, denn wenn sie den Kopf drehte, spürte sie ein Brennen und etwas Klebriges am Hals.
    Sie hatte gedacht, dass ihre Lage nicht noch schlimmer werden könnte, doch wie sie nun feststellen musste, hatte sie sich getäuscht. Es war klar, dass alles für ein Teufelsritual vorbereitet worden war, bei dem ihr eine wichtige Rolle zukam. Und wie sie gelesen hatte, wurden bei solchen Zeremonien üblicherweise Menschenopfer gebracht.
    Ihr Überlebenswille gewann die Oberhand über ihre Angst. Wenn sie nichts unternahm, würde sie diese Grabstätte tot verlassen. Sie musste entkommen von hier, irgendwie, bevor ihr geheimnisvoller Entführer auftauchte.
    ***
    Als Pascal die Öffnung durchschritt, stand er wieder in der leblosen Landschaft, die ihn schon beim ersten Mal erwartet hatte. Dunkelheit, Stille und unter seinen Füßen ein sich schlängelnder Pfad aus mattem Licht, der hinter dem unsichtbaren Horizont verschwand. Die Angst vor dem Unbekannten erwachte wieder. Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen. War es verrückt gewesen, hierher zurückzukommen? In einiger Entfernung erkannte er wieder die pechschwarze Oberfläche des Sees und den metallischen Glanz der Nebeldecke. Er dachte an das modrige Wasser, mit den rufenden Gesichtern darin, und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Zu seiner Erleichterung konnte er weder den Bootsmann noch das Ungeheuer mit den drei Köpfen entdecken. Er ging weiter. Die Kleider über dem Arm, die ihm als Halloween-Kostüm gedient hatten, machte er sich auf den Weg zum Friedhof Montparnasse. Es bestand keine Gefahr, dass er sich verlief, denn es gab nur diesen einen Weg, nach wie vor, und auch keinerlei plötzliche Abzweigung.
    Seine Ankunft auf dem Friedhof war anders als beim ersten Mal, da bereits alle auf ihn warteten. Pascal wurde herzlich in Empfang genommen.
    »Mit deiner Rückkehr bist du zur Legende geworden«, begrüßte Lafayette ihn zufrieden. »Du hast wohl Gefallen gefunden an der Magie des Heiligen und der Ahnen.«
    »Bisher habe ich keine besonders gute Figur abgegeben«, gestand Pascal, der an seine Angst auf dem Weg

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