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Totenreise

Totenreise

Titel: Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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eingejagt, um ihr dann zu Hilfe zu kommen, ich bin ein taktisches Genie.«
    »Und bist du tatsächlich bei ihr gelandet?« Mathieu, der zu ihnen kam, wollte es nicht glauben. »Vielleicht wollte sie einfach nur nett zu dir sein.«
    »Von wegen«, widersprach Dominique. »Wir haben Telefonnummern ausgetauscht, und morgen treffen wir uns wieder. Da läuft was, haha. Es hat schon gestern ganz schön gefunkt. Aber irgendwie ist dann was Komisches passiert, also haben wir es fürs Erste dabei belassen. Ich glaube, jemand ist uns gefolgt.«
    Pascal, in seiner neuen Rolle als Wanderer, wurde plötzlich hellhörig.
    Er sah, dass den Freund noch immer Schauer überliefen, als er davon erzählte. »Noch nie habe ich ein so intensives Gefühl von Gefahr verspürt wie in der Straße, in der Marie wohnt«, erzählte Dominique. »Ich weiß es nicht … Aber was wäre passiert, wenn wir einfach weitergegangen wären?«
    Pascal verbarg seine Unruhe und klopfte dem Freund beruhigend auf die Schulter. Doch während Mathieu noch weiter mit Dominique über das Mädchen Marie plauderte, dachte er über das nach, was er eben gehört hatte: dieses Gefühl von großer Gefahr, von dem Dominique berichtet hatte. Musste er diese seltsame Episode mit seiner eigenen Situation in Verbindung bringen?, fragte er sich, verwarf jedoch den Gedanken wieder: Dominique hatte nichts mit der Dunklen Pforte zu tun. Wieso sollte er auch? Das ergab keinen Sinn …
    Die Klingel ertönte und die Schüler drängten langsam ins Schulgebäude zurück. Zwei Stunden später sprach er den Freund an; sie standen allein am Ausgang der Schule. Ungeduld quälte ihn. »Hör mal, ich muss was Wichtiges mit dir besprechen. Essen wir zusammen zu Mittag?«
    Dominique hoffte, dass es nicht um Michelle ging. Trotz seiner guten Vorsätze wollte er, was das betraf, nicht mehr leiden als unbedingt nötig.
    »Ist es so dringend?«, fragte er. »Ich muss eigentlich nach Hause.«
    »Ja. Ich kann nicht länger damit warten.«
    Und vielleicht war es Pascals Tonfall, vielleicht auch der angespannte Ausdruck seines Gesichts, jedenfalls entging Dominique nicht, dass die Sache wichtig war.
    »Einverstanden, wir essen zusammen. Ich schicke meiner Mutter eine SMS, damit sie Bescheid weiß. Hast du Michelle gesehen?«, fragte er nun doch nach ihr; vielleicht unbewusst, um das Thema abbrechen zu können. »Kommt sie auch?«
    Pascal machte eine abwehrende Geste.
    »Sie war auch heute nicht in der Schule, du hast es ja auch bemerkt, und gestern hat sie mich nicht zurückgerufen. Ich will ihr nicht auf die Nerven gehen, aber wenn sie sich heute nicht meldet, rufe ich sie im Internat an …« Er räusperte sich. »Jetzt will ich aber mit dir reden, allein.«
    Dominique schaute seinen Freund aufmerksam an.
    »Du ziehst mich Michelle vor? Was ist denn los mit dir?«
    Pascal schwieg einen Augenblick.
    »Hat Michelle etwas zu dir gesagt?«, fragte er dann.
    »Nein, sie hat nur gemeint, dass du dich seit der Party verändert hättest, das ist alles. Was ist dort passiert, Pascal? Bist du von Außerirdischen entführt worden und hast uns nichts davon erzählt?«
    Fast wäre Pascal zusammengezuckt. Wie nah Dominique damit der Wahrheit kam!
    Doch er antwortete nicht darauf. »Los, lass uns in die Mensa gehen«, sagte er nur und schob Dominiques Rollstuhl vor sich her.
    Pascal suchte einen Tisch aus, der ein wenig abseits stand. Was er zu erzählen hatte, war absolut nichts für fremde Ohren.
    Plötzlich zitterten ihm die Hände, und vor lauter Angst, dass Dominique über ihn lachen würde, hatte er auf einmal keinen Hunger mehr. Dominique war so cool, so rational, wie sollte er ihm das Ganze nur glaubhaft machen? Er nahm mehrere Anläufe, machte jedoch jedes Mal im letzten Moment einen Rückzieher und brachte keinen Ton heraus.
    »Bist du ein Spion?«, zog Dominique ihn schließlich auf.
    »Mir kannst du es erzählen. Aber nur, wenn du mich nachher nicht umbringen musst, klar?«
    Er lachte laut auf, doch Pascal ging auf den Scherz nicht ein. »In der Partynacht ist wirklich etwas passiert«, sagte er endlich, ohne Dominique anzusehen. »Etwas Unglaubliches. Deshalb habe ich es bisher noch nicht erzählt.«
    Dominique trank einen Schluck Wasser und schaute Pascal aufmerksam an.
    Und nun begann Pascal zu erzählen, erst zögerlich, doch dann sprudelte es nur so aus ihm heraus. Er hielt nur inne, um zwischendurch Luft zu holen oder sich verstohlen umzusehen, ob nicht inzwischen an einem der Nachbartische

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