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Totenreise

Totenreise

Titel: Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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Mediziner wagte eine beunruhigende These: »Kannst du dir vorstellen, dass derjenige, der das getan hat …«
    »Derselbe Täter ist, der Delaveau tötete?«, beendete Marguerite die Frage. »Ich will nicht einmal daran denken. Eine Person in Paris, die fähig ist, innerhalb so kurzer Zeit drei Menschen umzubringen? Beten wir, dass dem nicht so ist. Ich glaube nicht, dass es in der Geschichte der Kriminalistik jemals einen Serienmörder gab, der es so eilig hatte. Oder einen solchen Appetit.«
    Appetit. Marcel hatte schon immer die bildhafte Art gemocht, in der sich die Kommissarin ausdrückte, und diesmal kam es ihm besonders passend vor.
    »Für jemanden, der es eilig hat, hinterlässt unser Mörder nicht gerade viele Spuren«, stellte er fest.
    »Nur die Ruhe. Noch wissen wir nicht, ob dieser Tod das Werk von Delaveaus Täter ist. Die Vorgehensweise scheint auch anders zu sein; die Ermordung des Lehrers war sehr sauber, hier gibt es hingegen eine Menge Blut.«
    »Du hast recht. Trotzdem …«
    Sie winkte ab.
    »So viele ungeklärte Fragen … Und überhaupt: Die schlimmen Verbrechen scheinen in letzter Zeit einzig und allein in der Gegend zu passieren, für die das Zentralkommissariat zuständig ist«, beschwerte sich Marguerite. »Verschwundene Personen, Morde … alles in den Bezirken Madeleine und Marais. Ich kann mir vorstellen, dass die Kollegen in anderen Distrikten keinen Handschlag tun.«
    »Stimmt.« Marcel nickte. »Es konzentriert sich hier. Glaubst du, dass es irgendeinen Grund dafür gibt?«
    »Wenn, dann werde ich ihn finden, das versichere ich dir. Sieh mal!« Marguerite zeigte auf eine Gruppe Schaulustiger, die außerhalb der Polizeiabsperrung stand. »Siehst du diese Frau? Die so aussieht wie eine Hexe?«
    Marcel sah in die Richtung, in die Marguerite zeigte. »Wen meinst du?«, fragte er.
    »Die in dem blauen Umhang«, erwiderte sie. »Ich habe sie schon einmal gesehen. Aber ja, wir sind ihr im Krankenhaus begegnet …«
    »Bist du sicher?«
    »Wie kannst du nur jemanden in einem so sonderbaren Aufzug vergessen? Nun gut, dann zeig mir mal den Rest.«
    Während sie tiefer in die Baumgruppe eindrangen, fragte sich Marguerite zum ersten Mal, ob der Gerichtsmediziner ihr irgendetwas verheimlichte. Log er oder erinnerte er sich wirklich nicht an die Frau? Seit ein paar Tagen benahm er sich ziemlich merkwürdig.
     
    An dem Morgen, als Pascal und Dominique in der Pause gerade beschlossen hatten, den restlichen Unterricht zu schwänzen, um Michelle zu suchen, trat von hinten jemand auf sie zu. Sie unterbrachen das Gespräch und drehten sich um. Es war Vincent Turpin, der Geschichtslehrer.
    »Pascal, komm bitte mit, da will dich jemand abholen.«
    Er war überrascht.
    »Mich abholen? Sind meine Eltern gekommen?«
    »Nein, es ist deine Großmutter. Komm, beeil dich, es ist anscheinend dringend.«
    Komisch. Vor allem, weil seine Großmutter doch noch immer krank war. Wer konnte das sein? Rasch verabschiedete sich Pascal von seinem Freund.
    »Ich ruf dich so bald wie möglich an, ja?«, sagte er zu ihm und folgte dem Lehrer, während Dominique ihnen beunruhigt nachschaute.
    Als sie die Eingangshalle erreichten, blieb Turpin stehen. »Da ist sie«, sagte er und zeigte auf eine ältere Frau, die mit dem Rücken zu ihnen am Eingang stand. »Ich muss in den Unterricht.«
    »In Ordnung, danke.«
    Obwohl Pascal klar war, dass es sich bei der alten Frau nicht um seine Großmutter handeln konnte, ließ er sich dem Lehrer gegenüber nichts anmerken. Er hatte sie in der Tat gleich erkannt.
    Er ging auf die Frau zu, die sich umdrehte, als sie seine Schritte hörte. Wie Pascal vermutet hatte, war es Daphne. Was machte sie hier? Die beiden sahen sich an. Die Wahrsagerin wirkte angespannt.
    »Was ist los?«, fragte er nervös. »Wieso kommst du hierher?« Und in einer plötzlichen Eingebung: »Hat es mit dem Mädchen … hat es mit Michelle zu tun?«
    »So ist es, aber ich möchte nicht hier darüber reden. Du weißt von unserem allerersten Treffen, als du mit deinem Freund zu mir gekommen bist, dass das Mädchen irgendwie in die Sache verstrickt ist. Auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst habe, wie. Jetzt weiß ich es. Also komm.«
    Pascal merkte, wie sein Puls sich beschleunigte. Was war mit Michelle passiert? Alles andere war auf einmal unbedeutend. »Einen Moment«, bat Pascal und versuchte sich wieder zu fangen. »Dominique soll auch mitkommen.«
    Er würde seinen Freund bitten, so zu tun, als sei er krank,

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