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Totenreise

Totenreise

Titel: Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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an ihm zerrte.
    Plötzlich spürte Pascal, wie das Medaillon eine warme, kraftvolle Energie verströmte, die immer weiter zuzunehmen schien. Auf einmal gab es einen gewaltigen Funkenschlag, ein Glühen erfüllte den Schrank, und Pascal sah, wie darin eine dunkle Gestalt unter Zucken und Stöhnen verbrannte. Als das Energiefeld erlosch, taumelte Pascal geschwächt zurück und stürzte zu Boden. Ein scharfer Schmerz durchströmte den Arm, der das Medaillon hielt, doch er war gerettet. Er hatte den unerwarteten Kampf mit einem Wesen aus dem Jenseits gewonnen. Fast glühte nun er innerlich, doch es war Stolz, der ihn erfüllte.
    Die Zimmertür ging endlich auf, und seine besorgten Eltern kamen herein und halfen Pascal eilig beim Aufstehen. Dann machten sie Licht an.
    »Was ist denn passiert?«, fragte seine Mutter. »Geht es dir gut?«
    Pascal, der sich den tauben Arm rieb, warf einen raschen Blick auf sein Zimmer, bevor er antwortete. Die Schranktüren hatten sich wieder geschlossen, als wäre nichts geschehen. »Ein Albtraum«, log er. »Entschuldigt.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen junge«, beeilte sich sein Vater zu sagen. »Und die Tür? Hattest du abgeschlossen? Wir konnten erst nicht herein …«
    Eine zweite Ausrede war nötig. »Nein«, erwiderte er. »Aber sie klemmt manchmal. Das muss es gewesen sein.«
    »Geht’s dir wirklich gut?« Seine Mutter war nicht so leicht zu beruhigen. »Dein Gesicht …«
    Pascal blickte ihr in die Augen. »Es geht mir gut«, sagte er. »Wirklich.« Und er unterstrich seine Aussage mit einem ruhigen, nachdrücklichen Nicken.

21
    MARGUERITE STIESS EINEN Fluch aus. Dieser Mittwochmorgen fing nicht gut an. Sie war in eine Pfütze getreten, und Schlammspritzer bedeckten nun ihr Hosenbein. Außerdem erinnerten sie die tiefen Spuren, die sie in dem matschigen Boden hinterließ, an ihr Übergewicht.
    »Das bringt Pech!«, murrte sie und starrte auf das schmutzige Bein. »Warum haben sie ausgerechnet in diesem blöden Park etwas gefunden?«
    Sie befand sich im Park Monceau. Ein Jogger, der früh seine Runden gedreht hatte, war auf eine Blutspur gestoßen und hatte ein paar Körperteile entdeckt, also hatte er die Polizei verständigt. Marguerite wandte sich zu einer nahen Baumgruppe, wo mehrere Mitarbeiter der Spurensicherung standen.
    »Hallo, Marcel.« Sie musste feststellen, dass der Kollege ihr wieder einmal zuvorgekommen war. »Wie weit seid ihr?«
    »Hallo, Marguerite. Der Zeuge hatte recht. Es handelt sich um menschliche Körperteile.«
    Sie nickte.
    »Gibt es Hinweise auf irgendeinen aktuellen Fall?«, wollte sie wissen, während sie sich umsah.
    »Bis vor ein paar Minuten hätte ich es nicht für möglich gehalten, weil die Spuren hier schon ein paar Tage alt sind«, antwortete Marcel. »Doch wir haben Glück.«
    Der Gerichtsmediziner hielt ihr einen Plastikbeutel mit einem blutverschmierten Turnschuh hin. Sobald Marguerite die Marke sah, verdüsterte sich ihre Miene.
    »Mein Gott … Du meinst … die beiden Jugendlichen, die von der Halloweenparty verschwunden sind?«
    »Ja. Wir machen Gentests, aber das hier stimmt mit der Beschreibung der Schuhe überein, die der Junge an dem Abend getragen hat. Wir sind außerdem nicht weit von dem Haus entfernt, wo die Party stattfand.«
    Nachdenklich betrachtete Marguerite die Bäume.
    »Schade, dass die hier nicht reden können«, bemerkte sie. »Sie haben alles gesehen …«
    »Ich bin sicher, dass du sie bei einer Befragung zum Reden bringen würdest«, sagte ihr Kollege mit einem ironischen Lächeln.
    »Schön wär’s, Marcel.« Sie kratzte sich am Kopf. »Die beiden, der Junge und das Mädchen, sind also gar nicht abgehauen, sondern hatten noch am selben Abend eine … schicksalhafte Begegnung.«
    »Sobald wir den Laborbericht haben, kann ich genau sagen, wie lange die Körperteile im Freien gelegen haben.«
    »Beeilt euch. Wissen wir bereits, ob sie von einem einzigen Körper oder von beiden stammen?«
    »Noch nicht, das sag ich dir heute Nachmittag.«
    »Ich frage, um die Möglichkeit auszuschließen, dass der Junge das Mädchen getötet hat und geflohen ist oder umgekehrt.«
    »Natürlich, Marguerite.« Marcel nickte.
    »Wenn wir Glück haben, finden wir in den nächsten Stunden weitere Hinweise. Ich habe angeordnet, den gesamten Park zu sperren. Wir werden ihn Zentimeter für Zentimeter durchkämmen. Wer diese Spuren hinterlassen hat, ist nicht hierher geflogen. Und die Leichen müssen ja irgendwo sein …«
    Der

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