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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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ist Ihre Tochter?«
    »Das frage ich mich auch manchmal. Über ihr Alter spricht Regina nicht gerne, und ich werde es deshalb auch nicht verraten.«
    Ist vielleicht auch nicht so wichtig, dachte Malbek.
    »Was meinen Sie, was sie damit sagen wollte? Ich meine, mit dem Ensemble in Ihrem Regal?«
    Molsen stand auf, stellte sich neben Malbek und betrachtete die beiden Figuren, als würde er sie das erste Mal sehen.
    »Nach dem Tod ihrer Mutter hat sie mir das Ensemble auf den Schreibtisch gestellt. Neben das Telefon.« Er sprach langsam, als hätte er Mühe, sich daran zu erinnern. »Als ich das Ensemble vom Schreibtisch entfernte und ins Regal stellte, hat sie gefaucht wie der Drache. Ich musste ihr versprechen, dass ich es nicht auch noch aus dem Regal, geschweige denn aus diesem Zimmer entferne. Das ist die Art, wie wir Kompromisse schließen.«
    »Es fällt mir schwer, in Ihnen einen Donald zu sehen. Oder hat sie ihn mit Onkel Dagobert verwechselt?« Malbek lächelte freundlich.
    »Ich sollte oft unerbittlicher sein, meint sie. Mit entschlossenem Blick die Ärmel hochkrempeln. Sichtbar entschlossen wirken, das ist ihre Devise.«
    »War der Schornstein auf dem Anbau Ihre Idee?«
    »Er gefällt Ihnen, nicht wahr? Die Schiffe sehen ihn schon von der Förde aus. Regina findet es furchtbar.«
    »Die Mutter Ihrer Tochter … ist sie –«
    »Kommen Sie, nehmen wir doch wieder Platz«, unterbrach er Malbek und wirkte plötzlich erschöpft. Malbek fragte sich, ob diese plötzlichen Stimmungswechsel nur Theater waren, eine Inszenierung, die er sich für diese Befragung ausgedacht hatte. Oder hatte sein Anwalt ihm das als taktisches Manöver geraten, wenn Molsen nicht mehr weiterwusste? Molsen ließ sich in den Sessel fallen, trank hastig seine Tasse Kaffee in einem Zug aus und setzte sie hart auf der Untertasse ab. In seinem Gesicht arbeitete es. Er presste Daumen und Zeigefinger aneinander und starrte immer noch in die leere Tasse, als er endlich wieder sprach. Malbek war stehen geblieben.
    »Meine Frau hat sich vor drei Jahren mit ihrem Jaguar überschlagen. Die Werkstatt hatte auf dem Armaturenbrett den Aufkleber für die Geschwindigkeitsbeschränkung der Winterreifen vergessen.«
    »Und? Haben Sie den Prozess gewonnen?«, fragte Malbek.
    »Ich habe meinen Anwalt angewiesen, die Angelegenheit nicht zu verfolgen. Es hätte Jahre gedauert. Ich wollte meine Ruhe haben.« Molsen richtete sich etwas auf und legte die Arme wieder auf die Sessellehnen.
    »Arbeitet Ihre Tochter auch in dieser Branche?«
    »Meine Tochter arbeitet bei Hirtberger im Alten Land. Auch eine Reederei. Mit Blick auf die Elbe.« Er zwinkerte mit den Augen.
    »Haben Sie Feinde, Herr Molsen?«
    »Wieso? Meinen Sie …?«
    Malbek wartete.
    »Wie kommen Sie denn jetzt darauf?«, fragte Molsen.
    »Vielleicht haben Sie einen Feind und wissen es gar nicht. Seit der Kindheit oder Schulzeit. Er will sich endlich an Ihnen rächen und fängt jetzt vielleicht an, Ihnen Schwierigkeiten zu machen. Alle Mittel sind ihm recht.« Malbek setzte sich und beugte sich vor. »Haben Sie Feinde, Herr Molsen?«
    »Was Sie so alles aus dem Hut zaubern … Nein, ich habe keine Feinde, auch und gerade im geschäftlichen Bereich nicht. Und schon gar nicht aus der Kindheit.« Er lachte auf. »Spatzenschießen für zehn Pfennig pro Spatz, bei den Bauern, weil sie die Reetdächer kaputt machten und vollschissen. Entschuldigung. Mein erstes selbst verdientes Geld. Hat natürlich nichts mit der Seefahrt, geschweige denn mit der Arbeit als Reeder zu tun.«
    »Sie kommen jetzt vom Thema ab, Herr Molsen.« Malbek lächelte verbindlich. »Aber so ganz harmlos sind Ihre Kindheitserinnerungen ja auch nicht. Sie haben also Erfahrung mit Schusswaffen und haben sehr früh Geschäftssinn gezeigt. Eine gefährliche Mischung.« Malbek versuchte humorvoll auszusehen.
    »Also, das verbitte ich –«
    »Beruhigen Sie sich, war nur ein äußerst dummer Scherz, ich hab es nicht so gemeint, ich bitte um Entschuldigung«, sagte Malbek betont beiläufig. Immerhin bekam Molsen wieder eine gesunde Gesichtsfarbe.
    Wenn man seine Kindheit konsequent weiterdachte, hätte Molsen Profikiller werden können, unauffällig, freundlich, ein wenig sonderlich. Die perfekte Tarnung, dachte Malbek. Die Wege des Herrn sind unergründlich.
    »Ich kann Sie beruhigen, jetzt schieße ich nur noch in Kenia«, unterbrach Molsen Malbeks Gedankengang. »Ich fliege ab und zu mit Freunden zur Großwildjagd.«
    »Womit verdient

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