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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Erfahrung als Boutiquenbesitzerin. Ha!«
    »Und Rita Lüthje versteht nichts vom Reedereigeschäft, aber wenigstens Ihren Vater?«
    »Ja, genau das glaube ich. Und sie hat ihre Kunst.«
    »Und so würde sich doch noch Ihr persönlicher Traum erfüllen …«
    »Was meinen Sie?«
    »In die Fußstapfen Ihrer Mutter zu treten, die Geschicke der Reederei Molsen zu steuern.«
    »Ist das verwerflich?«
    »Nein, Gott bewahre! Wohin würden Sie steuern?«
    »Seit drei Jahren stagniert es. Und in den letzten Jahren bröckelt es. Mein Vater stürzt sich in Depressionen und Frauenabenteuer. Die ›Christian Molsen‹ hat er als Fondsschiff verkauft. Das sei der Schritt in die Zukunft, um weiterzukommen. Das haben ihm Frank Bönig und Lüllmann erzählt. Die Einzigen, die daran verdienen. Man versucht, die Symptome, die mangelnde Liquidität, zu lindern, aber geht nicht an die Wurzeln. Mein Vater lebt von der Hand in den Mund. Betriebswirtschaftlich und privat. Er hat immer noch die Gedanken meines Urgroßvaters im Kopf, der gleichzeitig auf Passagier-, Massengut- und Stückgut setzte. Die Zeiten sind vorbei, meine Mutter hat sich durchgesetzt, sodass wir gerade noch die Kurve kratzen konnten. Sie ließ die Containerschiffe vom Typ Baltic-Mac bauen, stieß den Rest der Tonnage nach und nach in Nah- und Fernost ab. Und jetzt wird es Zeit, sich auf die Zeit nach der Kanalerweiterung umzustellen. Die Schiffe werden größer. Das ist profitabler. Man muss rechtzeitig reagieren.«
    »Aber die ganz großen Reedereien wie Maersk …«
    »Nein, so groß nicht. Aber die Werften haben schon die Pläne in der Schublade für die neuen Schiffe, für Reedereien wie uns. Ich hab mich umgesehen. Wir müssen jetzt Rücklagen bilden. Das muss richtig gesteuert werden.«
    »Eine Reederin mit Vision!«
    »Mein Vater repräsentiert die Reederei. Er kann Kontakte knüpfen und Menschen für sich gewinnen. Seine naive Art erweckt Vertrauen. Dann muss die Falle zuschnappen. Das hatte meine Mutter erkannt. Sie hat ihn dabei unterstützt und gleichzeitig den Kurs bestimmt. Er soll das ja auch weitermachen. Aber es gibt jetzt sehr viel zu entscheiden.« Sie trank ihr Glas in einem Zug aus, wischte sich wieder mit dem gewissen Blick den Schaum von der Oberlippe. Sie hatte so herrlich rote Flecken auf den Wangen bekommen.
    »Noch mal zum Thema Lüllmann. Wie lange kannten Sie das Ehepaar Bönig schon?«, fragte Malbek.
    »Jahre.«
    »Wie war die Ehe?«
    »Ich glaube, schrecklich.«
    »Haben Sie da etwas aus eigener Anschauung mitbekommen, sozusagen aus erster Hand?«
    Er beobachtete, wie ihr Messer das Lammsteak durchschnitt, als wenn es Butter wäre. Das Blut verteilte sich langsam auf dem Teller.
    »Was jeder sah, der am Haus vorbeikam, war diese schreckliche Schneiderbüste. Die hatte er in seinem Arbeitszimmer am Fenster stehen. Darüber wurde auf Sylt überall gelästert.«
    »Waren Sie mal Zeuge eines Ehestreits bei den Bönigs?«
    »Nein, die waren meist getrennt auf Partys und Events. Und wenn sie zusammen da waren, haben sie sich so verhalten, als ob sie sich nicht kennen.«
    »Was wurde geredet? Den Klatsch, meine ich.«
    »Also … eigentlich habe ich gedacht, Sie würden diese Geschichten alle kennen.«
    »Woher? Ich bin kein Sylter, ich arbeite in Kiel und wohne im Wohnmobil auf meinem Grundstück in Angeln.«
    »Jette … hat viel mit Manuela telefoniert. Immer schon. Mit mir auch, aber ich habe meist nur zugehört. Mir war klar, dass sie jedes Mal nur etwas für ihre Klatschspalte suchte. Und manche Geschichten tauchten da auch auf. Manche nicht, das muss man ihr zugutehalten. Aber … na ja.«
    »Wissen Sie, worüber Jette mit Manuela Bönig telefoniert hat?«
    Regina nickte. »Jette hat mich gern danach angerufen, um den Anruf von Manuela zu verifizieren, wie sie es nannte. Das lief bei Jette immer ganz sauber unter beruflicher Recherche. Also das, was Sie wahrscheinlich interessiert, war nach dem Mord an dem jungen Seemann. Zwei Tage später, glaube ich. Jette erzählte von einem Anruf von Manuela. Frank sei abends nach einem Termin nach Hause gekommen, und sie hätte gefragt, warum er denn heute keinen Geschäftsfreund mitgebracht hätte. Das war gehässig gemeint, weil er oft einen sogenannten Geschäftsfreund mitbrachte. Die betranken sich immer, und er zeigte ihm dann am nächsten Tag stolz die Insel. Darüber hat Manuela sich oft beklagt. An diesem Abend antwortete er auf Manuelas Frage nach dem fehlenden Gast, den hätten die

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