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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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günstig positioniert war, konnte er zwar nicht viel erkennen, aber immerhin genug, um festzustellen, dass der Mann eine Decke an sich zog und damit wieder nach vorn kam. Winter blinzelte noch einmal angestrengt in die Garage und erkannte, was die Decke vorher verborgen hatte. Dort stand … ein Sarg!
    »Willi, guck dir das an!«, flüsterte er aufgeregt.
    Plötzlich lief der lange dünne Mann los und verschwand hinter der Straßenecke im Dunklen, während die beiden anderen den anscheinend bewusstlosen Herrn Kloppenburg in die Decke einrollten. Kurz darauf hörte Winter ein Auto kommen. Es war der Ford Focus, der Winter bereits aufgefallen war. Er hielt direkt vor der Garagenauffahrt. Die beiden anderen trugen Kloppenburg zum Auto und hievten ihn auf die Rückbank. Dann stieg der Breitschultrige rasch auf der Beifahrerseite ein, und der Ford brauste davon.
    »Los! Wir müssen hinterher!«, wisperte Winter hektisch. Aber Künnemeier hielt ihn am Arm fest und deutete auf den dritten Mann, der nun in aller Seelenruhe das Garagentor herunterfahren ließ, bevor er die Fernbedienung ein Stück entfernt in ein Gebüsch warf.
    »Warte mal«, sagte der alte Herr leise. »Sein Auto steht von hier aus gesehen vor unserem. Wenn wir auf der dunklen Straßenseite entlangschleichen, werden wir gleich sehen, in welche Richtung er fährt.«
    Sie liefen die paar Meter bis zur Ecke in geduckter Körperhaltung und suchten hinter zwei kräftigen Bäumen Schutz. In diesem Moment flammte vor ihnen das Fernlicht eines Autos auf und erleuchtete die Stelle, an der Winter und Künnemeier hinter ihren Bäumen standen, fast taghell. Dann kam das Licht näher, bog an der Straßenecke ab und fuhr weiter. Winter versuchte, sich das Nummernschild einzuprägen.
    »Bleib hier stehen!«, rief Winter seinem älteren Begleiter zu. »Ich kann schneller laufen. Ich hole das Auto und komme zurück.«
    Und schon rannte er los und ließ den verblüfften Künnemeier einfach stehen. Eine halbe Minute später saß auch der im Taxi, und Winter gab Gas. Er nahm nun keinerlei Rücksicht mehr auf irgendwelche Verkehrsregeln, sondern fuhr, was die Straßenverhältnisse hergaben. An einer Kreuzung mussten sie sich entscheiden, ob sie nach rechts Richtung Schlangen oder nach links Richtung Paderborn fahren wollten. Sie entschieden sich für Paderborn, weil ihnen das logischer erschien.
    Winter donnerte durch die endlos lange Bad Lippspringer Innenstadt, als wäre er auf dem Hockenheimring. Offenbar hatten sich höhere Mächte für ihn eingesetzt, denn alle Ampeln standen auf Grün. Künnemeier hielt sich panisch am Haltegriff fest und wagte kaum noch zu atmen. Doch Winter fuhr fast so rasant, wie er Gitarre spielte. Sie kamen unversehrt bis Marienloh, rasten auch hier ohne abzubremsen durch den Ortskern und fluchten beide zum Gotterbarmen, als sie kurz vor Paderborn an einer großen Kreuzung eine Vollbremsung hinlegen mussten. Die rote Ampel allein hätte Winter vielleicht nicht einmal vom Weiterfahren abgehalten, aber vor der Ampel standen vier Autos und versperrten ihm den Weg. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zähneknirschend zu stoppen und sich hinter den anderen einzureihen.
    Als die Ampel auf Grün sprang und sich die Reihe der wartenden Autos langsam auflöste, nutzte Winter die erste größere Lücke, um den Wagen davor zu überholen. Das empörte Hupen des Fahrers ignorierte Winter, denn sein Blick war auf die große dunkle Limousine vor ihm gerichtet. Ein Audi A8.
    »Da ist er, Willi!«, schrie Winter aufgeregt. »Hier, direkt vor uns. Wir haben ihn!«
    Künnemeier war ebenfalls begeistert, wenigstens eines der beiden Gangsterautos wiedergefunden zu haben. »Halt ein bisschen mehr Abstand!«, riet er Winter, der vor Erregung seinem Vordermann fast auf der Stoßstange saß.
    Der Fahrer des Audis schien sich nicht bewusst zu sein, dass er verfolgt wurde, denn er fuhr mit einer Ruhe, die Winters Nerven restlos überforderte, die über drei Kilometer lange Detmolder Straße in Richtung Innenstadt. Hier sprangen alle, aber auch wirklich alle Ampeln auf Rot, sobald Winter in die Nähe kam. Jedes Mal musste er den Impuls unterdrücken, aus dem Auto zu springen, die Fahrertür des Audis aufzureißen und den Fahrer herauszuzerren. Winter war derart auf das Auto vor ihm fixiert, dass er links und rechts nichts mehr wahrnahm. Als sie vor der Ampel an der Kreuzung Heierstor erneut warten mussten, hätte er nicht sagen können, wo er gerade war. Dummerweise hatte

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