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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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und drückte zu. Der schrie auf und wollte sich losreißen. Mikes eiserner Klammergriff lockerte sich erst, als Rademacher winselnd darum bettelte. Während er empört nach vorn schaute und gleichzeitig den geliehenen Ford Focus startete, grinste Mike boshaft in sich hinein.
    Schweigend fuhren die beiden durch die Paderborner Innenstadt. Auf Höhe des Maspernplatzes fragte Mike: »Geht es um den Kerl, der letztens bei uns Putz gemacht hat und den ich zusammengeschlagen habe?«
    Nachdem Rademacher zustimmend brummte, fragte Mike weiter: »Und wo wohnt der?«
    »Wirst du schon sehen. Halt jetzt einfach den Mund und warte ab. Wir treffen gleich den Chef, der wird dir alles Weitere erklären.«
    Wieder grinste Mike. Es schien ihm Vergnügen zu bereiten, Rademacher auf die Nerven zu gehen.
    Zwanzig Minuten später waren sie im Zentrum von Bad Lippspringe. Rademacher zog sein Handy hervor und wählte eine eingespeicherte Nummer.
    »In einer Minute sind wir da!«, sprach er in das Gerät und legte es wieder weg. Dann schaute er zu Mike herüber. »So, jetzt pass ein bisschen mit auf!«
    Mike, der kurz eingenickt war, schreckte hoch und schaute sich verstört um.
    »Der Chef wird gleich an einem Kreisverkehr zu uns stoßen«, fuhr Rademacher fort. »Kannst du sein Auto sehen? So viele dunkelblaue Audis A8 gibt es ja nicht.«
    Wenig später entdeckten sie den Audi, der an der Ausfahrt, die zur Westfalen-Therme führte, auf sie wartete. Rademacher betätigte zweimal die Lichthupe, dann setzte sich die dunkle Limousine in Bewegung, fuhr direkt vor ihnen durch den Kreisverkehr und folgte dann der Detmolder Straße. Rademacher blieb dicht hinter ihm.

37
    Wilfried Kloppenburg verspürte nicht die geringste Lust, nach Hause zu kommen. Schon der Gedanke, auf seine Frau zu treffen, verursachte bei ihm Nervosität. Ihre stillen, unausgesprochenen Vorwürfe war ebenso unangenehm wie die Phasen, in denen sie die Aussprache suchte, bohrende Fragen stellte, in denen sie sich emotional immer weiter hochschaukelte. Furchtbar!
    Kloppenburg versuchte, diese Sorgen abzuschütteln, als er seine Firma in Paderborn verließ und mit dem Mercedes ins heimatliche Bad Lippspringe fuhr. Er hatte die Abfahrt so lange wie möglich hinausgezögert. Aber irgendwann muss der Mensch ja mal nach Hause fahren. Es war Freitagabend. Schade, dass es heute kein Fußballspiel gibt, dachte Kloppenburg, das wäre ein guter Grund für weitere Eheabstinenz gewesen. In dieser Saison kam es häufig vor, dass die Zweitligaspiele des SC Paderborn freitagabends stattfanden. Und Kloppenburg, als stadtbekannter Geschäftsmann, musste sich bei solchen Events ab und zu mal in der VIP-Loge sehen lassen.
    Die Strecke nach Bad Lippspringe war lang genug, um noch etwas nachzudenken, aber zu kurz, um eine Lösung seiner vielfältigen Probleme zu finden. Missmutig fuhr er über die endlos lange Detmolder Straße aus der Stadt heraus. Am Kreisverkehr zwischen Marienloh und Bad Lippspringe wäre er fast wieder umgekehrt, aber er riss sich zusammen und fuhr weiter hinein in die Kurstadt.
    Die Straße war durchaus noch belebt, aber auf den Bürgersteigen herrschte Tristesse. Kein Wunder bei diesem Dreckswetter, fand Kloppenburg. Es war kalt, feucht und finster. Hinter der Innenstadt bog er rechts ab in die Adolf-Kolping-Straße und fuhr dann in die Straße Zum See. Rechter Hand standen elegante freistehende Häuser, links spiegelte die Wasserfläche des Dedinger Heidesees das Licht der Straßenlampen. Eine exklusive Wohnlage, um die Kloppenburg schon häufig beneidet worden war. Sein großes, weißes Haus stand keine dreißig Meter vom See entfernt, nur durch eine schmale, wenig befahrene Straße davon getrennt.
    Kein Mensch war zu sehen, als er anhielt und vom Auto aus per Fernbedienung die linke Tür der Doppelgarage in Bewegung setzte. Er war froh, dass in diesem Augenblick keiner seiner Nachbarn vorbeikam und einen aufmerksamen Blick ins Innere warf. Zwar hatte Kloppenburg den Sarg mit einer Decke verhüllt, aber womöglich war sie wieder heruntergerutscht. Das würde die Phantasie seiner Nachbarn ganz schön anregen, dachte er besorgt.
    Leise hob sich das Garagentor, Kloppenburg setzte den schweren Mercedes wieder in Bewegung und rollte die Auffahrt hoch in die geräumige Garage. Dann stieg er aus, verriegelte das Auto und wollte eben die Garage verlassen, als drei Gestalten, die durch das Gegenlicht der Straßenlaterne nur schemenhaft zu erkennen waren, auf der Schwelle der

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