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Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition)

Titel: Totensonntag: Ein Westfalen-Krimi (Westfalen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Reitemeier , Wolfram Tewes
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sich kurz zuvor ein anderes Auto zwischen den Audi und das Taxi gedrängt, und Winter musste höllisch aufpassen, beim Anfahren mitzubekommen, in welche Richtung sein Zielobjekt fuhr.
    Künnemeier empfand er nicht als Hilfe, denn der saß kreideweiß neben ihm, sagte kein Wort mehr und hielt sich krampfhaft fest. Kaum sprang die Ampel um, fuhr der Audi geradeaus ins Ükernviertel und Winter hinterher. Hier kannte er sich aus, genau wie Künnemeier war offenbar froh, der nicht nur Bewohner dieses Viertels war, sondern auch jahrzehntelang den dortigen Schützenverein geleitet hatte. Sie verfügten also über eine enorme Ortskenntnis in diesem bunten Sammelsurium von Wohnungen, Kneipen, Restaurants und kleinen Läden.
    Bei einer Kneipe namens Globetrotter bog der Audi plötzlich rechts ab in die Thisaut. Winter stoppte sein Taxi und blieb vor der Kneipe stehen.
    »Was machst du denn?«, rief Künnemeier erbost. »Los, hinterher, sonst ist er weg!«
    Winter verdrehte die Augen. »Ich verfolge ihn nun schon so lange. Wenn ich sogar in einer so schmalen und stillen Straße unmittelbar hinter ihm bleibe, wird er ganz bestimmt misstrauisch. Nur ein paar Meter Abstand, dann erkennt er mich nicht mehr. So, weiter geht´s!«
    Nun bog auch Winter in die Thisaut ein. Zu ihrem Entsetzen war aber kein Audi mehr zu sehen. Winter fluchte wie ein Bierkutscher und trat das Gaspedal durch. Am Ende der Straße stellte sich die Frage nach der weiteren Richtung.
    »Fahr rechts!«, schrie Künnemeier mit vor Erregung hoher Stimme. Winter bremste ab, riss aber das Lenkrad gegen Künnemeiers Rat links herum.
    »Ich kann mir schon denken, wo der hinwill«, rief er. »Ich fahre eine Abkürzung.«
    »Nein! Das kannst du doch nicht …« Aber Willi Künnemeiers Warnung kam zu spät. Winter hatte kräftig beschleunigt, und plötzlich polterte der Mercedes mit vollem Tempo einen kurzen, holprigen Abhang hinunter. Beide schrien entsetzt auf, als es einen heftigen Schlag gab, Wasser an die Scheiben spritzte und die Mietlimousine dampfend im flachen Wasser der Dielenpader zum Stehen kam.

39
    Langsam ließ das Zischen und Dampfen nach. Johnny Winter schlug vor Wut über sich selbst mit der flachen Hand auf das Lenkrad seines Taxis, das bis zur Höhe des Fußraumes im sauberen, frischen Quellwasser stand. Vorsichtig blickte er zu Willi Künnemeier. Hoffentlich hatte sich der alte Mann nicht verletzt. Aber Künnemeier schien zumindest körperlich in Ordnung zu sein. Wie es um seinen Geisteszustand bestellt war, konnte Winter nicht entscheiden. Denn Künnemeier starrte ihn mit einem Blick an, als wäre Winter ein Außerirdischer. Entschuldigend hob Winter beide Hände und wollte sich eben für seinen Fehler rechtfertigen, als sich bei Künnemeier plötzlich die Schockstarre gelöst hatte und er mit seiner tiefen Basstimme sagte: »So eine Scheiße aber auch! Wie hast du das denn hingekriegt?«
    Winter zuckte mit den Achseln. »Weiß auch nicht. War so ´ne plötzliche Eingebung. Ich dachte echt, das wäre der bessere Weg. Tut mir leid.«
    Dann erst schien Winter der Gedanke zu kommen, irgendetwas unternehmen zu müssen.
    »Absaufen können wir ja wohl nicht, schätze ich. Das Wasser ist hier nicht tief, und ich glaube nicht, dass irgendwas Größeres kaputt ist. Aber der Motor steht zur Hälfte unter Wasser, den kriegen wir so nicht wieder zum Laufen. Was machen wir denn jetzt?«
    »Tja«, brummte Künnemeier, »ich würde sagen, wir krabbeln erst mal raus und gucken uns den Schaden an.«
    Er wollte gerade die Tür öffnen, als Winter laut schrie: »Nein, auf gar keinen Fall! Wenn wir jetzt die Türen öffnen, läuft die Karre sofort voll Wasser. Wir müssen durch die Fenster aussteigen.«
    »Du spinnst wohl!«, protestierte Künnemeier. »So ´n junger Kerl kann da vielleicht rauskrabbeln, aber ich bin dafür zu alt. Außerdem, was interessiert dich das Auto? Ist doch sowieso nicht deines, sondern gehört deinem Chef, und der ist versichert.«
    »Der bringt mich um«, meinte Winter. »Die Versicherung wird ihm was husten, und ich bekomme in Paderborn keinen Job mehr, wenn das rauskommt. Ich bin am Arsch, Willi. Verstehst du?«
    Offenbar verstand sein Beifahrer, denn er schwieg eine Weile. Die Stille wurde für die beiden Männer von Sekunde zu Sekunde unerträglicher. Winter starrte durch die Windschutzscheibe auf die glatte, schwarzglänzende Wasserfläche, auf der sich die Lichtquellen der Umgebung spiegelten. Die Oberfläche sieht einer Teerstraße

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