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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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aufwundersame Weise freigesprochen worden. Seit kurz vor der Verhandlung gilt Stichs Freundin als vermisst. Sie stammte aus der Ukraine. Offenbar vermutet die Polizei, dass es ihre Leiche war, die letzte Woche aus der hiesigen Leichenhalle gestohlen wurde.«
    »Das kann nicht sein …«
    »Ich kann dazu nichts sagen«, erklärte Golder. »Darüber müssen Sie mit der Polizei sprechen.«
    Das würde er nicht getan haben. Das konnte er nicht getan haben … Aber warum sonst hätte er sich an jenem Tag die Jane Doe anschauen wollen? Jetzt erinnerte sie sich auch wieder an seine Geschichte. Er hatte ihr von einem Klienten erzählt, der seine Tochter vermisste, und er hatte nie wieder davon gesprochen. Alles gelogen. Sein Klient war Stich gewesen. Er musste ihn losgeschickt haben, um die Leiche zu identifizieren, die unbeabsichtigt von den Gezeiten an Land gespült worden war. Andererseits war sein Verhalten nicht illegal. Es handelte sich nicht um Komplizenschaft, so etwas taten Strafanwälte nun mal für ihre Klienten. McAvoy hatte nichts mit dem Mord oder dem Diebstahl der Leiche zu tun.
    »Ich nehme an, Sie wollen unsere Meinung zu Mrs. Jamal hören?«, fragte Golder.
    »Ja«, sagte Jenny zerstreut.
    »Wir glauben, dass Silverman mit ihrem Tod zu tun hat. Unsere Vermutung ist, dass ihn die Aussicht auf eine öffentliche Untersuchung auf den Plan gerufen hat. Nach allem, was wir wissen, ist er kein besonders gefestigter Charakter. Konkrete Hinweise darauf, dass er sie gezwungen hat, sich auszuziehen und eine halbe Flasche Whisky zu trinken, haben wir natürlich nicht, aber diese Erklärung ist so gut wie jede andere.«
    »Aber warum? Sie wusste doch gar nichts.«
    »Sie hätte von Dr. Sarah Levin gewusst haben können. Vielleicht hat sie Kontakt zu ihr aufgenommen, an ihr Gewissen appelliert und sie zum Reden gebracht.«
    »Aber Silverman kannte Levin doch. Er hätte direkt mit ihr sprechen können.«
    »Wir nehmen an, dass er das auch getan hat«, sagte Rhys. »Es war nur ein Teil seiner Hausaufgaben, Mrs. Jamal loszuwerden, wenn Sie so wollen.«
    »Was ist mit Anna Rose?«
    Rhys verwies auf Golder, die ihre Worte sorgfältig wählte. »Soweit wir wissen, ist Silverman Anfang letzten Jahres, nachdem er sich lange im Nahen Osten aufgehalten hatte, wieder aufgetaucht. Er hat sich an Sarah Levin gewandt, weil er eine neue junge Frau brauchte, die für ihn arbeiten würde.«
    »Von derselben Universität?«
    »Dort hatte er Kontakte«, sagte Golder. »Wir denken allerdings, dass sein Motiv diesmal ein anderes war.« Sie überlegte einen Moment und suchte nach einer angemessenen Formulierung. »Lassen Sie uns einfach sagen, dass unsere amerikanischen Freunde wider jeden Anschein immer noch ein gewisses Misstrauen gegenüber unserem Britistan hegen, wie sie unser Land zu nennen pflegen. Sie denken, wir müssten erst einen Schock erleben, um wachgerüttelt zu werden und unsere nachgiebige Haltung den radikalen Elementen unserer muslimischen Bevölkerung gegenüber zu überdenken. Anna Rose sollte weniger eine Informantin als ein Lockvogel sein.«
    Golder bedachte Jenny mit einem Blick, der besagte, dass sie nicht mehr verraten würde.
    Jenny war nicht zufrieden. »Er hat sie benutzt, um Salim Hussain etwas anzuhängen. Sie sollte behaupten, dass sie an die Substanz zum Bauen einer schmutzigen Bombe herankommt, aber tatsächlich kam das Zeug von Silverman. Und was dann? Dann hat sie Angst bekommen und ist abgehauen?«
    »Sie werden verstehen, dass wir keine weiteren Informationen preisgeben können.«
    »Was will Silverman? Was ist sein Plan? Er wollte doch wohl keine radioaktive Bombe hochgehen lassen?«
    »Wenn man Ihren rein hypothetischen Spekulationen folgt, dann würde ich sagen, nein, das wohl nicht. Aber der Propagandawert wäre, nun … unbezahlbar gewesen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere amerikanischen Kollegen mehr als glücklich gewesen wären, uns bei den nötigen Maßnahmen zu beraten, um erneute Anschläge zu verhindern.«
    »Was ist mit ihm geschehen? Haben Sie ihn geschnappt?«
    Gillian Golder schaute auf die Uhr. »Es tut mir leid, aber wir müssen jetzt gehen.« Sie trank den letzten Schluck Tee, stand auf und bat Alun Rhys, draußen auf sie zu warten. Dann entfernte sie sich in Richtung Damentoilette.
    Rhys wirkte plötzlich verlegen. »Was Mr. McAvoy betrifft – Sie wissen nicht zufällig, was das hier zu bedeuten hat? Es wurde in seinem Auto gefunden.«
    Er zog einen Plastikbeutel der

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