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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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Raum das Gefühl hatte, sich stillschweigend an der Verschleierung eines unbeschreiblichen Übels beteiligt zu haben. Das ungute Gefühl der Komplizenschaft wurde noch verstärkt, als Jenny die Jury daran erinnerte, dass jedes einzelne Wort, das hier gesprochen worden war, absolut geheim bleiben musste, selbst vor den engsten Familienangehörigen.
    Sie selbst konnte sich nicht entscheiden, ob sie die Wahrheit enthüllt oder nur noch tiefer vergraben hatte.
    Als die Jury sich von den Stühlen erhob, sah Jenny zu Mr. Jamal hinüber. Er wischte sich Tränen von den Wangen, nickte ihr zum Zeichen der Anerkennung zu und verließ dann den Saal. Am Ausgang warteten Polizisten, um ihn zu seinem Wagen zu begleiten. Es war nur ein schwacher Trost, aber er schien froh zu sein, dass ihm jedes öffentliche Aufsehen erspart blieb.
    Khan war da ganz anderer Meinung. Er stürmte aus dem Saal und erklärte den wartenden Sympathisanten, dass ihre Brüder von amerikanischen und britischen Geheimagenten ermordet worden seien. Ein Aufruhr brach aus. Es gab Handgemenge und Verhaftungen, Platzwunden und Schmerzensschreie, aber keine Journalisten, um das Chaos zu bezeugen.
    Jenny traf sich im Restaurant des Vogelschutzgebiets mit Golder und Rhys. Sie saßen an einem Tisch am Fenster, von dem man einen Blick auf den Teich hatte. Der strahlende Himmel versank in der Dämmerung, und die Flamingos, die durch das Wasser wateten, glänzten in fluoreszierendem Rosa.
    »Mögen Sie Vögel?«, fragte Gillian Golder und rührte Süßstoff in ihren Tee.
    »Die meisten Arten schon. Sie nicht?«
    »Wenn sie nicht schmutzig sind«, sagte Golder. »Die Tauben in London könnte man ausrotten, wenn es nach mir ginge.«
    »Und wer würde dann unseren ganzen Dreck fressen? Würden Sie Ratten bevorzugen?«
    »Was wollen Sie wissen, Mrs. Cooper?«, mischte sich Alun Rhys ein.
    Jenny nippte an ihrem lauwarmen Kaffee. Es gab so viel, das sie von ihnen wissen wollte, aber sie vertraute ihnen zu wenig.
    »Wer ist Silverman?«
    Golder antwortete. »Wir halten ihn für einen amerikanischen Geheimagenten, der jenseits der offiziellen Kooperationen agiert. Er scheint Zugang zu unseren Informationen gehabt zu haben, aber wir hatten von ihm oder seinen Aktivitäten keine Ahnung.«
    »Sie wollen behaupten, dass er Ihnen unbekannt war?«
    »Das waren schreckliche Zeiten damals. Verständlicherweise waren die Amerikaner nervös, und wir haben zu lange getrödelt. Nicht dass das eine Entschuldigung für vorschnelle Tötungen sein soll, das kann ich Ihnen versichern.«
    Jenny blieb skeptisch. »Wenn die Amerikaner der Meinung waren, Terroristen aufgespürt zu haben, warum hat man sie Ihnen nicht einfach übergeben oder sie außer Landes geflogen?«
    Golder und Rhys wechselten einen Blick. »Daran arbeiten wir noch«, sagte Golder. »Alles, was wir im Moment haben, ist das wenige, was McAvoy uns erzählt hat. Offensichtlich hat Tathum ihm gestanden, dass er und sein Kollege – der übrigens kürzlich im Irak getötet wurde, falls das ein Trost für Sie ist – die beiden Jungen direkt von Bristol in den Wald gefahren haben. Sie haben die beiden die ganze Nacht befragt, aber nichts rausbekommen, also haben sie Hassan erschossen, um Jamal zum Reden zu bringen. Ohne den gewünschten Effekt, wie es aussieht.«
    »Sie stehen in Kontakt mit McAvoy?« Jenny versuchte sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen.
    »Er hat ein einziges Mal bei der Polizei angerufen. Eine weitere Kontaktaufnahme gab es nicht.«
    »Wird er strafrechtlich verfolgt werden?«
    Die treuen Diener der Krone wechselten einen weiteren Blick. »Das ist eine Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt«, sagte Rhys. »Nicht zuletzt davon, ob er noch am Leben ist. Die Polizei hat gestern einen Wagen gefunden, von dem wir denken, dass er ihm gehören könnte.«
    »Wo?«
    »Ein Stück die Mündung hinauf, bei Aust, in der Nähe der Brücke.«
    Jenny schaute zu den Vögeln hinaus. Wahrscheinlich war es nur eine List. McAvoy wollte sich Zeit verschaffen, das war alles. Er würde seine nächsten Schritte planen. Er würde sie jetzt nicht verlassen. Er hatte versprochen …
    Golders geschäftsmäßige Stimme unterbrach ihre Gedanken. »Wir wurden von der Polizei darüber informiert, dass er auch in einen anderen mutmaßlichen Tötungsfall verwickelt ist. Kürzlich hat er die Verteidigung eines tschechischen Nachtclubbesitzers namens Marek Stich organisiert. Der Mann hatte einen jungen Polizisten erschossen, war aber

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