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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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Detail aus ihnen herauszuquetschen. Als auch dieses Thema erschöpft war, las Alison der Jury Sarah Levins Aussage vor.

    Mein Name ist Dr. Sarah Elizabeth Levin, ich bin wohnhaft in 18c Ashwell Road, Bristol. Diese Aussage ist wahr nach bestem Wissen und Gewissen, und mir ist bewusst, dass ich, wenn sie vor Gericht zu Gehör gelangt, juristisch verfolgt werden kann, wenn ich darin in voller Absicht etwas behaupte, von dem ich weiß, dass es falsch ist, oder das ich nicht für wahr halte.
    Im Oktober 2001 habe ich im ersten Jahr an der Bristol University Physik studiert. Gegen Monatsende wurde ich auf einer Cocktailparty des Instituts von einem Amerikaner angesprochen, der sich als Henry Silverman vorstellte. Silverman sagte, er sei Chemieprofessor und führe vertrauliche Recherchen für ein angloamerikanisches Verteidigungsunternehmen durch. Meiner Schätzung nach war er damals etwa Mitte vierzig. Er war höflich und charmant, und ich fühlte mich von seiner Aufmerksamkeit geschmeichelt.
    Ein paar Tage später rief mich Silverman an und fragte, ob ich mich mit ihm treffen könne, um eine »berufliche Angelegenheit« zu besprechen. Er sagte, unser Institutsdirektor, Professor Rhydian Brightman, habe ihm meine Nummer gegeben. Wir trafen uns an einem Freitagabend nach den Vorlesungen in einem Café in der Nähe von Goldney Hall, wo ich damals wohnte. Damals erzählte er mir, dass er im Auftrag der amerikanischen Regierung geheimdienstliche Informationen über britische muslimische Studenten zu beschaffen versuche, die in extremistische Aktivitäten verwickelt seien. Er sagte, er suche nach einer »intelligenten jungen Frau«, die mit ihm zusammenarbeiten würde, und dass mir seine Arbeitgeber sehr hilfreich sein könnten. Angeblich hatten sie schon anderen Studenten Stipendien an den großen amerikanischen Universitäten verschafft und könnten dasselbe für mich tun. Damals habe ich mein Studium mit Darlehen finanziert, und die Aussicht, meine Schulden zurückzahlen und im Ausland studieren zu können, hat mich gereizt. Ich sagte zu Silverman, dass ich darüber nachdenken würde, und traf mich noch einmal mit ihm – im Restaurant des Hotel du Vin im Zentrum von Bristol –, bevor ich dann schließlich einwilligte, mit ihm zusammenzuarbeiten.
    Während unseres dritten Treffens, das in einem Café in der Whiteladies Road stattfand, bat er mich, ein besonderes Augenmerk auf Nazim Jamal zu haben, einen Studenten aus meinem Jahrgang. Er sagte, Nazim habe sich mit einer Organisation namens Hizb ut-Tahrir eingelassen und besuche zusammen mit anderen Studenten eine radikale Moschee. Ich erfuhr, dass sein Mullah Sayeed Faruq im Verdacht stand, Mitglieder für Terrorgruppen anzuwerben. Silverman behauptete, man habe E-Mails abgefangen, in denen Nazim und ein enger Freund von ihm – ein Jurastudent namens Rafi Hassan – darüber diskutiert hätten, wie man ein »britisches 9/11« aufziehen könne. Silverman räumte ein, es könne sich auch nur um die Fantasien junger Männer handeln, betonte aber, dass die beiden exakt dem Profil derjenigen entsprachen, die bekanntermaßen von Al-Qaida rekrutiert wurden. Als ich Silverman fragte, warum er denke, dass ich Nazims Vertrauen gewinnen könne, erwiderte er, dass sich Nazim im Internet oft Bilder von hübschen blonden Frauen anschaue. Ich erklärte Silverman daraufhin, dass ich nicht die Absicht hätte, mich zu prostituieren, aber er versicherte mir, dass man nichts dergleichen von mir verlangen würde. Ich solle nur mit Nazim reden und mich ein wenig mit ihm anfreunden. Er bot mir fünfhundert Pfund in bar und versprach, mehr zu zahlen, wenn ich ihm Informationen liefere.
    Es war leichter, als ich vermutet hatte, Kontakt zu Nazim zu knüpfen. Ich arbeitete bei einem Praktikum mit ihm zusammen und kam mit ihm ins Gespräch. Er war ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Er war auf gute Schulen gegangen, und es stellte sich heraus, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten. In den nächsten Wochen arbeiteten wir oft zusammen und verstanden uns sehr gut, auch wenn Nazim sich nicht gerne mit mir in der Öffentlichkeit sehen ließ. In der letzten Uniwoche, Anfang Dezember 2001, lud er mich auf sein Zimmer ein, und wir verbrachten die Nacht miteinander.
    Während der Ferien blieben wir in Kontakt und setzten dann im nächsten Trimester unsere Beziehung fort. Damals hing ich schon sehr an ihm und hatte fast vergessen, wieso das zwischen uns eigentlich begonnen hatte. Im Januar rief

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