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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Wahrscheinlich hatte er als Handwerker so viele Treffer, weil die meisten Leitungen Strom führen. Hier lag seine Trefferquote im Zufallsbereich. Ein anderer wollte lebendiges Wasser herausschmecken können.«
    »Igitt!«
    »Sie legen es auch nur auf Lacher an, was, Frau Nerz?«
    Oha, ein Anblaff! Er traf mich in argloser Stimmung. Das hasse ich. Die Frau Doktor hatte in ihrem Blick so etwas spöttisch Lächelndes, etwas Herabschauendes, obgleich sie einen Kopf kleiner war als ich, vor allem nur halb so breit. Tja, körperlich schwache Menschen fühlen sich nur stark, wenn sie andern die Stimmung einschwärzen.
    »Soso, Sie mögen’s auch nicht gern nett«, bemerkte ich.
    Das gefiel jetzt ihr nicht. Sie lächelte beiseite und brach die Konversation ab. »Aber wie ich Ihnen vorhin schon sagte: Ich war mit den Kalteneck-Experimenten nicht befasst. Sie wurden von einem Doktoranden durchgeführt.«
    »Wie komme ich an den ran?«, fragte ich.
    »Er ist Doktorand in Alicante bei der ….« Das Spanische fiel ihr schwer. »Asociación Española de Investigaciones Parapsicológicas . «
    »Warum hat er die Versuche hier durchgeführt?«
    »Weil es hier im Sommer nicht so heiß ist. Was interessiert Sie das eigentlich? Es ist nichts dabei rausgekommen, und für Wissenschaft interessiert sich die Presse doch überhaupt nicht.«
    »Ich schon. Ich bin nämlich auch als Journalistin eine Niete. Hatte McPierson damit zu tun?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Das ist der Schotte, der die Nina Kulagina gefilmt hat.«
    Ein Hauch von Anerkennung zuckte um den schönen Mund. Wahr ist: Ich fühlte mich vor der zierlichen Dame im blauen Blazer, roten Rock und Nylonstrümpfen auf Pumps wie der Glöckner von Notre-Dame. Sie machte mich zu einer Gespenstin in einer Parallelwelt.
    Und sie flüchtete, wie ich das von Richard kannte, ins Belehren. »Finley McPierson leitet die KPU , die Koestler Parapsychology Unit an der Universität Edinburgh. Eins von vier Instituten für Parapsychologie in Großbritannien. In Deutschland gibt es nur zwei, unser Institut und das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene mit der Parapsychologischen Beratungsstelle von Professor Dr. Dr. Walter von Lucadou in Freiburg, das der berühmte Geisterjäger Hans Bender aufgebaut hat.«
    »Das Problem ist ja wohl«, bemerkte ich, »dass die Parapsychologie erst einmal beweisen muss, dass es den Gegenstand ihrer Forschung überhaupt gibt.«
    »Spukphänomene«, antwortete Derya Barzani, »werden seit Jahrhunderten dokumentiert.«
    »Na, wenn das so läuft wie im Schloss Ludwigsburg bei den Haunt Hunters, dann …«
    »Es ist manchmal schwierig, die Spreu vom Weizen zu trennen. Aber wenn Sie auf einem Video einen Spuk sehen, können Sie davon ausgehen, dass Sie einem Betrug aufsitzen. Paranormale Erscheinungen entziehen sich der objektiven Beobachtung. Ein Spukerlebnis verflüchtigt sich, je gründlicher wir darüber nachdenken, was wir genau erlebt haben. Am Ende erscheint es uns als Einbildung.«
    Das deckte sich mit dem, was wir auf Schloss Monrepos erlebt hatten.
    »Es ist eine Grundeigenschaft des Spuks, unklar zu sein. Er verschwindet auch, sobald man beginnt, ihn wissenschaftlich zu untersuchen. Wir sagen dazu: Der Spuk ist elusiv.«
    »Elusiv?« Das Wort war mir unlängst schon begegnet. Nur wo? Vermutlich schaute ich wie drei Reihen Feldsalat.
    »Elusivität«, die Frau Doktor spitzte die vollen Lippen, »die Flüchtigkeit, der ausweichende Charakter, die schwere Fassbarkeit der Erscheinung. Wenn also dies, die Flüchtigkeit, eine fundamentale Eigenschaft von Psi-Phänomenen sei, so wäre bereits bewiesen, dass es unseren Forschungsgegenstand gibt.«
    Ich lachte grobkörnig. »Das klingt wie Religion. Der Beweis, dass Gott existiert, ist dadurch erbracht, dass wir außerstande sind, ihn in Begriffe zu fassen, geschweige denn zu fotografieren.«
    »Ich will damit nur verdeutlichen, dass man zu 99,9 Prozent davon ausgehen muss, dass es sich um Betrug oder Selbstbetrug handelt, wenn man auf einem Foto einen Spuk sieht.«
    »Dann kommt es Ihnen hier vor allem darauf an zu zeigen, dass es all das Sensenmanngeraffel nicht gibt. Keine Wiederkehr der Toten, keine Hellseherei, keine Telekinese …«
    Barzani gab sich einen Ruck. »Letzteres, die Telekinese, gibt es gewiss, Frau Nerz. Wenn Sie wollen, mache ich einen Test mit Ihnen.«
    Damit hatte sie schon mal gedroht. »Was für einen Test?«
    Sie lächelte siegessicher. »Kommen Sie.«
    Sie hielt

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