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Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition)

Titel: Totensteige (Lisa Nerz) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Groschenkamp als unauffälligen Mann um die achtzig. »Es geht übrigens die Rede, er leide unter Agoraphobie. Aber bestätigen kann ich das nicht.« Über die Edmund-Gurney-Stiftung wusste der Reporter nichts. »Ich glaube, ich weiß, welche Villa an der Elbchaussee das ist. Sie hat auffällig viele Blitzableiter, sie ist förmlich überzogen damit.«
    Ich bedankte mich, holte mir von der Seite der Koestler Parapsychology Unit in Edinburgh die E -Mail-Adresse von Prof. Dr. Finley McPierson und schickte ihm eine journalistische Interviewanfrage für ein Buchprojekt über die Parapsychologie zwischen Gauklerei und Quantenphysik.
    Beim Senden brachte mir mein Mailprogramm die Anfrage der Chefredakteurin der Sonntagsbeilage, ob mein Artikel über Parapsychologie bis Donnerstag fertig werde. Man wolle ihn nun am Sonntag endlich mal bringen.
    Ich sagte zu und flüchtete in Recherchen über die Edmund-Gurney-Stiftung und das Kalteneck-Experiment, fand aber nichts. Also begab ich mich auf die elegante und mit bläulichen Bildern von Frieden und Freiheit durch technischen Fortschritt bestückte Netzseite von QarQ. Unter dem Link Presse verbarg sich wie bei Industriekonzernen üblich nicht die Presseabteilung, sondern eine Sammlung von Presseartikeln über den Konzern. Erst im Impressum gab sich die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zu erkennen. An oberster Stelle von fünf Gesichtern stand ein dicklicher Jungkarrierist namens Ingmar Neuner mit E -Mail-Adresse und Telefonnummer.
    Ich wählte die Nummer und meldete mich als Journalistin.
    Der Chef der Pressestelle war in einer Besprechung. Worum es denn gehe, fragte mich seine Vorzimmerdame. Ich wolle Herrn Neuner fragen, erklärte ich, warum das Unternehmen die Edmund-Gurney-Stiftung unterstützt. Was für eine Stiftung? Wie die sich denn schreibe? Ich diktierte es ihr. Sie versprach, Herr Neuner werde mich baldmöglichst zurückrufen.
    Heute weiß ich, dieser Tag, dessen Datum ich nicht mehr fixieren kann, war der point of no return. Ich hatte nach Berlin, Hamburg und Edinburgh rückverfolgbare Signale geschickt, dass in Stuttgart eine Schwabenreporterin Lisa Nerz angefangen hatte, sich für die Kalteneck-Experimente zu interessieren. Während ich die Vorschläge meiner Facebook-Gemeinde zum Problem der Leiche im verschlossenen Raum las – sie reichten von Zauberei bis lockere Latte in der Zimmerdecke – und auf den Anruf des Pressefritzen von QarQ wartete, begannen andernorts ein paar Neuronen zu funken, ein Mensch wurde nervös und nahm Kontakt mit anderen auf. Etwas Neues entstand, formierte und organisierte sich. Am Abend war angelaufen, was wir jetzt nicht mehr kontrollieren können.
    Ingmar Neuner rief nach etwa einer halben Stunde an. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie habe warten lassen«, sagte er mit geölter Konzernrhetorik. »Meine Assistentin sagte mir, Sie möchten etwas über unser Engagement in der Edmund-Gurney-Stiftung wissen. Wir unterstützen diese Stiftung, das ist richtig, aber im Detail bin ich damit nicht befasst, und ich wollte mir erst die Unterlagen heraussuchen lassen. Sie möchten wissen, warum der QarQ-Konzern die parapsychologischen Forschungen unterstützt. Wir fördern vielfältige wissenschaftliche Aktivitäten, wie Sie vermutlich wissen. Im Fall der Edmund-Gurney-Stiftung handelt es sich, soweit ich das erkennen kann, um eine einmalige Zahlung in den Stiftungsfonds im Jahr 2009 , die im Übrigen nicht hier im Mutterhaus geleistet wurde, sondern von unserem Tochterunternehmen Inter-Q-Orporate. Über die genauen Gründe kann also auch ich nur spekulieren. Aber wie Sie vielleicht wissen, ist Inter-Q-Orporate ein international agierendes Kommunikationsunternehmen. Und bei diesen parapsychologischen Phänomenen«, er lachte kurz, »handelt es sich gewissermaßen um einen Sonderfall der Kommunikation. Und wie gesagt, die Förderung zukunftsweisender Forschung halten wir ganz grundsätzlich für außerordentlich relevant. Wir dürfen neue Technologien und Entwicklungen nicht den Russen oder Chinesen überlassen. Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit weiterhelfen, Frau Nerz.«
    Dass ich noch drankommen würde, hatte ich nicht mehr zu hoffen gewagt. »Danke«, sagte ich. »Eine Frage hätte ich noch. Die Edmund-Gurney-Stiftung hat eine Million Euro ausgelobt für denjenigen, dessen paranormale Fähigkeiten einer Überprüfung unter Laborbedingungen standhalten.«
    »Wenn Sie es sagen.«
    »Diese Experimente wurden im Institut für Grenzwissenschaften

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