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Totenstimmung

Totenstimmung

Titel: Totenstimmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Flush, ihr habt die Bank gesprengt. Die beiden Fingerabdrücke brechen ihm das Genick.«
    Jennes saß breitbeinig auf dem Stuhl im Verhörraum. Vor ihm stand das Mikrofon. Das Gerät lief seit mehreren Minuten, ohne dass etwas aufs Band gekommen wäre.
    Der Antiquitätenhändler hatte die Augen geschlossen. Er sah aus, als würde er meditieren.
    »Sie können so lange schweigen, wie Sie wollen, Jennes, es wird Ihnen nichts nützen.«
    Hendrik Jennes antwortete nicht. Stattdessen rutschte er ein wenig auf seinem Stuhl hin und her.
    »Sie können die Augen nicht vor den Tatsachen verschließen. Die Fingerabdrücke reichen, um Sie hinter Gitter zu bringen. Lebenslänglich mit anschließender Sicherungsverwahrung.« Carolina Guttat hatte es sich nicht nehmen lassen und war sofort zum Präsidium gefahren, als sie von der Wende im Fall Jennes gehört hatte. »Die Vernehmung zu den Morden hat Zeit. Sagen Sie uns, wo Schrievers steckt. Und warum ausgerechnet Schrievers?« Die blonde Staatsanwältin räusperte sich und strich mit beiden Händen über ihr eng geschnittenes graues Kostüm. Etwas an Jennes bereitete ihr Unbehagen. Sie konnte nicht sagen, was es war. Aber das Gefühl reichte, um ihre Handflächen schwitzen zu lassen.
    »Wovor haben Sie Angst?«
    Carolina Guttat zuckte unter dem unerwarteten Satz zusammen. Jennes musste sie beobachtet haben.
    »Ich habe recht. Stimmt’s?« Jennes sah immer noch so aus, als nähme er nichts aus seiner Umgebung wahr.
    »Lassen Sie das Spielchen«, kam Frank Carolina zu Hilfe.
    »Sie bluffen, Jennes. Lassen Sie’s gut sein. Sagen Sie uns lieber, was Sie mit Schrievers gemacht haben.« Carolinas Handflächen schwitzten noch mehr. Sie unterdrückte den Impuls, sie an ihrem Rock abzuwischen.
    »Ich bluffe nicht. Sie bluffen. Sie haben nichts gegen mich in der Hand. Diese Fingerabdrücke! Die werden Sie gefälscht haben, oder Sie wollen sie mir unterschieben. Haben Sie keine Zeugen? Nur ein paar lächerliche Indizien werden nicht ausreichen, verehrte Frau Staatsanwältin.«
    »Ihren anmaßenden Ton können Sie sich sparen, Jennes. Die Abdrücke sind keine Indizien, sie sind eindeutige Beweise.« Es war Frank, der wieder sprach. »Und machen Sie endlich die Augen auf, Jennes.«
    »Sie suchen Schrievers? Gut. Das hat er auch verdient.« Jennes hatte die Augen geöffnet und sah Frank spöttisch an.
    »Wo ist er?« Ecki musste sich beherrschen, um nicht aufzuspringen und sich auf Jennes zu stürzen. Dieses Arschloch brachte es tatsächlich fertig, dass er kurz davor war, einen Fehler zu machen. Ecki ballte unter dem Tisch die Hände und öffnete dann langsam seine Fäuste.
    »Wie lange ist Schrievers schon weg? Zwei Tage, drei, vier? Wo suchen Sie ihn denn?« Jennes klang, als würde er sich besorgt nach dem Befinden eines alten Freundes erkundigen.
    Jennes sah Carolina Guttat an. Sie spürte, wie sein Blick durch ihr Kostüm drang, und sie begann, sich nackt zu fühlen. »Das wissen Sie ebenso gut wie wir.«
    »Wie lange kommt ein Mensch ohne Wasser aus?« Jennes’ Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen, um dann abrupt zu strahlen.
    »Hören Sie endlich auf!« Frank brüllte den Satz so unvermittelt, dass alle im Raum zusammenzuckten.
    Ein feiner Schweißtropfen rann Carolina Guttats Rücken hinab. Sie schloss die Augen und sah die schwankende Kellerlampe vor sich. Bevor auch das Gesicht auftauchte, zwang sie sich, die Augen zu öffnen. Jennes war ein Monster. Kein Wunder, dass sie Angst vor ihm hatte.
    Jennes lachte meckernd. »So nicht, mein Freund. So nicht.«
    Ecki sprang auf. »Hören Sie endlich mit Ihren Spielchen auf. Hören Sie auf, auf Zeit zu spielen. Es geht um ein Menschenleben. Wollen Sie, dass Schrievers stirbt?«
    »Haben Sie Angst vor dem Sterben?« Jennes war jetzt ein Gesprächstherapeut, der sich vorbeugte, um seinem Klienten volle Aufmerksamkeit zu signalisieren. Dann ließ er sich auf seinen Stuhl zurückfallen. »Sie haben ja keine Ahnung, was Angst ist und was Sterben bedeutet.«
    Frank sprach leise und bedächtig, es lag sogar eine Spur Zuneigung in seinen Worten. »Dann sagen Sie es uns, Hendrik, was bedeutet für Sie Angst?«
    Ecki und Carolina wechselten einen schnellen Blick. Die Staatsanwältin runzelte fragend die Stirn.
    »Hatten Sie Angst, damals im Keller?«
    Wovon sprach Borsch? Carolina suchte Eckis Augen, aber der hatte Jennes fest im Blick.
    »Todesangst? Angst vor Ihrem Vater? Angst vor der Strafe? Angst vor den Ratten und vor der

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