Totenstimmung
genauso gut immer wieder umgeparkt worden sein. Fakt ist nur, dass wir ihn endlich gefunden haben und nun gründlich untersuchen können. Wobei, es gibt ein erstes Ergebnis. Wir haben Fingerabdrücke gefunden, die nicht zu Heini passen oder zu Gertrud. Der Abgleich auch mit den internationalen hat nichts gebracht. Offensichtlich ein Phantom. Aber wir bleiben dran.«
Frank wollte eine Frage stellen, aber Ecki kam ihm zuvor. »Ich gehe davon aus, dass ihr kein Blut gefunden habt?«
Der Kriminaltechniker schüttelte erneut den Kopf. »Gott sei Dank nicht. Nach unseren Erkenntnissen wurde Heinz-Jürgen nicht verletzt, zumindest nicht in seinem Auto beziehungsweise so lange nicht, wie man ihn in seinem Auto transportiert hat.«
»Immerhin.«
Linders Handy schrillte wie einer dieser alten schwarzen Bakelitapparate.
Linders Gesichtsausdruck wurde immer düsterer.
»Bittner.« Torsten Linder klappte sein Telefon zu. »Es hat etwas gedauert, weil der Kellner seine Angebetete nicht in Anrath geehelicht hat, sondern auf dem alten Leuchtturm auf Borkum, aber jetzt haben wir ein Phantombild.«
»Und?«
»Einen Augenblick. Ich drucke es aus.« Linder nickte den beiden Fahndern zu. »Auch nett: statt Flitterwochen Bildbearbeitung am PC . Den Tag werden die beiden nicht so schnell vergessen.«
Das Blatt schob sich langsam aus dem Drucker. Jeder Millimeter schien endlos lange zu brauchen. Zunächst war nur die Stirn zu sehen, dann zeigten sich die Augenbrauen, Nase und der volle Mund folgten. Schließlich lag der komplette Ausdruck vor ihnen. Der Kollege und der frisch verheiratete Kellner des Schlossrestaurants hatten ganze Arbeit geleistet: Der Antiquitätenhändler blickte sie mit ernster Miene an.
Frank nahm das Blatt in die Hand. »Was hat das zu bedeuten? Jennes, nicht Gilleßen. Ist der Kollege auf Borkum richtig gebrieft worden?«
»Sicher.« Linder klang beleidigt. »Wenn er den Kellner fragt, kann er aus seinem Zeichenprogramm nur das herausholen, was er angeboten bekommt.«
»Kein Zweifel?«
»Borsch!«
»Schon gut, Torsten, es ist nur, ich bin völlig überrascht. Ich hatte ein anderes Gesicht erwartet.«
»Es ist, wie es ist.«
Frank sah Ecki an, der ihm das Bild aus der Hand genommen hatte. »Verstehst du das?«
»Jennes ist Gilleßen. Und Gilleßen ist Jennes. Wie simpel.« Ecki sah von Frank zu Torsten Linder. »Jennes hat Heini einen falschen Namen genannt. Ich fasse es nicht.«
»Sind wir dämlich! Darauf hätten wir längst kommen müssen, Ecki. Wir haben einen Dietmar Gilleßen gesucht und hätten dabei nur Jennes nach Heini fragen müssen.«
»Tja.« Mehr wollte der leitende Kriminaltechniker Torsten Linder nicht zu der Selbsterkenntnis seiner Kollegen beisteuern. Was hätte er auch sagen sollen? Er war froh, dass sie endlich eine heiße Spur hatten.
Sie hatten Hendrik Jennes, keine zwei Stunden nachdem sie das Phantombild erhalten hatten, in der Werkstatt für Behinderte festnehmen können. Sie hätten das SEK nicht gebraucht, das Frank noch auf dem Flur vor Linders Büro angefordert hatte.
Das diensthabende Überwachungsteam Steingröver/Schmitz hatte ihnen den entscheidenden Tipp gegeben. Sie waren Jennes zur Werkstatt gefolgt, wie abgesprochen mit Abstand, aber immer so, dass Jennes wusste, dass sie da waren.
Sie hatten das Gelände weiträumig abriegeln lassen, und das SEK hatte sich ungesehen in Stellung bringen können.
Jennes unterschrieb gerade im Büro des Werkstattleiters Lieferpapiere, als Frank und Ecki dazukamen. Der Antiquitätenhändler schien nicht sonderlich erstaunt über das Erscheinen der Beamten gewesen zu sein, jedenfalls hatte er sich widerstandslos von Ecki Handschellen anlegen lassen.
Der Sozialarbeiter in seinem Rolling-Stones - T - S hirt hatte wortlos der kurzen und überraschenden Prozedur zugesehen. Sein Mund hatte dabei ebenso offen gestanden wie das rote Logo der Stones .
Während Frank und Ecki Jennes zu ihrem Fahrzeug gebracht hatten, waren die vermummten Einsatzkräfte von den Behinderten umringt worden. Stumm und unbeholfen hatten sie die neugierigen Berührungen über sich ergehen lassen. Gegen die fröhlich lachenden Menschen, die für die kurze Abwechslung ihre Arbeit liegen gelassen hatten, wirkten sie wie die Krieger aus einer fremden Welt.
»Es steht schlecht um Sie, Jennes.«
Der Antiquitätenhändler schnaubte verächtlich. »Das behaupten Sie schon lange, Borsch. Aber Sie können mich nicht schockieren. Sie nicht.«
»Es ist unsere dritte
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