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Totentaenze

Totentaenze

Titel: Totentaenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian , Krystyna Kuhn , Manuela Martini , Susanne Mischke
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habe mich verirrt. Definitiv. Absolute Dunkelheit umgibt mich.
    Ich will weinen, mich einfach da auf die Erde legen, aber so schnell gebe ich nicht auf. Spätestens morgen früh werden mich Touristen finden oder Archäologen, ich muss einfach nur warten … Ich lasse mich auf den Boden sinken. Doch die Bilder in meinem Kopf lassen nicht zu, dass ich hier sitzen bleibe. Überall diese Toten! Ich springe auf und renne einfach los, schon lange weiß ich nicht mehr, in welche Richtung, vielleicht laufe ich im Kreis, vielleicht einfach nur von Ebene eins auf Ebene zwei und drei und vier und fünf … Manchmal geht es hinauf, dann wieder hinunter, ich habe vollständig die Orientierung verloren. Hastig zerre ich mein Handy aus der Hosentasche, aber es funktioniert nicht.
    Ich laufe einfach weiter, irgendwann endet jeder Gang. Das ist mein letzter Gedanke, dann schalte ich meine Festplatte ab.
    Das Rauschen kommt näher und der Wind wird heftiger. Bin ich im Jenseits? Es riecht nach Meer und Fisch. Oder bilde ich mir das ein? Fisch – das Zeichen der Urchristen?
    Heftiger Wind weht herein. Ich muss an einem Ende angekommen sein.
    Tatsächlich.
    Eine weiße, horizontale Linie taucht vor mir auf. Weißer Schaum auf heranrollenden Wellen.
    Das Meer. Ich bin am Meer. Wie weit ist Rom vom Meer entfernt? Rom hatte einen Hafen. Ostia Antica. Wir haben Ostia Antica besichtigt … Doch der Tiber änderte seinen Lauf oder der Hafen versandete. Vielleicht bin ich irgendwo in der Dunkelheit auf einen neuen, unterirdischen Tunnel gestoßen?
    Doch das ist mir im Moment egal. Ich breite meine Arme aus und laufe über den Sand zum Wasser. Sauerstoff durchströmt endlich wieder meinen Körper. Ist das wirklich alles passiert? Sind die Bilder in meinem Kopf aus der Wirklichkeit? Ich drehe mich um, hinter mir gähnt – versteckt hinter hohem Schilf – die dunkle Öffnung, aus der ich gekommen bin.
    Ich lasse mich in den Sand fallen, zwischen Schilfgras und ein paar leeren Bierflaschen. Am Himmel zeigt sich ein rötliches Glimmen, über mir steht ein hell leuchtender Halbmond und auf den Wellenkämmen liegt weißer Schaum, der am Strand eine Weile liegen bleibt, bis die Bläschen zerplatzen.
    Bin ich am Leben?
    Das Klingeln meines Handys bestätigt mir sofort: Ja!
    Hastig taste ich danach in meiner Hosentasche. Glücklicherweise hatte ich es nicht in der Umhängetasche gehabt, die irgendwo da unten im Labyrinth liegen geblieben ist.
    »Hallo?« Und wenn es Darian ist? Wieso bin ich davon ausgegangen, dass er mir nicht gefolgt ist?
    »Rixa?« Das ist nicht Darian.
    »Inspektor Bianchi«, sagt eine raue Stimme mit starkem Akzent. »Wo sind Sie?«
    Ich kann kaum glauben, so viel Glück zu haben!
    »Keine Ahnung!«, schreie ich ins Handy. »Am Strand. An einem Ausgang der Katakomben, Moment, links ist ein Schild, da steht Camping Paradiso … «
    »Bleiben Sie, wo Sie sind! Wir kommen!«
    Wo sollte ich auch hingehen? Bestimmt nicht wieder zurück in die Unterwelt.
    Ich weiß nicht, wie lange ich einfach im Sand liege, bis blaues Licht hinter mir aufblitzt.
    Drei Gestalten kommen die Düne heruntergelaufen. Die erste Gestalt trägt eine Che-Guevara-Kappe und rennt durch den Sand auf mich zu.
    »Du?«, frage ich und stehe auf, klopfe mir den Sand von den Hosen.
    »Ich hatte so eine Idee«, keucht Sebastian, »ich dachte, der Täter muss unter uns sein, und dann schlich sich Darian nachts aus unserem Zimmer. Ich wollte zu dir, aber du warst auch nicht da.« Er holt Luft. »Na ja, deshalb habe ich dann Bianchi informiert. Aber du warst auf deinem Handy nicht erreichbar.«
    Ja, es funktionierte nicht unter der Erde.
    »Du hast ihnen alles erzählt?«, frage ich.
    »Ja.« Er hebt eine Schulter und lässt sie wieder fallen.
    »Was ist passiert?« Inspektor Bianchi steht nun vor mir. Er trägt dieselbe Lederjacke und sieht so aus, als habe er vor nichts Angst.
    »Darian … Er ist dort unten«, sage ich und beginne plötzlich zu zittern. Eine bleierne Müdigkeit überfällt mich.
    Stammelnd erzähle ich eine Kurzfassung von dem, was sich in den Katakomben abgespielt hat.
    Bianchi nickt und ruft Verstärkung. Ich sehe, wie er das Schilf mit den Armen teilt und dann in dem dunklen Loch verschwindet.
    Ich friere. Der Polizeiwagen mit dem kreisenden Blaulicht wartet hinter den Dünen auf uns. Ich brauche nur einzusteigen. Aber ich kann noch nicht.
    »Ich … ich hab gedacht, du hast sie umgebracht«, bringe ich hervor und sehe Sebastian in die

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