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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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eine rosa champa -Blüte ins Haar gesteckt. Mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen öffnete sie die Tür der Kammer wie die Assistentin in einem thailändischen Fernsehquiz.
    Die Besucher starrten in die leere Kühlkammer der leichenlosen Pathologie und fragten sich, was sie hier sollten. Richter Haeng strahlte über alle vier Backen. Er hätte seine Begeisterung am liebsten laut herausgeschrien, aber ihm kam jemand zuvor. Das markerschütternde Kreischen schien durch die geschlossene Tür des Lagerraums zu dringen. Plötzlich flog die Tür auf, traf einen hochrangigen Polizeibeamten empfindlich an der Schulter, und gab den Blick frei auf ein schier unglaubliches Schauspiel. Die Besucher schnappten hörbar nach Luft. Ein dunkelhäutiger Mann mutmaßlich indischer Herkunft bahnte sich, unrasiert und mit nacktem Oberkörper, einen Weg durch die verängstigten Zuschauer und trat neben den Richter. Ein äußerst knappsitzender Sarong verhüllte notdürftig seine Scham, und auf seinem Handteller lag ein offenbar menschliches Gehirn, das auf den blitzblanken Betonfußboden tropfte. Er öffnete den Mund und brach in stummes Gelächter aus.

    Genosse Nguyen, der vietnamesische Pathologe, fand als Erster seine Stimme wieder. »Richter Haeng«, sagte er entrüstet. »Was hat das zu bedeuten?«
    Haengs Miene verriet, dass er den halbnackten Mann erkannt hatte. Was das nicht der Irre, der ziellos durch die Stadt streifte und um Essensreste bettelte? Der notorische Exhibitionist, der bereits wiederholt aufgegriffen worden war und mehrere Nächte hinter Gittern verbracht hatte? Wie nannten sie ihn noch gleich? Genau, den Verrückten Rajid. Was suchte der hier im Leichenschauhaus?
    »Siri, was hat das zu bedeuten?«, wollte Haeng wissen.
    »Meine Herren, ich glaube, ich schulde Ihnen eine Erklärung«, sagte Siri. »Sie müssen den Aufzug unseres neuen Pathologieassistenten entschuldigen.«
    »Neuer Pathologie…?«, stammelte der Richter. Er rang sich ein gequältes Lachen ab, um den Eindruck zu erwecken, er habe von Anfang an von diesem Scherz gewusst. Siri hievte sich auf den Sektionstisch und richtete das Wort an die Besucher.
    »Sehen Sie«, sagte er, »Herr Rajid war als Einziger bereit, für das halbe Gehalt zu arbeiten, das man uns für diesen Posten zugesteht.« Rajid hatte sich auf dem Fußboden niedergelassen und brachte das Gehirn wie Knetgummi in die Form eines Pilzes.
    »Ich glaube kaum …«, begann Haeng, brachte jedoch beim besten Willen keinen leidlich souveränen Satz auf Vietnamesisch zustande, mit dem er seinen Kopf aus der Schlinge hätte ziehen können.
    Siri fuhr fort: »Wir hatten einen überaus kompetenten – um nicht zu sagen brillanten – Assistenten, der sich mit Freuden für einen Hungerlohn verdingte. Er hatte mehr Berufserfahrung als ich und Schwester Dtui zusammen.«
    »Was ist aus ihm geworden?«, fragte Nguyen. Die anderen Delegierten waren fasziniert näher getreten. Zum ersten Mal seit ihrer Anreise bekamen sie etwas Authentisches geboten.
    »Nun ja, er hatte gewiss gute Gründe, aber Richter Hae… – ich meine, das Justizministerium – hat ihn entlassen.«
    »Ich habe ihn nicht entlas…«, versuchte Haeng zu widersprechen. Sein Lächeln schwand dahin.
    »Warum?«, fragte Nguyen. »Warum haben Sie einen tadellosen Assistenten entlassen?«
    »Weil …« Siri machte eine Kunstpause. »Weil er am Down-Syndrom leidet.«
    Ein Raunen ging durch die Reihen.
    »Sie haben einen Mann entlassen, weil er mongoloid ist?«, fragte der Delegationsleiter mit ungläubiger Miene. Er hätte vermutlich ebenso gehandelt – wahrscheinlich hätte keiner der anwesenden Würdenträger den Behinder ten überhaupt erst eingestellt -, aber gruppendynamische Prozesse wirken bisweilen Wunder.
    »Ich … ich habe ihn nicht entlassen«, sagte Haeng. »Ich habe ihn … versetzt.«
    »Warum?«, fragte Nguyen. »Hat er dem sozialistischen Staat etwa nicht treu gedient? Und einen wertvollen Beitrag für die Gemeinschaft geleistet?«
    »O doch«, antwortete Siri.
    Rajid hatte sich das Gehirn wie einen Hut auf den Kopf gesetzt. Einer der Generäle musterte ihn angewidert und wandte sich dann an Siri. »Können wir mit dem Idioten sprechen – und uns selbst ein Bild machen?«
    »Ich fürchte, nein«, sagte Siri. Der Doktor und Dtui ließen den Kopf hängen. »Sehen Sie, er wurde von bewaffneten
Soldaten in den Norden, nach Luang Prabang verschleppt. Aber seine Loyalität und die Liebe zu seiner Arbeit und den damit

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