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Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed

Titel: Totentanz für Dr. Siri - Cotterill, C: Totentanz für Dr. Siri - Disco for the Departed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
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abgesehen gibt es keine Götter. Und selbst wenn es einem veritablen Gott gelänge, den Stacheldrahtzaun der Partei zu überwinden, würde er unverzüglich unter Hausarrest gestellt. Hölle und Verdammnis sind ein für alle Mal vom Tisch.«
    »Kein Gott? Dann hat diese grandiose Landschaft wohl der alte Marx erschaffen?«
    »Sie sind ja eine richtige kleine Dissidentin.«
    »Trotzdem. Es ist wunderschön hier oben, Doc.«
    »Wohl wahr, wenn man die Zeit hat, die herrliche Natur zu genießen.«
    »Sie meinen, wenn man nicht gerade damit beschäftigt ist, dem nächsten Bombenhagel zu entgehen?«
    »Zehn lange Jahre habe ich wenig anderes getan als das. Und die armen Schweine zusammengeflickt, die nicht so viel Glück hatten wie ich.«
    »Wann wir wohl erfahren werden, warum wir eigentlich hier sind?«
    Sie waren kurzfristig samt ihrer Ausrüstung zum Flughafen Wattay beordert worden. Richter Haeng hatte sie über Sinn und Zweck ihrer Mission im Unklaren gelassen und ihnen lediglich den Namen ihres Kontaktmannes genannt.
    »Genosse Lit müsste morgen früh um neun Uhr hier sein.«
    »Wer war das gleich noch mal?«

    »Bezirkskommandeur, Staatssicherheit.«
    »Ah ja. Kennen Sie ihn noch von früher?«
    »Der Name sagt mir nichts. Aber als Partei- und Armeeführung nach Vientiane umzogen, wurden hier oben zahllose Grünschnäbel in Windeseile auf wichtige Posten gehievt. Manche Jungkader machten derart rasant Karriere, dass der hiesige Quartiermeister dem Vernehmen nach noch in den Windeln lag, als er in Amt und Würden gelangte. Man musste erst einmal seine Rassel konfiszieren, um ihn zur Arbeit zu bewegen.« Dtui kicherte. »Ich weiß nicht. Gut möglich, dass mir dieser Lit schon einmal über den Weg gelaufen ist«, fuhr Siri fort.
    »Ob er weiß, dass Sie Ihre knuddelige, bildschöne Assistentin mitgebracht haben?«
    »Er wird zweifellos entzückt sein.«
    Wieder verführte die Ruhe ringsum die beiden zu friedvollem Schweigen. Ein Hobbyfischer warf in dem tintenschwarzen Tümpel seine Netze aus. Die Eichhörnchen zwitscherten wie heisere Spatzen. Dtui blickte zu der Treppe hinter Siri.
    »Doc.«
    »Ja?«
    »Da oben an der Treppe …«
    »Keine Ahnung.«
    »Woher wissen Sie, was ich fragen wollte?«
    »Sie wollten fragen, warum vor der Sperrholzwand dort oben ein bewaffneter Wachposten sitzt.«
    »Hmmm. Nicht übel. Haben Ihre Geister Ihnen eingeflüstert, was ich denke?«
    »Nicht nötig. Es war nicht allzu schwer, Ihre Gedanken zu erraten. Erstens ist Ihre Neugier nachgerade unersättlich, darum war es nur eine Frage der Zeit, bis Sie sich danach
erkundigen würden. Und zweitens ist mir keineswegs entgangen, dass Sie mit dem Wachposten geflirtet haben.«
    »Er war nicht sonderlich gesprächig.«
    »Sie meinen, er wollte Ihnen nicht verraten, was sich hinter der Wand verbirgt?«
    »Mit keiner Silbe. Geheimnisse kann ich auf den Tod nicht ausstehen.«
    »Wir werden vor unserer Abreise schon noch dahinterkommen.«
     
     
    Doch als er jetzt dösend auf seiner klumpigen Kapokmatratze lag und den Mücken dabei zusah, wie sie die nackte Glühbirne umschwirrten, sann auch er über das Geheimnis hinter der Sperrholzwand nach. Sie blockierte den Zugang zu einem Teil des ersten Stockwerks. Dem Grundriss des Erdgeschosses nach zu urteilen, musste es dort oben vier oder fünf Zimmer geben. Er überlegte, was an ihnen so besonders war. Seufzend fuhr er sich mit den Fingern durch das dichte weiße Haar. Es war schon nach elf, und er hatte das ungute Gefühl, dass er die ganze Nacht kein Auge würde zutun können. Dafür ging ihm zu viel durch den Kopf. Und wenn es nicht gerade seine Gedanken waren, die ihm den wohlverdienten Schlaf raubten, gönnten sie ihm keine Ruhe. Er tastete nach dem antiken weißen Amulett, das an einem fest geflochtenen weißen Zopf aus Frauenhaar um seinen Hals hing. Als seine Finger es berührten, durchzuckte ein Stromstoß jede Faser seines Körpers. Plötzlich hörte er sie noch deutlicher, ihr unentwegtes Schwatzen und Schnattern in der Ferne. Die Geister, die ihm früher nur im Traum begegnet waren, wurden allmählich dreister. Bisweilen erschienen sie sogar am helllichten Tag, oft im unpassendsten Moment. Noch
bevor der klapprige russische Mi-14-Hubschrauber am Nachmittag gelandet war, hatte er sie gespürt, die Seelen der vielen tausend Menschen, die im Krieg ums Leben gekommen waren. Sie nahmen ihn gründlich in Augenschein, erkundeten ihn wie Touristen einen historischen Palast, um herauszufinden,

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