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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Luft zu schnuppern und sich ein paar leckere Gehirne zu genehmigen, so wie andere Leute etwa nachts im Halbschlaf an den Kühlschrank gehen und ihren Diätplan schlafwandlerisch über den Haufen werfen.
    Bolgur, eine große Brille auf der Nase, hielt eine sehr bewegende Grabrede, in der es irgendwie darum ging, dass der Totenbeschwörer einerseits ein erbarmungsloser Feind, andererseits jedoch ein wunderbarer und treuer Freund gewesen sei. Der genaue Sinn ging in zahllosen Schluchzern unter, Schwierigkeiten seitens Bolgur, seine eigenen Notizen zu entziffern, kamen auch noch hinzu.
    Die kürzeste Grabrede hielt Nenia.
    Als sie die Schaufel Erde auf den Sarg warf, sagte sie, die vier Helden fixierend:
    »Ich werde dich grausam rächen, Papa.«
    Bolgur putzte sich trötend die Nase.
    Nach dem traditionellen Leichenschmaus in Hermschloks bereits vielfach erwähnter Taverne, und bevor sie sich auf die Reise machten, um Nenias Verwandte zu besuchen, bestand Brom noch darauf, bei Ulgameschs Kaufhaus für Abenteurer vorbeizuschauen.
    Etwas, das es in Ulgameschs »Kaufhaus für Abenteurer« nicht zu kaufen gab, existierte nicht (behauptete jedenfalls der offizielle Werbeslogan).
    Ob Ork-Krieger, Kobold-Schamane, Nachtelfen-Nekromant oder Voodoo-Wichtel-Priesterin – hier wurde jeder fündig.
    Ulgameschs Sortiment umfasste Hexerei-Artikel, Diebeswerkzeug, Priester-Roben, Druiden-Stäbe, Alchemistenzubehör, magische Schriftrollen und natürlich Waffen und Rüstungen aller Art, vom einfachen, aber zuverlässigen Anfänger-Kurzschwert bis zum Nuklearen-Erstschlag-Götterhammer.
    Die besonders kostbaren Stücke bewahrte Ulgamesch in einem abgesonderten Bereich des Ladens auf, stets bewacht von zwei grimmigen Ogern, deren Aufgabe es war, all die Möchtegernhelden zu vergraulen, die um die einbruchssicheren Vitrinen herumscharwenzelten und von dem Tag träumten, an dem sie das legendäre Dämonenschwert Köpfer oder den sagenumwobenen Streitkolben Knochentod ihr Eigen nennen dürften.
    Ein nüchterner Blick auf das Preisschild und eine realistische Selbsteinschätzung hätte sie unweigerlich davon überzeugen müssen, dass dieser Tag für die meisten von ihnen niemals kommen würde.
    Aber man weiß schließlich, wie Helden so sind, besonders solche, die gerade erst von zu Hause losgezogen sind, statt einer richtigen Waffe ein morsches Stuhlbein in der Hand und den Kopf voll wirrer Träume von gewaltigen Drachenschätzen und liebreizenden Prinzessinnen, die nur darauf warten, von ihnen gerettet zu werden.
    Denn ist es nicht allzu nahe liegend, sich für den Titelhelden des Stückes Weltgeschichte zu halten, den Rest hingegen für Statisten oder dekorative Hintergrundkulisse?
    »Fünfundsechzig Kupfer-Kopeken«, sagte Ulgamesch. »Mein letztes Angebot.«
    »Fünfundsechzig Kopeken?«, rief Brom. »Hast du eine Ahnung, was es uns gekostet hat, diesen Helm aufzutreiben?«
    »Nein, habe ich nicht«, entgegnete der Kobold-Händler. »Aber wenn es mehr als fünfundsechzig Kopeken waren, habt ihr definitiv ein Verlustgeschäft gemacht.«
    »Gut, gib ihn mir zurück. Du bist ja nicht der einzige Händler in der Stadt. Gerade eben hat uns Karn in seiner Boutique zwei Komma fünf Millionen geboten, und dabei macht er noch einen kriminell guten Schnitt.«
    »Wenn Karn meint, dass es ein kriminell guter Schnitt ist, zwei Komma fünf Millionen Goldstücke für ein bisschen Blech auszugeben, wird er schon wissen, was er tut«, sagte Ulgamesch und gab Brom den Helm zurück.
    »Du wirst dich noch gelb ärgern, wenn er ihn auf der nächsten Auktion für das Zehnfache wieder verkauft!«
    »Daran habe ich so meine Zweifel.«
    »Werden wir ja sehen.«
    Den vermeintlichen Helm des Eralkes in der Hand, blieb Brom unschlüssig vor der Ladentheke stehen.
    »Kann ich sonst noch was für euch tun?«, fragte Ulgamesch. »Ich dachte, Karn hat schon den roten Teppich ausgerollt und wartet mit seinen zweieinhalb Millionen Goldstücken sehnsüchtig auf euch.«
    Brom trommelte mit den Fingern auf dem Helm herum, aber nicht zu fest, um keine Dellen in dem Blech zu hinterlassen.
    »Eigentlich«, sagte er, »würde ich lieber an dich verkaufen als an Karn. Um der alten Zeiten willen.«
    »Schön«, antwortete Ulgamesch. »Du kennst mein Angebot. Fünfundsechzig Kopeken.«
    »Fünfundsechzig Kopeken!«, wiederholte Brom entrüstet. »Das ist der Helm des Eralkes! Legendäre Zwergenschmiedekunst, nicht diese billige Massenware, die du hier verschacherst!«
    »Meinst

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