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Totenwall

Titel: Totenwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
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gehört hab. Der hatte bestimmt nicht nur Freunde. Glaub’n Sie mir: Wer’s so weit schafft wie der Goldmann … ich mein’, wer so einen Haufen zusammenscheffelt, der hat sicherlich auch Feinde.»
    «Mag sein. Was hast du denn gehört?»
    «Geben Sie mir vier Stunden Vorsprung?»
    Sören nickte.
    «Das mit dem Bruch … also das war nicht meine Idee. ’n Auftrag quasi. Aus’m Miljö … Wer genau dahintersteckt, das weiß ich nicht. Ich hab nur mit einem Künkel gesprochen. Der meinte, wegen Goldmann säßen so einige in der Zwickmühle und dass er ein Schuft sei. Von dem stammt auch der Tipp mit der Baustelle. Er sagte, alles wäre ganz einfach. Hat sogar den genauen Lageplan der Räumlichkeiten geliefert. Von daher … das war ein Selbstgänger. Der wollte nur ein paar Papiere, von denen er wusste, dass sie im Tresor der Bank liegen. An der Kohle war der nicht interessiert.»
    «Und die Papiere? Was ist mit denen?»
    Armin Brunckhorst zog ein Couvert aus der Jacketttasche und reichte es Sören. «Ein gutes Dutzend Schuldverschreibungen. Normalerweise stehe ich zu meinem Wort und liefere, wie versprochen, aber ich denke inzwischen, dass man mich gelinkt hat. Von daher … Vielleicht können Sie was damit anfangen. Mir ist das jedenfalls zu heiß geworden. Ich will damit nix mehr zu tun haben.»
    «Vier Stunden?»
    Armin Brunckhorst blickte nervös zur Uhr. «Dreieinhalb.»
     
    Frau Völckert bekam strikte Instruktionen. Sie verstand sofort. Brunckhorst hatte sie zuletzt vor fünf Jahren gesehen, seither nicht mehr. Das könne sie auch beschwören, bot sie an. So weit werde es nicht kommen, erklärte Sören. Er konnte nur hoffen, dass niemand sonst Armin Brunckhorst gesehen hatte, als er das Haus betreten oder verlassen hatte.
    Die vier Stunden vergingen quälend langsam. Bis dahin war er für niemanden zu sprechen, ohne Ausnahme, wie er Frau Völckert angewiesen hatte. Sören bastelte an einem Schlachtplan. Als die Zeit um war, rief er direkt im Stadthaus an und meldete eine Fundsache. Der Beamte am Telephon entschied, dass man nicht zuständig sei. Erst als Sören erklärte, es handle sich um einen größeren Geldbetrag, schenkte man ihm Gehör. Um wie viel es sich denn handle, fragte die Stimme interessiert. Um ungefähr so viel, wie in den Tresor des Bankhauses Goldmann passe, erklärte Sören. Schweigen am anderen Ende. Der Mann willigte schließlich ein, zwei Beamte als Begleitung für den Transport vorbeizuschicken, auch wenn Sören heraushörte, dass man ihm keinen Glauben schenkte. Frau Völckert schickte er vorsorglich nach Hause. Heute werde es nichts mehr zu tun geben, erklärte er. Eine halbe Stunde später meldeten sich zwei Wachtmeister, die ihn mit dem Koffer zum Neuen Wall eskortierten.
    Zuerst glaubte der zuständige Bezirkscommissar, es handle sich um einen Scherz, aber nachdem Sören den Koffer geöffnet hatte, blieb dem schneidigen Polizisten die Spucke weg. Im Nu verständigte er Regierungsrat Stürken, den Leiter der Hamburger Criminalpolizei, sowie Polizeihauptmann Heinrich Andresen, der im Fall Goldmann die Ermittlungen leitete.
    «Erzählen Sie von vorne», forderte ihn Andresen auf. Im rückwärtigen Teil des Raums waren mehrere Beamte zum Geldzählen angetreten.
    «Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich erhielt einen Anruf – anonym. Der Mann teilte mir lediglich mit, dass er einen Koffer im Kellerabgang auf unserem Hof deponiert habe. Weiterhin sagte er, ich solle der Polizei mitteilen, dass er nichts mit dem Mord im Bankhaus Goldmann zu tun habe. Dann hat er aufgelegt.»
    «Kannten Sie die Stimme?»
    Sören schüttelte den Kopf. «Es klang, als würde er durch ein Taschentuch sprechen.»
    «Und dann sind Sie zum Hof gegangen.»
    «Ja. Der Koffer stand dort wie angekündigt. Ich habe kurz hineingeschaut, dann bin ich mit dem Koffer nach oben und habe hier angerufen.» Er reichte Andresen den Umschlag mit den Schuldverschreibungen. Die Namen hatte er sich sicherheitshalber kopiert. «Das lag obenauf.»
    «Interessant», murmelte Andresen, während er die Papiere studierte.
    «Was meinen Sie?», mischte sich Stürken ein.
    «Ich denke, da hat jemand ganz gewaltig Schiss bekommen», antwortete Andresen.
    Sören tat ahnungslos. «Meinen Sie, das ist die Beute aus dem Goldmann-Raub?»
    «Ich denke schon. Aber ob das alles ist, wird uns nur der Prokurist der Bank sagen können. Soweit wir bislang wissen, wurde nur Bargeld entwendet. Von daher ist das hier …», er deutete auf die

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