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Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totgeglaubte leben länger: 8. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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wieder mit Informationen nach, die er von Kaplan und Birch hatte.
    Mein mentales Polaroid war ziemlich zutreffend gewesen. Ferris und Purviance hatten eine Affäre gehabt. Birch hatte in ihrer Wohnung in Saint-Léonard die üblichen Accessoires gefunden. Einen Männerbademantel im Schrank. Rasierer und Zahnbürste im Spiegelschrank.
    Die Affäre hatte angefangen, kurz nachdem Purviance bei Les Imports Ashkenazim die Arbeit aufgenommen hatte. Im Lauf der Jahre verstärkte sie den Druck auf Ferris, sich endlich von Miriam scheiden zu lassen. Er vertröstete sie immer wieder. Außerdem verstärkte sie ihren Einfluss auf das Geschäft.
    Purviance war vertraut mit allen Transaktionen in dem Lagerhaus. Soll heißen: Sie wusste über alles Bescheid und war an allem beteiligt. So hörte sie zum Beispiel Ferris’ Anruf bei Kaplan mit, als der ihn bat, den Markt für das Masada-Skelett zu sondieren. Sie hörte auch seine Gespräche mit Vater Morissonneau und Tovya Blotnik mit und erfuhr so von der Geschichte des Skeletts. Es ärgerte sie, dass Ferris dieses Geschäft allein machte und sie ausschloss.
    Kurz zuvor hatte sie auch Ferris’ Anruf im Reisebüro mitbekommen. Ferris plante einen Urlaub mit seiner Frau im sonnigen Florida. Das war der letzte Tropfen. Ferris wollte ohne sie das große Geschäft machen und versuchte, seine Ehe zu kitten. Purviance stellte ihren Geliebten zur Rede und wollte von ihm wissen, wie er seine Prioritäten setze.
    Da Ferris das ständige schlechte Gewissen und der Stress dieses Balanceaktes zwischen zwei Frauen allmählich zu viel wurde, beschloss er, Purviance den Laufpass zu geben. Les Import Ashkenazim machte gerade eine etwas schwierige Zeit durch, aber alles in allem lief das Geschäft nicht schlecht. Sein Verhältnis zu Miriam wurde wieder besser. Er brauchte Purviance nicht. Zugegeben, er befand sich wirtschaftlich in einer Talsohle, aber der Verkauf des Skeletts würde das ändern. Es wäre besser, wenn er Purviance feuerte. Ferris versprach ihr sechs Monate Gehaltsfortzahlung und forderte sie auf zu verschwinden.
    Der erste Anruf in Boca während dieser Urlaubswoche war von Purviance gekommen, die ihn bat, sich alles noch einmal zu überlegen. Ferris fertigte sie knapp ab. Er hatte sie wirklich und wahrhaftig in die Wüste geschickt. Jetzt war sie ohne Liebhaber und ohne Arbeit.
    Der zweite Anruf in Boca kam ebenfalls von Purviance, und nun drohte sie ihm. Sie wisse über das Skelett und seinen Wert Bescheid. Sie wolle ein Stück vom Kuchen, sonst informiere sie Miriam über ihre Affäre und die Behörden über das Skelett. Ferris lachte sie nur aus.
    Je mehr Purviance darüber nachdachte, desto wütender wurde sie. Sie hatte Ferris’ Geschäft mit aufgebaut. Sie hatte ihn in ihr Bett gelassen. Und jetzt wurde sie weggeworfen wie der Müll der letzten Woche. Ihn an seine Frau und die Polizei zu verpfeifen, würde ihm zwar wehtun, ihr aber nichts einbringen. Und es würde ihm nicht genug wehtun. Ferris sollte einen viel größeren Preis bezahlen. Angeregt von CSI, Law & Order und NYPD Blue , beschloss Purviance, einen Killer anzuheuern. Sie wollte Ferris loswerden und das Geschäft übernehmen.
    Doch sie war nur ein braves jüdisches Mädchen ohne die entsprechenden Beziehungen. Sie kannte keine Killer. Wen sollte sie anrufen? Kaplan war ein Ex-Sträfling, der illegale Aufträge übernahm. Purviance hatte seine Nummer von der Anruferkennung im Lagerhaus.
    Kaplan war zwar ein Gauner, aber kein Killer. Er merkte, dass er ein naives Mädchen vor sich hatte und eine Chance auf einfachen Profit winkte. Er nahm Purviances Geld, brachte aber keine Gegenleistung.
    Verschmähte Geliebte. Fallen gelassene Geschäftspartnerin. Und übers Ohr gehauene Kundin. Purviance kochte innerlich. Getrieben von einer fast obsessiven Wut, beschloss sie, selbst zu handeln. Sie wusste, dass ihr Nachbar eine Waffe in seinem Auto hatte, stahl sie und brachte Ferris eigenhändig um.
    Doch ihre Wut hatte ihre Fähigkeit zum strategischen Denken getrübt. Nachdem sie zwei Kugeln in Ferris’ Körper gejagt hatte, drückte sie der Leiche die Waffe in die Hand, krümmte die Finger darum und schoss in die Luft. Auch diesen Trick kannte sie aus den Krimiserien. Bei einer selbst beigebrachten Schusswunde muss der Leichenbeschauer Schmauchspuren an der Hand finden. Nun jedoch machte Purviance einen großen Schnitzer. Sie ließ zwar die Waffe zurück, sammelte jedoch die Patronenhülsen ein, wodurch die Polizei einen

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